Ruheloses Herz
Beine wurden untersucht, mit Eisbeuteln gekühlt. Das Hufgetrappel, das durch den Wind herübergetragen wurde, signalisierte, dass wieder eine Gruppe vom Rennen zurückkehrte. Von den Pferderücken stieg Dampf auf.
»Ein Hoch auf alle Reitställe der Welt.« Brendon kam grinsend aus einem Stall.
»Du bist zurück.«
»Ja, eben.« Er schlenderte herüber und fuhr Mo mit der Hand durchs Haar. »Ich habe vor zwei Stunden von unterwegs aus mit Ma telefoniert, und sie hat mir erzählt, dass ihr heute Abend alle hier seid. Deshalb haben wir beschlossen, auf dem Heimweg hier vorbeizufahren.«
»Wir?«
»Ja. Brian ist bei Lonesome und feuert ihn ein bisschen an. Ist wirklich das launischste Pferd, das mir je untergekommen ist.«
»Ich wollte auch eben kurz zu ihm.« Keeley hörte erfreut, wie ruhig ihre Stimme klang, obwohl ihr Herz heftig klopfte.
»Er gehört ganz allein dir – und Brian. He, jetzt habe ich ja noch Zeit, etwas zu essen. Bis später.«
Mo schloss sich Keeley an und sagte: »Dann kannst du mir den Typ ja jetzt vorstellen.«
»Aber nur, wenn du dich anständig benimmst.«
»Klar, was denn sonst, ich bin einfach nur neugierig. Keine Sorge, aber was Männer betrifft, nehme ich mir an dir ein Beispiel.«
Keeley blieb vor der Stalltür stehen. »Was? Wie meinst du denn das?«
»Na ja, du sagst doch immer, dass ein Typ zwar manchmal ganz nett anzuschauen sein mag, aber dass es im Leben Wichtigeres gibt. Ich weiß jedenfalls, dass ich mich mit keinem Mann einlasse, bevor ich dreißig bin … mindestens.«
Keeley wusste nicht, ob sie belustigt oder schockiert sein sollte. Und dann hörte sie Brians Stimme, den leise singenden Unterton, der in den Worten mitschwang. Und vergaß alles andere.
Er war bei Lonesome, einem temperamentvollen Rotgrauen, in der Box. Das Pferd war wie fast immer vor einem Rennen niedergeschlagen.
»Ich weiß, sie verlangen zu viel von dir, daran zweifle ich keine Sekunde«, sagte Brian gerade, während er Lonesomes Bandagen überprüfte. »Es ist ein schweres Kreuz, das du da zu tragen hast, und du trägst es Tag für Tag mit großer Stärke und Fassung. Aber wenn du heute gewinnst, kann ich vielleicht oben ein gutes Wörtchen für dich einlegen. Du weißt schon, von extra Mohrrüben oder so etwas in der Art, abends vielleicht ein bisschen Zuckersirup. Und natürlich ein größeres Messingschild an deiner Box.«
»Das ist Bestechung«, murmelte Keeley.
Brian drehte sich um, und bei ihrem Anblick leuchteten seine Augen auf. »Das ist ein faires Geschäft«, korrigierte er sie. »Aber ich könnte dir eine Bestechung anbieten«, sagte er und öffnete die Tür, um Keeley für den lange ersehnten Begrüßungskuss in die Box zu ziehen.
Dabei wäre er fast über Mo gestolpert. »Oh, Verzeihung. Ich habe Sie gar nicht gesehen.«
»Weil ich so klein bin. Das ist das Kreuz, das ich zu tragen habe. Ich bin Mo Logan.« Sie streckte ihm mit einem freundlichen Lächeln die Hand hin. »Keeleys Cousine von der Three Aces.«
»Freut mich. Haben Sie heute Abend ein Pferd im Rennen, Miss Logan?«
»Mo. Ja, Hennessy. Im sechsten Rennen. Und mein Gefühl sagt mir, dass er der strahlende Sieger sein wird.«
»Ich werde daran denken, wenn ich zum Wettschalter gehe.«
»Ich will noch einen Blick auf ihn werfen, bevor es losgeht. Kommen Sie doch später auch ins Restaurant. Außerdem ist die ganze Familie da.«
»Vielen Dank. Niedliches Ding«, murmelte Brian, als Mo davonstürmte.
»Und auf dich wollte sie auch einen Blick werfen. Weil sie gehört hat, dass du angeblich so ein toller Typ bist.«
»Wirklich? Von wem?« Belustigt verlagerte Brian sein Gewicht. »Hast du ihr das erzählt?«
»Ich ganz bestimmt nicht. Ich habe viel zu viel Achtung vor dir, um in einer so sexistischen Weise über dich zu sprechen.«
»Achtung ist eine feine Sache.« Er zerrte sie in die Box und presste seinen Mund auf ihren, bevor sie lachen konnte. »Aber im Moment finde ich Leidenschaft wichtiger. Empfindest du Leidenschaft für mich, Keeley?«, flüsterte er an ihrem Mund.
»Offensichtlich.« Sie stöhnte vor Lust. »Oh Brian, ich will …« Als sie sich an ihn presste, prallten sie gegen das Pferd. »… dich. Jetzt. Irgendwo. Können wir nicht … es ist schon eine Ewigkeit her.«
»Vier Tage.« Er sehnte sich danach, ihr das lange enge Kleid vom Leib zu reißen und sie zu nehmen, getrieben von blinder Leidenschaft und primitiver Begierde.
Er hatte sich eingeredet, dass er vernünftig bleiben, dass er
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