Ruheloses Herz
weiß denn ich«, gab Keeley ungehalten zurück. »Los, geh jetzt in die Schule, Mo. Ich muss hier ausmisten.«
»Ja, ja, ich bin ja schon weg. Du meine Güte. Dir scheint heute Morgen ein bisschen Koffein zu fehlen. Ich schau heute Nachmittag noch mal rein, um zu sehen, was der Wallach macht. Das ist nämlich mein gutes Recht, verstanden? Also dann, bis später.«
»Ja, fein. Was für ein Recht auch immer«, murmelte Keeley, während sie sich ans Ausmisten machte. Es war nichts Falsches daran, alles selbst zu machen. Und auch nicht, dass man es selbst machen wollte. Trotzdem wusste sie Brians Hilfe zu schätzen.
Und auf Koffein war sie ganz bestimmt nicht angewiesen.
»Ich liebe Koffein«, sagte sie. »Ich genieße es, und das ist etwas ganz anderes, als es zu brauchen. Etwas völlig anderes. Ich könnte jederzeit darauf verzichten, wenn ich wollte, und würde es kaum vermissen.«
Verärgert schnappte sie sich ihren Softdrink von dort, wo sie ihn abgestellt hatte, und trank einen großen Schluck.
Na schön, vielleicht würde sie es ja doch vermissen. Aber nur, weil sie den Geschmack mochte. Nicht, weil sie es unbedingt brauchte oder womöglich sogar süchtig danach war oder …
Keeley wusste nicht, warum sie plötzlich an Brian denken musste. Sie war sich sicher, dass er sich köstlich amüsiert hätte, wenn er beobachtet hätte, wie sie in einer Art stummen Entsetzens eine Softdrinkflasche anstarrte. Allerdings war fraglich, wie seine Reaktion ausgefallen wäre, wenn er gewusst hätte, dass sie gar nicht die Flasche, sondern sein Gesicht gesehen hatte.
Nein, das ist auch keine Sucht, dachte sie schnell. Sie brauchte Brian Donnelly nicht wirklich. Zugegeben, sie fühlte sich von ihm angezogen. Und verspürte Zuneigung. Er war ein Mann, der sie interessierte und den sie in gewisser Weise auch bewunderte. Aber sie brauchte ihn nicht. Bestimmt nicht.
»Oh Gott.«
Es muss eine Überreaktion sein, entschied sie und stellte die Flasche so sorgfältig ab, als handelte es sich dabei um einen Behälter mit einer hochexplosiven Flüssigkeit. Sie legte in eine ganz normale Affäre viel zu viel hinein, das war alles. Obwohl es nur natürlich war, besonders, da es ihre erste war.
Sie wollte nicht in ihn verliebt sein. Jetzt begann sie so wild die Mistgabel zu schwingen, als müsste sie ein Fieber ausschwitzen. Schließlich hatte sie nicht beschlossen, sich in ihn zu verlieben. Das war sogar noch wichtiger. Als ihre Hände anfingen zu zittern, übersah sie es und arbeitete noch schneller.
Als sich ihre Mutter zu ihr gesellte, hatte sich Keeley wieder so weit im Griff, dass sie Delia beiläufig bitten konnte, sich um die Büroarbeiten zu kümmern, damit sie Sam ein bisschen Bewegung verschaffen konnte.
Keeley Grant war in ihrem Leben noch nie vor einem Problem davongelaufen, und sie hatte auch jetzt nicht vor, damit anzufangen. Nachdem sie ihr Pferd gesattelt hatte, ritt sie aus, um den Kopf freizubekommen, bevor sie sich ihrem Problem stellte.
Die transportable Startmaschine stand auf der Trainingsbahn an ihrem Platz. Die Luft war kühl. Die Blätter der Bäume hatten bereits eine leichte Färbung angenommen, die ersten Vorboten des Herbstes. Obwohl Brian sich vorstellte, dass sie sich in zwei Wochen wahrscheinlich ganz verfärbt haben würden, war seine gesamte Aufmerksamkeit doch auf die Pferde gerichtet.
Er arbeitete in Fünfergruppen, immer mit zwei Jährlingen und drei erfahrenen Rennpferden. In dieser letzten Trainingsphase vor einem Rennen lernte er genauso viel dazu wie die Jährlinge.
Er musste ihren Stil beobachten, ihre Vorlieben, Eigenarten, Schwächen und Stärken herausfinden. Viele der Schlüsse, die er aus ihrem Verhalten zog, würden nur Vermutungen sein, die sich erst nach einigen Rennen bestätigen würden oder die man fallen lassen musste.
Obwohl Brian sich nur selten irrte.
»Ich will Tempest an der Schiene haben.« Er kaute auf einer kalten Zigarre herum, als könnte er so besser denken. »Dann Brooder, dann Betty und Caramel und Giant an der Außenseite.«
Als Hufschläge ertönten, drehte er sich um und verlor beim Anblick von Keeley, die herangeritten kam, für einen Moment den Faden. Verärgert wandte er sich sofort wieder ab.
»Ich will nicht, dass die Jährlinge zurückgehalten werden«, erklärte er den Exerciseboys. »Aber gehetzt werden sollen sie auch nicht. Ein ganz kurzes Antippen mit der Peitsche als Signal genügt. Meine Pferde brauchen keine Peitsche zu spüren, um gut zu
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