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Ruheloses Herz

Ruheloses Herz

Titel: Ruheloses Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Vielleicht bedeutet das Wort für dich ja etwas anderes. Mir scheint, dass nicht jeder seinen Vater bitten kann, mal eben für ein krankes Pferd einen Fünftausend-Dollar-Scheck auszustellen.«
    »Das Geld bekommt er morgen von mir zurück.«
    »Das bezweifle ich nicht.«
    Hilflos warf sie die Hände in die Luft. »Hätte ich ihn vielleicht bis morgen dort lassen und das Risiko eingehen sollen, dass dieser Narr am Ende doch noch einen Jockey findet, der ihn reitet?«
    »Nein, du hast genau das Richtige getan. Trotzdem ist es eine Tatsache, dass Geld für dich offenbar keine Rolle spielt.«
    Brian ging nach vorn, um die Augen und die Zähne des Wallachs zu untersuchen. Jetzt fühlte er sich noch unbehaglicher. Er wünschte sich, dass es anders wäre, weil es nicht gerade schmeichelhaft für ihn war, dass ihn ihre Gleichgültigkeit Geld gegenüber in seinem Stolz verletzte.
    Trotzdem hatte ihn dieser hitzige Moment auf der Rennbahn überdeutlich an die soziale Kluft erinnert, die sie trennte.
    »Du bist eine großzügige Frau, Keeley.«
    »Aber ich kann es mir auch leisten«, beendete sie seinen Satz.
    »Stimmt.« Er fuhr mit der Hand beruhigend über den Hals des Wallachs. »Was allerdings nichts an der Tatsache selbst ändert.« Er begann, das Pferd langsam und gründlich abzutasten. »Du musst mir schon verzeihen, Keeley, aber in Irland sind die Leute aus meiner sozialen Schicht auf die Reichen meistens nicht besonders gut zu sprechen. So ist das eben.«
    »Die Klassengesellschaft existiert nur in deinem Kopf, Brian.«
    Diese Bemerkung verdiente es seiner Meinung nach nicht einmal, kommentiert zu werden. Tatsachen blieben Tatsachen. Er fand ein Knötchen. »Hier ist ein kleiner Abszess. Wir werden ihn mit heißen Umschlägen behandeln müssen, damit er aufbricht.«
    Wir werden dafür sorgen müssen, dass etwas anderes aufbricht, überlegte sie, während sie um den Wallach herumging und Brian über den Pferderücken hinweg anschaute. »Dann erzähl mir, wie ein Mann aus deiner Schicht damit zurechtkommt, wenn er mit einer Frau aus meiner Schicht ins Bett geht.«
    Seine Augen blitzten wütend auf. »Wenn ich es könnte, würde ich die Finger von dir lassen.«
    »Soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen?«
    »Nein. Es ist weder für dich noch für mich schmeichelhaft.« Er verließ die Box, um heißes Wasser und ein Tuch zu holen.
    Oh nein, dachte sie. So einfach kommst du mir nicht davon. »Ist das alles, Brian?«, fragte sie, während sie ihm folgte. »Geht es nur um Sex?«
    Er ließ Wasser in einen Eimer laufen, das so heiß war, dass er gerade noch die Hand eintauchen konnte, und hielt ein Flanelltuch unter den Wasserstrahl. »Nein«, erwiderte er, ohne sich umzudrehen. »Du bedeutest mir etwas. Was es nur noch komplizierter macht.«
    »Dabei sollte es dadurch doch eigentlich einfacher werden.«
    »Wird es aber nicht.«
    »Ich begreife dich nicht. Würde es dich glücklicher machen, wenn wir ohne irgendwelche tieferen Gefühle übereinander herfallen würden?«
    Er hievte den vollen Eimer aus dem Becken. »Unendlich viel glücklicher. Aber dafür ist es jetzt zu spät, nicht wahr?«
    Verwirrt folgte sie ihm wieder in die Box. »Du bist wütend auf mich, weil du etwas für mich empfindest. Dieses Wasser ist zu heiß«, sagte sie, nachdem sie die Temperatur überprüft hatte.
    »Ist es nicht. Und ich bin überhaupt nicht wütend auf dich.« Während er dem Wallach beruhigende Worte ins Ohr raunte, legte er das heiße Flanelltuch auf den Abszess. »Vielleicht bin ich ein bisschen zornig auf mich selbst, aber befriedigender ist es, diese Wut an dir auszulassen.«
    »Zumindest das kann ich verstehen. Warum kämpfen wir, Brian?« Sie legte eine Hand über seine, die das Tuch auf den Abszess presste. »Wir machen hier heute Abend das Richtige. Die Umstände, unter denen wir den Wallach hierher gebracht haben, sind längst nicht so wichtig wie das, was jetzt mit ihm geschieht.«
    »Hm, stimmt.« Er studierte die Verschiedenheit ihrer Hände. Seine Hand war groß, schwielig und rau von der Arbeit und ihre zierlich und zart.
    »Und die Frage, warum wir etwas füreinander empfinden, ist viel weniger wichtig als das, was wir daraus machen.«
    In diesem Punkt war er sich nicht so sicher, deshalb hüllte er sich in Schweigen, während sie ein zweites Flanelltuch aus dem Eimer fischte und auswrang.
    Bei Tagesanbruch war es neblig und kalt. Keeley hatte schlecht geschlafen, und ihr Gehirn weigerte sich, in Gang zu kommen. Der

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