Ruheloses Herz
lockerte. »Ich versuche nur, mich mit einem abgehalfterten Jockey zu einigen … den ich im Voraus bezahlt habe.«
»Sie bekommen Ihr Geld zurück«, beteuerte der Jockey erneut, dann wandte er sich an Keeley: »Auf dieses Pferd steige ich nicht, Miss Keeley. Es lahmt, und sogar ein Blinder kann sehen, dass es nicht antreten kann.«
»Entschuldigung«, sagte sie eisig, während sie Tarmack beiseite schob und die Box betrat, um sich das Pferd anzusehen. Einen Moment später zitterten ihr vor Wut die Hände.
»Mr. Tarmack, wenn Sie einen Jockey auf dieses Pferd setzen, werde ich Anzeige gegen Sie erstatten. Genau gesagt, sollte ich Sie in jedem Fall anzeigen. Dieser Wallach ist krank, verletzt und schwer vernachlässigt.«
»Das können Sie nicht mir anhängen. Ich habe ihn schließlich erst seit zwei Wochen.«
»Und in diesen zwei Wochen ist Ihnen nicht aufgefallen, in was für einem elenden Zustand er ist? Sie haben trotzdem mit ihm gearbeitet?«
»Jetzt hören Sie mir mal gut zu.« Tarmack machte einen Schritt nach vorn und fand sich wieder Auge in Auge mit Brian. »Hören Sie«, sagte er, jetzt mit einem winselnden Unterton. »Sentimentalität kann man sich nur leisten, wenn man genügend Geld hat. Ich verdiene mir mit Pferden meinen Lebensunterhalt. Wenn sie nicht laufen, komme ich in die roten Zahlen.«
»Wie viel?« Keeley strich dem Wallach über den Kopf. In ihrem Herzen gehörte er bereits ihr. »Was haben Sie für ihn bezahlt?«
»Äh … zehn Riesen.«
Brian tippte Tarmack nur mit einer Fingerspitze auf die Brust. »Versuchen Sie’s mit einem anderen. Kann sein, dass es dann klingelt.«
Tarmack zuckte die Schultern. »Na ja, vielleicht waren es auch nur fünf. Ich weiß es nicht genau, ich muss erst in meinen Büchern nachschauen.«
»Sie bekommen morgen einen Scheck über fünftausend, und ich nehme das Pferd heute noch mit. Brian, kannst du mal herkommen und dir das ansehen, bitte?«
»Sofort.«
»Seien Sie vernünftig«, sagte Keeley zu Tarmack. »Nehmen Sie das Geld, weil ich dieses Pferd auf jeden Fall mitnehme, egal, was Sie tun.«
»Das Knie muss behandelt werden«, sagte Brian, nachdem er einen kurzen Blick auf den Wallach geworfen hatte. Es tat ihm in der Seele weh zu sehen, wie vernachlässigt das Tier war. »Aber damit kommen wir klar, und nach allem, was ich bis jetzt sehen kann, wird er sich wieder erholen. Man muss ihn nur aufpäppeln.«
»Er wird aufgepäppelt werden.«
Keeley gönnte Tarmack kaum einen Blick, als sie – ganz die Prinzessin, die einen Untertan entlässt – zu ihm sagte: »Sie können jetzt gehen. Den Scheck bringt Ihnen morgen jemand vorbei.«
Bei ihrem Ton lief Tarmack vor Wut rot an. Er ballte hilflos die Hand in der Tasche und versuchte, das Gesicht zu wahren. »Ich denke ja gar nicht daran, Ihnen das Pferd so einfach zu überlassen. Und dabei interessiert es mich einen feuchten Dreck, wer Sie sind.«
Brian, der immer noch den Wallach untersuchte, richtete sich mit vor Wut glitzernden Augen wieder auf, aber Keeley hob nur ganz leicht die Hand. »Mo, würdest du Mr. Tarmack ins Restaurant begleiten? Bitte meinen Vater, ihm einen Scheck über fünftausend Dollar auszustellen, und sag ihm, dass er das Geld morgen von mir zurückbekommt.«
»Ich wüsste nicht, was ich lieber täte.« Mo packte Keeley bei den Schultern und gab ihr einen begeisterten Kuss. »Ich wusste, dass du das tun würdest.« Dann sagte sie zu Tarmack: »Los, kommen Sie, Tarmack. Sie werden Ihr Geld bekommen.«
»Tut mir wirklich leid, Miss Keeley.« Der Jockey drehte verlegen seine Mütze in den Händen. »Ich wusste nicht, wie schlimm es wirklich um das Pferd bestellt ist, bis ich es hier sah. Ich brauchte nicht erst im Sattel zu sitzen, um zu sehen, in was für einem Zustand er ist.«
»Schon gut, Sie haben das Richtige getan.«
»Es stimmt, dass er mich im Voraus bezahlt hat.«
Sie nickte und verließ die Box. »Wie viel haben Sie davon noch?«
»Ungefähr zwanzig.«
»Kommen Sie morgen zu mir, dann schauen wir, was ich für Sie tun kann.«
»Danke, Miss Keeley. Aber dieses Pferd ist keine fünftausend wert, wissen Sie.«
Sie musterte den Wallach. Sein Fell war schmutzigbraun, der Kopf zu quadratisch, um elegant zu wirken, und die schmutzigweiße Blesse auf der Stirn verlieh ihm etwas Hausbackenes. Und seine Augen blickten unsäglich traurig drein.
»Doch, für mich schon, Larry.«
9. K APITEL
»Du brauchst mir nicht zu helfen.« Brian erwiderte nichts, sondern fuhr
Weitere Kostenlose Bücher