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Ruht das Licht

Ruht das Licht

Titel: Ruht das Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Körper gar nicht fassen, was ihm da gerade widerfahren war. Als der Schmerz schließlich einsetzte, summte und knackte es in meinem linken Ohr und ich musste mich an der Wand festhalten, um nicht rückwärts über einen Stuhl zu fallen. Mir war noch immer schlecht davon, wie Grace’ Stimme geklungen hatte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich nichts als Grace’ Mutter, die mit völlig leerem Gesicht dastand, als wartete sie noch darauf, dass es sich zu einem Ausdruck entschloss, und einfach zusah, wie Grace’ Dad erneut ausholte.
    »Ich bring dich um«, schrie Grace’ Dad.
    Ich starrte bloß auf seine Faust, in meinen Ohren rauschte es von seinem ersten Treffer. Der größte Teil meines Bewusstseins war bei Grace in ihrem Krankenhausbett und das bisschen, was für Lewis Brisbane übrig blieb, konnte einfach nicht glauben, dass er mich noch mal schlagen würde. Ich blinzelte noch nicht einmal.
    Bevor seine Faust mich ein zweites Mal traf, taumelte Grace’ Dad nach hinten und kämpfte um sein Gleichgewicht, und als meine Sehkraft und mein Gehör zurückkehrten, sah ich, wie Cole ihn rückwärtszerrte. Wie einen Sack Kartoffeln.
    »Ganz ruhig, Großer«, sagte Cole. Dann, zu der Krankenschwester: »Was glotzen Sie denn so? Helfen Sie gefälligst dem Jungen, den dieser Typ gerade geschlagen hat.« Ich schüttelte vorsichtig den Kopf, als die Krankenschwester mir einen Eisbeutel anbot, aber ich akzeptierte ein Handtuch für die Platzwunde auf meiner Stirn. Unterdessen hörte ich, wie Cole Mr Brisbane warnte: »Ich lasse Sie jetzt los. Zwingen Sie mich nicht, dafür zu sorgen, dass wir beide aus dem Krankenhaus fliegen.«
    Ich stand da und sah zu, wie Grace’ Eltern sich einen Weg zu ihrem Bett bahnten, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Alles Beständige in meinem Leben schien auseinanderzubrechen und ich hatte keine Ahnung mehr, wo ich hingehörte.
    Ich sah, wie Cole mich anstarrte, und irgendetwas in seinem Blick rief mir das Handtuch in meiner Hand und das dünne Rinnsal Blut, das mir übers Gesicht lief, wieder ins Gedächtnis. Ich hob das Handtuch an den Kopf. Die Bewegung ließ bunte Flecken am Rand meines Sichtfelds tanzen.
    An meiner Seite sagte eine Krankenschwester: »Entschuldigung – Sam? Da Sie kein unmittelbarer Verwandter sind, können Sie leider nicht hierbleiben. Man hat uns gebeten, Sie hinauszubringen.«
    Ich sah sie einfach nur an, ich fühlte mich vollkommen leer. Ich wusste nicht, was ich zu ihr sagen sollte. Mein ganzes Leben liegt da in diesem Bett. Bitte lassen Sie mich bleiben.
    Die Schwester verzog bedauernd das Gesicht. »Es tut mir wirklich leid.« Sie warf einen Blick zu Grace’ Eltern hinüber, dann sah sie wieder mich an. »Es war gut, dass Sie sie hergebracht haben.«
    Ich schloss die Augen; noch immer sah ich einen Wirbel von bunten Farben. Ich hatte so ein Gefühl, dass, wenn ich mich nicht ganz schnell irgendwo hinsetzte, mein Körper das für mich übernehmen würde. »Kann ich ihr noch sagen, dass ich gehe?«
    »Ich glaube, das ist keine gute Idee«, mischte sich eine der anderen Schwestern ein, die mit irgendwas in den Händen vorbeieilte. »Es ist besser, wenn sie denkt, dass er noch hier ist. Er kann ja wiederkommen, wenn –« Sie brach ab und fügte dann hinzu: »Sag ihm, er soll in der Nähe bleiben.«
    Einen Augenblick lang vergaß ich zu atmen.
    »Komm«, sagte Cole. Er sah über die Schulter zu Mr Brisbane, der mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck anblickte, als wir das Zimmer verließen. Cole deutete mit dem Zeigefinger auf ihn und sagte: »Sie sind der Scheißkerl. Er gehört tausendmal mehr hierher als Sie.«
    Aber für Liebe gibt es keinen schriftlichen Beleg, also musste ich Grace alleinlassen.
COLE
    Als Isabel im Krankenhaus ankam, begannen gerade die ersten Anzeichen der Dämmerung durch die etwas welligen Fensterscheiben der Cafeteria zu sickern.
    Grace starb. So viel hatte ich aus den Krankenschwestern herausbekommen, bevor ich gegangen war. Sie erbrach ihr ganzes Blut und sie gaben ihr Vitamin K und Transfusionen, um den Prozess zu verlangsamen, aber letzten Endes würde sie sterben.
    Ich hatte es Sam noch nicht gesagt, aber ich glaube, er wusste es.
    Isabel knallte eine Serviette vor mir auf den Tisch, gleich neben Sams blutbeflecktes Handtuch. Ich brauchte einen Moment, bis ich meine flüchtig hingekritzelte Zeichnung aus dem Diner wiedererkannte. METH stand in großen Buchstaben darunter, was mir in Erinnerung rief, wie viel ich Isabel

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