Ruheloses Herz
verdient, ist ein Gefangener?«
»Es ist die Gier, immer mehr zu wollen. Mein Vater ist in so eine Falle gegangen.«
»Wirklich?«, fragte sie überrascht. Brian sprach fast nie über seine Familie. »Was macht er denn beruflich?«
»Er arbeitet in einer Bank. Tag für Tag sitzt er in einem Glaskäfig und kümmert sich um das Geld fremder Leute. Was für ein Leben.«
»Nun, für dich wäre es bestimmt nichts.«
»Gott sei Dank. Diese Jungs hier wollen ein bisschen laufen«, sagte er und drückte Honey die Absätze in die Flanken.
Keeley seufzte frustriert, aber dann schnalzte sie mit der Zunge, um ihr Pferd zu veranlassen, mit Brians Hengst Schritt zu halten. Nun, bei nächster Gelegenheit werde ich schon wieder darauf zurückkommen, nahm sie sich vor. Sie wusste noch nicht annähernd genug über den Mann, den sie heiraten wollte.
Sie ritten eine Stunde, bevor sie kehrtmachten und die Pferde versorgten. Insgeheim hoffte er auf eine Einladung zum Abendessen ins Haupthaus, doch nachdem sie den Stall verlassen hatten, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen: »Warum lädst du mich nicht auf einen Drink zu dir ein?«
»Auf einen Drink? Ich habe zwar keine große Auswahl, aber du bist trotzdem herzlich willkommen.«
»Es ist schön, ab und zu gefragt zu werden.« Bevor er seine Hände sicher in seinen Taschen verstauen konnte, griff sie nach seiner Rechten und verschränkte ihre Finger mit seinen. »Du hast auch manchmal frei. Ich frage mich, ob du schon mal etwas von Verabredungen gehört hast«, bemerkte sie beiläufig. »Essen gehen oder einen Film anschauen oder einfach nur ein bisschen spazieren fahren?«
»Einige Erfahrungen diesbezüglich habe ich.« Er streifte seinen Pick-up mit einem kurzen Blick. »Wenn du Lust hast, ein bisschen herumzufahren, kannst du gern einsteigen, allerdings muss ich vorher erst noch den Beifahrersitz freischaufeln.«
Sie stieß einen verächtlichen Laut aus. »Das ist wirklich die romantischste Einladung, die ich je bekommen habe, Donnelly.«
»Vergammelte Pick-ups sind ziemlich selten romantisch, und ich habe dummerweise vergessen, wo ich meine gläserne Kutsche geparkt habe.«
»Wenn das wieder so eine blöde Anspielung sein soll …« Sie sprach nicht weiter und biss die Zähne zusammen. Geduld, ermahnte sie sich. Sie würde jetzt nicht alles durch eine Auseinandersetzung kaputtmachen. »Macht nichts. Dann vergessen wir die Spazierfahrt eben.« Sie öffnete ihre Tür selbst. »Und essen gleich.«
Sobald er das Haus betreten hatte, stieg ihm der Duft in die Nase. Irgendetwas köstlich Aromatisches, Scharfes, das ihn daran erinnerte, dass er seit einer halben Ewigkeit nichts mehr gegessen hatte.
»Was ist das?«
»Was?« Dann lächelte sie und hob schnüffelnd die Nase. »Ach, das! Das ist Chili, eine Spezialität von mir. Ich habe es gemacht, bevor ich meine letzte Klasse hatte.«
»Du hast gekocht?«
»Ja.« Belustigt und voller Genugtuung über seine Fassungslosigkeit ging sie in die Küche. »Ich wusste, dass wir hungrig sein würden, wenn wir zurückkommen, und dachte mir, dass es dir bestimmt nichts ausmacht, wenn ich in deiner Küche koche.«
Sie hob den Deckel von einem Topf, aus dem ein köstlicher Duft aufstieg, und rührte kurz einmal um. »Es ist eins von diesen Gerichten, die man kochen und stehen lassen kann, bis man Zeit hat zu essen, das ist das Schöne daran. Oh, außerdem habe ich eine Flasche Merlot mitgebracht, obwohl zu Chili auch gut Bier passt, wenn dir das lieber ist.«
»Ich versuche, mich zu erinnern, wann mir zum letzten Mal jemand etwas gekocht hat – außer meiner Mutter oder jemand aus meiner Familie, meine ich.«
Überaus erfreut drehte sie sich zu ihm um und legte ihm die Arme um den Nacken. »Hat denn keine deiner vielen Frauen je für dich gekocht?«
»Wahrscheinlich schon, aber ich kann mich nicht mehr erinnern.« Er legte ihr die Hände auf die Hüften und zog sie näher an sich. »Auf jeden Fall an nichts, was so köstlich geduftet hätte.«
»Meinst du die Frau? Oder das Essen?«
»Beides.« Er senkte den Kopf, presste seinen Mund auf ihren und küsste sie leidenschaftlich. Nach einer Weile hob er den Kopf und sagte: »Und es erinnert mich daran, dass ich fast am Verhungern bin.«
»Was willst du zuerst?« Sie streifte mit den Zähnen seine Unterlippe. »Die Frau oder das Essen?«
»Die Frau. Und hinterher wahrscheinlich auch, nehme ich an.«
»Das trifft sich gut, weil ich dich nämlich auch vorher will.« Sie lehnte
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