Ruinen der Macht
versaut's. Das hat sie vom Baron nicht erwartet, und jetzt weiß sie nicht, was sie sagen soll«, knurrte Barnaby. Er schaltete sich auf die Leitung zu ihrem Ohrhörer und versorgte sie über das Bü-gelmikro seines Kommsets mit neuen Informationen.
»Stimmt es, dass dies heute das letzte Manöver der 1. Kosaken-Lanciers als eigenständige Einheit sein wird? Sie unterstellen sie der Autorität Legat Tortorellis, Gouverneur Ortega?«
»Ja«, speiste Ortega die unerfahrene Reporterin ab, die Mühe hatte, sich die nächste Frage zurechtzulegen.
»Gesandter Parsons«, drehte sie sich hastig zu Sergios Begleiter um, »was erwartet Ihr, wer heute gewinnen wird?«
»Muskeln müssen trainiert werden, um sie zu stärken«, antwortete Parsons. »Ich freue mich auf einen Wettkampf, bei dem die bessere Einheit den Sieg erringen wird.«
»Auf wen setzt Ihr, Gesandter? Auf die regulären Truppen oder auf die 1. Kosaken-Lanciers?«
»Fragen Sie mich nach dem Kampf«, blockte Parsons die Frage mit freundlichem Lächeln ab.
Elora bedeutete Barnaby mit einem Handzeichen, umzuschalten.
Er schaltete auf eine über das Manövergelände jagende Kamera und erlöste Bethany von der Aufgabe, das Interview fortzusetzen.
»Sind Kameras auf dem Schlachtfeld, mit denen wir die Einheiten herausholen können, die von den Söhnen des Barons befehligt werden?«, fragte Elora. Barnaby nickte. Er war vollauf damit beschäftigt, die besten Blickwinkel und Ansichten für die Zuschauer daheim an den Bildschirmen zu finden.
Elora trat ans Ende des Regiepults, wählte an der Kommeinheit einen Zugriffscode und zögerte. Sie überlegte, wie das, was sie gerade vorhatte, das Machtgleichgewicht auf Mirach verändern würde. Dann drückte sie den SENDEN-Knopf.
»Was tun Sie?«, wollte Barnaby wissen.
»Nichts, was Sie zu interessieren braucht«, antwortete sie leichthin. »Ich überprüfe nur die Bereitschaft.«
»Ich kann eine Kamera an jeden Punkt auf dem ViertelmillionHektar-Gelände schicken. Sie brauchen sie nicht persönlich zu positionieren.«
Elora lächelte. Barnaby glaubte, sie wollte ihm - als Regisseur - in die Parade fahren. Dabei verschaffte sie ihm eine zusätzliche Gelegenheit, seine Kunst zu beweisen. Es würde nicht mehr lange dauern.
»Barnaby, Barnaby«, tadelte sie ihn. »Nicht so übereifrig. Keine Bange. Dieser Tag gehört Ihnen. Da draußen geht die Post ab, nicht hier.« Sie blickte hinüber zu dem Pulk von Politikern, die zusahen, wie die Soldaten auf den Computerschirmen des Kommandopostens Simulationen abspielten. Elora wusste, dass sie besser hier geblieben wäre, wo sich ihre Anwesenheit erklären ließ. Aber sie konnte nicht anders. Sie musste mitten im Geschehen sein.
»Besorgen Sie mir einen Wagen. Ich will mir den Rest der Übung beim Legaten und seinem Stab ansehen.«
Barnaby grunzte, verbrachte ein paar Sekunden damit, ihre Anweisung weiterzugeben, und zeigte dann, als ein Kamerawagen heranrollte, hinüber.
»Der bringt Sie zum Befehlsbunker des Legaten.« Seine Erleichterung über ihr Verschwinden war so offensichtlich, dass Elora lachen musste. Sie kicherte den ganzen Weg zu Calvilena Tortorellis Befehlsposten. Wenn alles richtig lief, bedeutete das, dass ihre sorgfältige Planung sich auszahlte. Der Wagen kam ein Dutzend Meter vor einem Postenhäuschen zum Stehen und Elora stieg aus.
Sie schlenderte mit minimalem Hüftschwung zu dem Soldaten hinüber, zeigte ihren Ausweis vor und traf gerade rechtzeitig im Bunker ein, um dem Legaten über die Schulter zu schauen, als er dreidimensionale Computergrafiken der realen Einheiten über eine leuchtende topographische Karte bewegte. Weder Sergio noch Parsons nahmen Notiz von ihr. Elora trat ein Stück zur Seite, um den Baron besser beobachten zu können.
»Sie befehligen Ihre Einheiten doch wohl nicht persönlich, Legat?«, fragte Sergio. »Sie verfügen über vollständige Informationen bezüglich beider Seiten.«
»In einem echten Gefecht würden wir uns genau darum bemühen, Herr Baron«, erwiderte Tortorelli. »Aber diesmal operieren die Einheiten im Feld unabhängig. Wir überwachen hier nur die generellen Fortschritte, wir steuern sie nicht. Sonst könnte dem Gesandten ein Teil des Geschehens entgehen.«
»O ja, das wollen wir natürlich nicht«, kommentierte Parsons. Sein Interesse driftete von der Computeranzeige ab, doch Elora konnte nicht feststellen, wonach der Mann suchte, oder was in seinem Kopf vorging. »Es ist immer gut, den Überblick zu
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