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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Lancre und schließlich zur
    Ebene hinab.
    Die vier Passagiere stiegen aus und traten an den Rand der Hügelkuppe
    heran.
    Hinter ihnen wogten die Wolken, doch die Luft war frostig klar – im
    Mondschein reichte der Blick bis zum Rand. Vor ihnen erstreckte sich
    ein kleines Königreich, umrahmt von Bergen.
    »Tor zur Welt«, sagte der Graf de Elstyr.
    »Und vollkommen schutzlos«, meinte sein Sohn.
    »Ganz im Gegenteil«, widersprach der Graf. »Dieser Ort verfügt über
    eine sehr wirkungsvolle Verteidigung.« Er lächelte in der Nacht. »Zumindest bisher…«
    »Hexen sol ten auf unserer Seite sein«, sagte die Gräfin.
    »Bei ihr wird es nicht mehr lange dauern«, erwiderte der Graf. »Eine höchst… interessante Frau. Eine interessante Familie. Mein Onkel hat mir von ihrer Großmutter erzählt. Die Wetterwachs-Frauen standen
    immer mit einem Fuß im Schatten. Es liegt in ihrem Blut. Und der größ-
    te Teil ihrer Macht basiert darauf, daß sie sie leugnen.« Die Zähne des
    Grafen leuchteten, als er erneut lächelte. »Aber sie wird bald begreifen,
    wo der Barthel den Most holt.«
    »Oder ihr Pfefferkuchen brennt an«, sagte die Gräfin.
    »Oh, ja. Wohl gesprochen. Das ist natürlich der Nachteil daran, eine
    Wetterwachs zu sein. Wenn sie älter werden, hören sie das Knarren der
    großen Backofentür.«
    »Sie soll ziemlich stur sein«, warf der Sohn des Herzogs ein. »Und intel-
    ligent.«
    »Wir sollten sie töten«, schlug die Tochter des Herzogs vor.
    »Ich bitte dich, Lacci, wir können doch nicht al e umbringen. «
    »Warum denn nicht?«
    »Nein. Mir gefällt die Vorstellung, daß sie uns irgendwie… nützlich ist.
    Und sie sieht alles schwarz und weiß. Das ist immer eine Gefahr für die
    Mächtigen. Oh, ja. Solch ein Bewußtsein läßt sich leicht… lenken. Mit ein wenig Hilfe.«
    Flügel schwirrten im Mondschein, und etwas Zweifarbiges landete auf
    der Schulter des Grafen.
    »Und dies… « Der Graf streichelte die Elster und ließ sie wieder davonfliegen. Dann zog er eine weiße Karte aus der Jackentasche; ihre Kante
    glänzte goldgelb. »Kann man das glauben? Ist so etwas schon einmal
    geschehen? Eine neue Weltordnung…«
    »Hast du ein Taschentuch?« fragte die Gräfin. »Gib es mir bitte. Ich
    sehe da einige Spritzer…«
    Sie betupfte sein Kinn, und Blutflecken blieben im Taschentuch zu-
    rück, das sie dem Grafen wieder in die Hosentasche stopfte.
    »Jetzt ist alles in Ordnung«, sagte die Gräfin.
    »Es gibt noch andere Hexen.« Der Sohn klang wie jemand, der einen
    Bissen im Mund hin und her drehte, weil er sich nur schwer kauen ließ.
    »O ja. Und hoffentlich begegnen wir ihnen. Sie können sehr unterhalt-
    sam sein.«
    Sie kehrten in die Kutsche zurück.

    In den Bergen stand der Mann, der versucht hatte, die Kutsche auszu-
    rauben, mühsam auf. Ein oder zwei Sekunden lang schien sein Fuß an
    etwas festzustecken. Verärgert rieb er sich den Hals und hielt nach sei-
    nem Pferd Ausschau, das nicht al zu weit entfernt hinter einigen Felsen
    stand.
    Als er versuchte, nach dem Zaumzeug zu greifen, glitt seine Hand wie
    Rauch durchs Leder und den Hals des Pferds, das sich erschrocken auf-
    bäumte und davonlief.
    Es war keine besonders gute Nacht, dachte der Straßenräuber benom-
    men. Er mußte nicht nur auf Beute verzichten, sondern jetzt auch noch
    auf sein Pferd. Wer hatte in der Kutsche gesessen? Er konnte sich nicht
    genau an die Ereignisse darin erinnern, aber er wußte, daß sie al es ande-
    re als angenehm gewesen waren.
    Der Straßenräuber gehörte zu einer besonderen Gruppe von eher ein-
    fachen Menschen: Wenn jemand wie er von etwas Größerem geschlagen
    wurde, so suchte er sich etwas Kleineres, um angemessene Vergeltung zu
    üben. Er schwor sich, daß in dieser Nacht jemand anders leiden würde.
    Und er wol te sich ein neues Pferd besorgen.
    Schon nach kurzer Zeit trug ihm der Wind das Pochen von Hufen ent-
    gegen. Er zog sein Schwert und trat auf die Straße.
    »Halt an und leere die Taschen!«
    Das Pferd verharrte tatsächlich dicht vor ihm. Vielleicht, dachte der
    Straßenräuber, war die Nacht doch nicht so schlecht. Das Pferd erwies
    sich als prächtiges Geschöpf, schien mehr eine Art Kriegsroß zu sein. Im
    Licht der Sterne schimmerte sein weißes Fell, und offenbar glänzte Silber
    am Geschirr.
    Der Reiter hatte sich mit einem weiten schwarzen Kapuzenmantel vor
    der Kälte geschützt.
    »Geld oder Leben!« sagte der Straßenräuber.
    WIE BITTE?
    »Dein Geld«,

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