Ruheloses Herz
laufen.«
Obwohl er sich auf seine Arbeit konzentrierte, wusste er genau, wann Keeley hinter ihm abstieg. Er nahm seine Stoppuhr heraus und drehte sie in den Händen, während die Pferde zu den Startboxen geführt wurden.
»Wie heißt denn der Jährling an der Schiene?«, erkundigte sich Keeley beiläufig, während sie ihre Zügel um den obersten Querbalken des Zauns schlang.
»Dein Vater hat ihn Tempest in a Teacup – Sturm im Wasserglas – genannt, weil er so klein ist, aber Feuer hat. Du kommst morgens nicht oft hier vorbei.«
»Nein, aber heute war ich neugierig. Außerdem kümmert sich meine neue Assistentin um das Büro.«
Er warf ihr einen raschen Blick zu. Ihr Haar war offen und fiel ihr wild über die Schultern, aber ihr Gesichtsausdruck war kühl und ernst. »Du hast eine Assistentin? Seit wann?«
»Seit gestern. Meine Mutter arbeitet jetzt mit mir zusammen. Im Gegensatz zu dem, was manche glauben, habe ich nicht vor, alles ganz allein zu machen, wenn man mir Hilfe anbietet.«
»Immer noch gereizt?«
»Offensichtlich.«
»Schön, dann wirst du mich wohl später anfauchen müssen. Im Moment habe ich zu tun. Jim! Halt ihn ruhig!« rief Brian, als er sah, dass Tempest vor dem Tor der Startbox ein bisschen scheute. »Ihm scheint der Gedanke, eingesperrt zu werden, noch nicht ganz zu behagen. So, das war’s«, murmelte er, nachdem das hintere Gatter geschlossen worden war. Er legte den Daumen auf den Knopf der Stoppuhr und drückte in dem Moment ab, in dem das vordere Gatter aufsprang.
Die Pferde stürmten los.
Er fragte sich, ob es irgendeine Situation gab, bei dem sein Herz stärker hämmerte als in diesen Minuten, in dem diese herrlichen Körper über die Rennbahn jagten.
Doch trotz der Erregung, die er verspürte, entging ihm keine Einzelheit. Er sah, wie sich diese langen Beine streckten, die aufwirbelnden Staubwolken, die Exerciseboys, die sich tief über die Hälse der Pferde duckten.
»Sie will die Führung, und zwar gleich von Anfang an«, sagte er leise. »Sie will, dass die anderen ihren Staub schlucken.«
Keeley beugte sich über den Querbalken und schaute gebannt zu, wie die Pferde zum ersten Mal kehrtmachten. Das Donnern der Hufe klang wie Musik in ihren Ohren. »Betty läuft sehr gut in einer Menge. Damit hattest du recht. Tempest ist ein bisschen nervös.«
»Vielleicht sollten wir es bei ihm mit Scheuklappen versuchen. Er will außen laufen. Er ist ausdauernd. Je länger das Rennen dauert, desto mehr Spaß wird es ihm machen. Da kommt Betty. Sie will an die Schiene. Ja, sie wird sie umarmen wie einen Geliebten.«
Ohne sich dessen bewusst zu sein, legte er eine Hand über Keeleys, die auf dem Querbalken lag. »Sieh sie dir an. Die geborene Siegerin. Nein, sie braucht keinen von uns. Sie weiß es einfach.«
Mit seiner Hand, die warm und fest über ihrer lag, beobachtete Keeley, wie die Pferde in rasendem Tempo zurückgaloppierten, mit Betty, die mittlerweile um fast eine Kopfeslänge in Führung lag, an der Spitze. In Keeley stiegen Stolz und Freude auf.
Als Brian einen Schrei ausstieß und erneut auf die Stoppuhr drückte, wollte sie ihm vor lauter Begeisterung um den Hals fallen. Aber er hatte sich bereits abgewandt.
»Das ist eine gute Zeit, eine verdammt gute Zeit sogar. Und sie wird noch besser werden.« Er nickte und schaute zu, wie sich die Exerciseboys in ihren Steigbügeln aufstellten und ihre Pferde zum Stehen brachten. »Ich werde das richtige Rennen für sie finden, damit sie einen ersten Vorgeschmack bekommt.«
Nachdem er Keeley gedankenverloren auf die Schulter geklopft hatte, sprang er über den Zaun.
Sie beobachtete, wie er zu den Pferden ging, um Tempest zu streicheln und zu loben und einige Worte mit dem Exerciseboy zu wechseln, bevor er seine Aufmerksamkeit auf Betty richtete.
Das Fohlen bäumte sich kokett auf, dann senkte es den Kopf und knabberte zärtlich an Brians Schulter.
Du irrst dich, dachte Keeley. Wie viel sie auch wissen und was sie auch sein mag, sie braucht dich.
Ebenso wie ich, verdammt noch mal.
Nachdem er gestreichelt, getätschelt und ausgiebig gelobt hatte und die Pferde weggeführt worden waren, sprang Brian wieder über den Zaun und schnappte sich sein Klemmbrett.
»Ich hatte eigentlich gehofft, dass dein Vater vorbeikommt und sich ihr erstes Rennen ansieht.«
»Er muss durch irgendetwas aufgehalten worden sein, sonst wäre er bestimmt gekommen.«
Mit einem zustimmenden Brummen fuhr Brian fort, sich Notizen zu machen. »Na,
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