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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weiß.«
    »Und es macht dir nichts aus?«
    Himmelwärts zuckte mit den Schultern. Agnes hüstelte erneut.
    »Ich dachte, du bleibst viel eicht noch eine Weile hier.«
    »Das hätte keinen Sinn. Hier werde ich nicht gebraucht.«
    »Ich bezweifle, daß Vampiren und ähnlichen Geschöpfen viel daran
    gelegen ist, Gottesdienste zu besuchen und zu singen«, sagte Agnes.
    »Viel eicht können sie etwas anderes lernen«, erwiderte Himmelwärts.
    »Mal sehen, was ich in Überwald ausrichten kann.«
    Agnes zögerte einige Sekunden.
    »Ich habe dies für dich«, sagte sie und reichte dem Priester einen Beu-
    tel. Er nahm ihn entgegen und holte ein kleines Glas daraus hervor.
    Darin glühte eine Phönixfeder. Ihr klares, kühles Licht drang durch die
    Nacht.
    »Sie stammt von…«, begann Agnes.
    »Ich weiß, von wem die Feder stammt«, sagte Himmelwärts. »Geht es
    Frau Wetterwachs gut? Ich habe sie eben nicht unter den Leuten gese-
    hen.«
    »Äh… sie ruht sich heute aus.«
    »Bitte danke ihr in meinem Namen.«
    »Sie meinte, du sol st das Licht zu dunklen Orten tragen.«
    Himmelwärts lachte.
    »Äh… ja. Äh… vielleicht komme ich morgen früh, um dich zu verab-
    schieden…«, sagte Agnes unsicher.
    »Das wäre nett von dir.«
    »Also… dann bis… du weißt schon…«
    »Ja.«
    Agnes schien mit einem inneren Widerstand zu ringen.
    Schließlich brachte sie hervor: »Und… äh… ich wollte… ich meine,
    ich habe da etwas für dich, das…«
    »Ja?«
    Agnes’ rechte Hand tauchte rasch in eine Tasche und holte ein Päck-
    chen aus Pergamentpapier hervor.
    »Ein Wickel«, platzte es aus ihr heraus. »Das Rezept ist sehr gut, und
    im Buch steht, daß es immer wirkt, und wenn du das Mittel erhitzt und
    aufträgst, sol te das Furunkel bald verschwinden.«
    Himmelwärts nahm das Päckchen behutsam entgegen. »Vielleicht ist
    dies das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe«, sagte er.
    »Äh… gut. Es ist… äh… von uns beiden. Auf Wiedersehen.«
    Himmelwärts sah ihr nach, bis sie aus dem Licht geriet, und dann ve-
    ranlaßte ihn etwas, wieder nach oben zu blicken.
    Der Adler kreiste jetzt über den Schatten der Berge und glitt ins Licht
    der untergehenden Sonne. Für einen Sekundenbruchteil schimmerte er
    goldfarben und verschwand dann in der Dunkelheit.

    Von hier oben sah der Adler meilenweit über die Berge.
    Das von Oma angekündigte Unwetter hatte Überwald erreicht. Blitze
    zuckten dort über den Himmel.
    Einige von ihnen knisterten bei den höchsten Türmen des Schlosses
    Bleibtdemschloßfern – und auch auf dem Regenhut, mit dem Igor seinen
    Kopf vor dem Rosten schützte. Kleine Kugeln aus glühendem Licht
    tanzten über die ausfahrbare eiserne Spitze, die Igor langsam nach oben
    kurbelte, während er auf einer Gummimatte stand.
    Unter dem Apparat, von dem bereits ein lautes elektrisches Summen
    ausging, ruhte ein Bündel, gehül t in eine Decke.
    Die eiserne Spitze erreichte ihre Endposition. Igor seufzte.

    BEI FUSS! BEI FUSS, SAGE ICH! HÖRST DU ENDLICH DAMIT
    AUF… LASS LOS! LASS SOFORT LOS; ALSO GUT… ÄH… FASS?
    FASS? NA BITTE…
    Tod sah dem davonlaufenden Hund namens Fetzen nach.
    An so was war er nicht gewöhnt. Es kam immer wieder vor, daß sich
    jemand darüber freute, ihn zu sehen, denn die vorletzten Momente des
    Lebens waren oft sehr ereignisreich und komplex. Unter solchen Um-
    ständen konnte es eine Erleichterung sein, einer kalten Gestalt in
    Schwarz zu begegnen. Aber mit soviel Enthusiasmus – beziehungsweise
    mit soviel fliegendem Schleim – bekam er es jetzt zum erstenmal zu tun.
    Es war beunruhigend. Er bekam dadurch den Eindruck, seine Aufgabe
    nicht richtig zu erfül en.
    LIEBER HUND. UND JETZT… LASS LOS. HAST DU NICHT
    GEHÖRT? ICH HABE DIR GERADE GESAGT, DU SOLLST
    LOSLASSEN!
    Fetzen sprang davon. Dies machte viel zuviel Spaß, um damit aufzuhö-
    ren.
    Unter dem schwarzen Kapuzenmantel läutete es leise. Tod rieb seine
    Hand an dem dunklen Stoff ab, um sie zu trocknen und holte dann eine
    Lebensuhr hervor, deren Sand in der unteren Hälfte ruhte. Doch das
    Glas war in sich verdreht, wies größere und kleinere Vorsprünge auf.
    Während Tod es beobachtete, erschien knisterndes blaues Licht darin.
    Normalerweise ließ Tod so etwas nicht zu. Aber als er nun mit den
    Fingern schnippte, dachte er daran, daß es vermutlich keine andere Mög-
    lichkeit gab, die Sense zurückzubekommen.

    Die eiserne Spitze fing einen Blitz ein.
    Es roch nach angesengter Wol e.
    Igor

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