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Ruheloses Herz

Ruheloses Herz

Titel: Ruheloses Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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fort, die Beine des Wallachs zu scheren.
    Dasselfliegen waren schon normalerweise ein Problem, besonders bei Pferden auf den Weiden. Aber dieses Pferd hier war schlimm vernachlässigt worden, und er zweifelte nicht daran, dass die Eier, die die Fliege gelegt hatte, bereits in den Magen gelangt waren.
    »Wirklich, Brian«, bekräftigte Keeley, während sie eine Mixtur für den Kniespat braute. »Du hast einen sehr langen und anstrengenden Tag hinter dir, und ich werde allein damit fertig.«
    »Natürlich wirst du das. Du wirst mit allem allein fertig, egal, ob es sich um einen Schwachkopf wie Tarmack oder einen abgehalfterten Jockey handelt. Niemand behauptet etwas anderes.«
    Da es nicht gerade wie ein Kompliment klang, runzelte Keeley die Stirn und drehte sich zu ihm um. »Was ist los mit dir?«
    »Gar nichts. Ich verstehe bloß nicht, warum du unbedingt immer alles allein machen musst. Kannst du nicht einfach ein wenig Hilfe annehmen, wenn sie dir angeboten wird, und deinen verdammten Mund halten? Ich hätte dir gerne geholfen.«
    Sie hielt ihren verdammten Mund, zehn ganze Sekunden lang. »Ich bin nur davon ausgegangen, dass du nach der langen Fahrt müde bist.«
    »Wenn ich müde bin, sage ich es schon.«
    »Der Wallach hier scheint mir nicht der Einzige zu sein, der etwas Scheußliches in seinem Organismus hat. Kann das sein?«
    »Nun, in meinem Organismus bist du, Prinzessin, und das fühlt sich im Moment in der Tat ziemlich scheußlich an.«
    Zuerst spürte sie einen scharfen Stich, so verletzt war sie, dann gewann ihr Stolz die Oberhand. »Wenn du willst, flöße ich dir gern ein Abführmittel ein, genau wie diesem Pferd hier.«
    »Wenn ich sicher wäre, dass es hilft, würde ich es selbst machen«, brummelte er. »Aber du solltest mindestens bis morgen Mittag damit warten, weil du keine Ahnung hast, wann er zum letzten Mal gefressen hat.«
    »Vielen Dank für den Rat, aber ich weiß, wie man Magendasselfliegen behandelt.« Behutsam begann sie, die Tinktur, die sie angerührt hatte, auf das verletzte Knie aufzutragen.
    »Warte, du schmierst dir ja dein ganzes Kleid voll.«
    Verärgert schrak Keeley zurück, als er die Hand nach dem Gefäß mit der Mixtur ausstreckte. »Es ist mein Kleid.«
    »Dann solltest du besser darauf aufpassen. Es ist nicht nötig, in so einem Aufzug ein Pferd zu behandeln. In einem Seidenkleid, um Himmels willen.«
    »Ich habe einen ganzen Schrank voll davon. Das ist bei Prinzessinnen so üblich.«
    »Trotzdem.« Er umklammerte den Rand der Blechschüssel, und dann kam es unter dem kranken Wallach zu einem kleinen Kampf. Brian wollte gerade auflachen, als er ihr ins Gesicht schaute und sah, dass in ihren Augen Tränen standen.
    Er ließ die Schüssel so unvermittelt los, dass Keeley nach hinten gefallen wäre. »Was machst du denn?«, fragte er.
    »Ich behandle einen Kniespat mit einer milden Tinktur. Und jetzt verschwinde endlich, und lass mich weitermachen.«
    »Es gibt keinen Grund zu weinen. Überhaupt keinen.« Panik stieg in ihm auf, sodass ihm fast schwindlig wurde. »Dies ist kein Ort zum Weinen.«
    »Ich bin wütend. Das hier ist mein Stall. Ich weine, wann und wo es mir passt.«
    »Schon gut, schon gut.« Verzweifelt kramte er in seinen Taschen nach einem Taschentuch. »Hier, dann putz dir wenigstens die Nase.«
    »Ach, scher dich doch zum Teufel.« Sie übersah das Taschentuch, das er ihr hinhielt, und fuhr fort, die Tinktur aufzutragen.
    »Keeley, es tut mir leid.« Er wusste zwar nicht genau, was ihm leid tat, aber das spielte im Moment keine Rolle. »Wisch dir die Tränen ab, und dann machen wir es diesem Burschen hier für die Nacht bequem.«
    »Red nicht in diesem besänftigenden Ton mit mir. Ich bin kein Kind und auch kein krankes Pferd.«
    Brian seufzte. »Welchen Ton hättest du denn gern?«
    »Einen ehrlichen.« Zufrieden, dass die Tinktur aufgetragen war, richtete sie sich wieder auf. »Aber ich fürchte, der Spott, den du mit mir getrieben hast, zeigt sehr deutlich deine Einstellung mir gegenüber. In deinen Augen bin ich zu verwöhnt, zu dickköpfig und zu stolz, um Hilfe anzunehmen.«
    Obwohl ihre Tränen versiegt zu sein schienen, hielt er es für weiser, vorsichtig zu sein. »Das ist ziemlich nah an der Wahrheit«, räumte er ein, während er sich aufrichtete. »Aber es ist eine interessante Mischung, und ich habe angefangen, Gefallen daran zu finden.«
    »Ich bin nicht verwöhnt.«
    Brian zog die Augenbrauen hoch und betrachtete sie mit leicht geneigtem Kopf.

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