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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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etwas müde. »So viele Leute sind imstande zu lügen, und so viele tun es auch – manchmal aus ganz anderen Gründen, als man annimmt. Und manche wissen nicht einmal, dass sie es tun.«
    »Geht das auf mich?«, fragte Gwenda ängstlich.
    Inspektor Primer lächelte. »Nein, ich halte Sie für eine sehr glaubwürdige Zeugin, Mrs Reed.«
    »Dann glauben Sie auch, ich habe mit meinem Verdacht Recht?«
    »Das ist keine Frage des Glaubens«, antwortete der I n spektor und seufzte. »Nicht bei uns Polizisten. Bei uns gilt nur nachforschen und beweisen: Wo jeder war, we l ches Motiv man hatte. Mit Sicherheit wissen wir Mrs Kimbles ungefähre Todeszeit, nämlich zwischen zwei Uhr zwanzig etwa und drei Uhr. Da hätte sie jeder u m bringen und anschließend herkommen können. Eine E r klärung für die Telefonanrufe finde ich bis jetzt nicht. Keiner der Leute, die Sie erwähnten, hat dadurch ein Al i bi.«
    »Aber Sie werden feststellen, wo sie zur Tatzeit gewesen sind, nicht wahr? Sie vernehmen sie doch?«
    Der Inspektor lächelte wieder. »Ja, wir werden alle no t wendigen Fragen stellen, Mrs Reed, darauf können Sie sich verlassen. Alles zu seiner Zeit. Es hat keinen Sinn, die Dinge zu überstürzen. Man muss erst eine klare Linie haben.«
    Gwenda konnte sich seine Methode zu arbeiten plöt z lich deutlich vorstellen: beharrlich, gelassen, unerbittlich.
    »Ich verstehe schon«, sagte sie. »Sie sind eben ein Fachmann, Giles und ich nur Amateure. Selbst wenn wir einen Glückstreffer haben, wissen wir nicht, wie wir ihn auswerten sollen.«
    »So ungefähr«, stimmte der Inspektor zu, während er aufstand und die Terrassentür wieder öffnete. Plötzlich blieb er unbeweglich stehen. »Entschuldigen Sie, Mrs Reed, die Dame dort hinten – das ist nicht zufällig eine gewisse Miss Marple?«
    »Doch«, erwiderte Gwenda, die ihm gefolgt war. »Sie hilft uns freundlicherweise im Garten.«
    »Miss Marple«, murmelte der Inspektor. »Aha!«
    Gwenda sah ihn fragend an. »Sie ist wirklich ein Schatz!«, versicherte sie.
    »Und eine Berühmtheit«, sagte er. »Sie hat die Polize i chefs von mindestens drei Grafschaften mühelos in die Tasche gesteckt. Noch ist sie nicht mein Boss, aber ich sehe den Tag noch kommen. Miss Marple hat also ihre Finger im Spiel!«
    »Sie hat uns eine Menge nützlicher Winke gegeben«, sagte Gwenda.
    »Wem erzählen Sie das! War es auch ihre Idee, wo wir nach der verschollenen Mrs Halliday suchen sollten?«
    »Sie meinte nur, Giles und ich sollten eigentlich wissen, wo wir graben müssten. Es war wirklich begriffsstutzig von uns, dass wir nicht früher darauf gekommen sind.«
    Der Inspektor stieß ein kurzes, leises Lachen aus und ging zu Miss Marple hinaus, die weiter unten im Garten arbeitete.
    »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht persönlich, Miss Marple. Aber Colonel Melrose hat Sie mir mal von Weitem gezeigt.«
    Miss Marple richtete sich mit gerötetem Gesicht aus i h rer gebückten Haltung auf, die Hände voll Windenra n ken.
    »Ach ja, der gute Colonel Melrose! Er war immer so nett zu mir. Seit…«
    »Seit dem Fall mit dem Küster, der erschossen im A r beitszimmer des Pfarrers aufgefunden wurde. Es ist schon eine Weile her, aber Sie haben seitdem noch mehr Fälle erfolgreich gelöst. Gab’s da nicht mal Ärger mit einer vergifteten Füllfeder?«
    »Sie wissen offenbar gut über mich Bescheid, Inspe k tor…«
    »Primer ist mein Name. Sie sind auch hier wieder fleißig gewesen, wie ich sehe.«
    »Nun, man tut, was man kann. Der Garten ist sehr ve r nachlässigt worden. Diese Winden, zum Beispiel, sind unglaublich hartnäckig.« Miss Marple blickte ernst zu Inspektor Primer auf. »Die Wurzeln verästeln sich in der Erde über weite Strecken. Ja, über weite Strecken, und man merkt es gar nicht.«
    »Da haben Sie Recht, so was ist sicher in den Griff zu kriegen. Wie manche Mordfälle. Achtzehn Jahre ist es her…«
    »Vielleicht noch länger«, sagte Miss Marple. »Irgen d wann setzen sie sich fest – und richten großen Schaden an, Inspektor. Sie ersticken die hübschen Blumen.«
    Einer der zum Graben abgeordneten Polizisten kam den Plattenweg entlang auf sie zu. Er schwitzte, und auf seiner Stirn prangte ein dunkler Schmutzstreifen.
    »Wir haben was entdeckt, Sir«, meldete er. »Sieht aus, als war sie’s tatsächlich.«
     
    In diesem Moment, überlegte Gwenda, als sie daran z u rückdachte, hatte der Albtraum erst richtig begonnen. Giles war in den Salon gekommen und hatte gesagt: »Es –

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