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Ruheloses Herz

Ruheloses Herz

Titel: Ruheloses Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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den Kopf zurück, dann trabte er würdevoll aus der Koppel.
    Sie war noch eine ganze Weile vorsichtig und achtete darauf, dass er auch wirklich nicht hinkte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er in einen geschmeidigen Rhythmus verfiel, der es ihr erlaubte, sich zu entspannen und den Ausritt zu genießen.
    Der Herbst hatte die Blätter der Bäume in leuchtende Rot-, Gold- und Orangetöne verfärbt. Die Zweige wiegten sich im Wind.
    Die Felder erstrahlten immer noch im satten Grün des Hochsommers. Über die Weiden tollten langbeinige Jährlinge und versuchten, ihren eigenen Schatten zu fangen. Trächtige Stuten rupften träge Gras.
    Auf dem braunen Oval galoppierten Hengst- und Stutenfohlen, während die Luft unter dem Donnern der Hufe erzitterte.
    Dieses Bild hatte Keeley schon ihr ganzes Leben vor Augen. Und jede Saison erstand es wieder neu, zusammen mit der Gewissheit, dass es Jahr für Jahr so weitergehen würde.
    Dies konnte und würde sie an ihre eigenen Kinder weitergeben, wenn die Zeit dafür gekommen war.
    Plötzlich verspürte sie Dankbarkeit. Das war nicht einfach irgendein Ort, sondern ein ganz besonderes Fleckchen Erde. Ein Geschenk, mit dem ihre Eltern sorgsam umgegangen waren und das sie wie einen Schatz gehütet hatten. Und ihr eigener Anteil daran würde nie als selbstverständlich betrachtet werden.
    Als sie Brian am Zaun lehnen und mit gespannter Aufmerksamkeit die Pferde beobachten sah, die mit donnernden Hufen die Rennbahn entlanggaloppierten, war ihr die Kehle wie zugeschnürt.
    Einen Moment lang konnte sie nur wie betäubt blinzeln, weil sie eine solche Enge in der Brust fühlte, dass sie keine Luft mehr bekam. Ihre Haut kribbelte, als wäre sie elektrostatisch aufgeladen.
    Ihr Herz hämmerte, während sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Der Wallach unter ihr bäumte sich auf und machte übermütig eine halbe Drehung, bevor sie daran dachte, ihn zur Ordnung zu rufen.
    Und ihre Hände zitterten.
    Was passierte gerade mit ihr? Warum bekam sie plötzlich Angst? Sie hatte doch bereits akzeptiert, dass sie ihn liebte, oder nicht? Und es war ganz einfach gewesen, ein simpler Lernprozess. Sie hatte sich ihre Meinung gebildet, hatte sich ein Ziel gesetzt. Verdammt, sie freute sich, dass alles so gekommen war.
    Und woher rührte dann diese schmerzliche Verwirrung, diese Panik, die in ihr den Wunsch weckte, auf der Stelle kehrtzumachen und so schnell wie möglich davonzureiten?
    Doch noch während Keeley ihre zitternde Hand auf die Brust presste, erkannte sie, dass sie sich geirrt hatte. In Wahrheit hatte sie sich der Wirklichkeit nicht gestellt. Wie töricht von ihr, es sich eingebildet zu haben. Die Erkenntnis traf sie so unvermittelt, dass sie zusammenfuhr.
    Es war ungefähr derselbe Schreck, den man verspürte, wenn man beim Sprung über eine Hürde aus dem Sattel flog und unsanft auf dem Boden landete.
    Liebe ist ein Schock für den gesamten Organismus, überlegte sie. Ein Wunder, dass man es überhaupt überlebte.
    Du bist eine Grant, ermahnte sie sich und setzte sich aufrechter in den Sattel. Sie wusste, wie es sich anfühlte, wenn man stürzte, aber sie wusste auch, wie man sich schnell wieder aufrappelte. Sie würde diese erschreckend intensiven Gefühle nicht einfach nur überleben. Sie würde sie für sich nutzen. Und wenn sie mit Brian Donnelly fertig war, würde er nicht wissen, wie ihm geschehen war.
    Sie versuchte, sich genauso zu beruhigen, wie sie es vor jedem Turnier gemacht hatte. Sie atmete langsam und bewusst tief durch, bis sich ihr Puls verlangsamte, konzentrierte sich, bis ihr Geist ruhig war wie ein stiller See, dann ritt sie ihrem Ziel entgegen.
    Als Brian den Hufschlag hörte, drehte er sich um. Der Ausdruck von Verärgerung, der angesichts der Störung auf seinem Gesicht erschien, verwandelte sich sofort in Interesse, als sein Blick auf Finnegan fiel. Er sagte etwas zu seinem Assistenten, drückte ihm sein Klemmbrett in die Hand und ging dann auf den Wallach zu.
    »Na, du scheinst ja wieder fit zu sein, alter Junge.« Er bückte sich und betastete das verletzte Knie. »Kein bisschen heiß. Prima. Wie lange bist du schon mit ihm unterwegs?«, fragte er Keeley.
    »Ungefähr eine Viertelstunde, im Schritt.«
    »Er könnte es vielleicht sogar schon im Handgalopp schaffen. Sein Knie ist wie neu, ohne das geringste Anzeichen einer Schwellung.« Brian richtete sich wieder auf, die Augen leicht zusammengekniffen, weil die Sonne ihn blendete. »Und du? Bist du okay? Du wirkst ein

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