Ruinen der Macht
haben.«
»Die Übung beginnt in wenigen Minuten«, erklärte Tortorelli. »Die Grundsituation ist folgende: Meine Heimatgarde-Einheit besteht aus vier Behemoth-II-Panzern, vier Condors, vier taktischen JES-Raketen-werfern sowie Infanterie in Truppentransportern. Die Kompanie Hauberk-Kröten ist an den Seiten aufgestellt, während die wirkliche Feuerkraft in der Mitte meiner Linie konzentriert ist. Der erste Panzerangriff wird den Gegner aus dem Versteck locken, sodass die ge-panzerte Infanterie Position und Anzahl der Feinde feststellen kann. Nachdem der Gegner auf diese Weise lokalisiert wurde, rücken die Kröten unter der Deckung von Raketensalven vor und löschen die 1KL aus.«
»Was ist mit der Infanterie? Bleibt die in den Transportern sitzen und schreibt Feldpostkarten heim an die Liebsten?«, fragte Parsons. Elora schaute überrascht auf. In der Bemerkung lag mehr als nur eine Spur von Kritik. Sie hatte versucht, etwas über den Hintergrund des Gesandten herauszufinden, war dabei aber gescheitert. Ob er von adliger Abstammung war, ließ sich nicht feststellen. Aber welche Ausbildung hatte er genossen? Er verstand etwas von Taktik
- oder hatte er nur erraten, dass Tortorelli keine Ahnung davon besaß?
»Reserven. Falls der Kampf zu hart für die Kröten wird, rücken die Panzer vor und unterstützen einen massiven Infanterieangriff. Wir greifen an, statt das Feld-HQ zu verteidigen.« Der Legat wirkte sehr zufrieden mit sich selbst.
»Und die 1. Kosaken-Lanciers?«, fragte Parsons. Der Gesandte beugte sich vor, reckte den Hals und studierte, wie Captain Leclerc seine Truppen aufgestellt hatte.
»Ihnen fehlen die Panzer, aber sie verfügen über einen höheren Prozentsatz an Krötentruppen.«
»Das hier ist ein Mobiles Taktisches HQ?«, fragte Parsons und deutete auf ein kleines Fahrzeug, das durch einen leuchtend weißen Stern auf dem Dach gekennzeichnet war.
»Manfred Leclerc hat auf der Anschaffung bestanden«, erklärte Sergio. »Ein weißer Elefant, wenn Sie mich fragen. Bei jeder meiner Reisen muss es auf einen Transporter verladen werden. Leclerc besteht darauf, dass es vor mir eintrifft, damit er von dort aus die Schutzmaßnahmen koordinieren kann.«
»Im Feld ist es ein leistungsstarkes Koordinationszentrum«, gab Tortorelli zu, »aber mit meiner verteilten Befehlsstruktur ist es nicht zu vergleichen. Jedem Einheitskommandeur steht es frei, eigenstän-dig Ziele festzulegen und die von meinem Feldkommandeur gesetzten Aufgaben zu erfüllen.«
»Sie brauchen also weniger Koordination, sobald der Kampf begonnen hat?«, vergewisserte sich Parsons. »Ein interessanter, nein, ich möchte sogar sagen, ein innovativer Ansatz. Es ist beinahe, als würde man ein Dutzend Partisanentruppen aufs Feld schicken.«
»Ich ...« Tortorelli war sich nicht sicher, wie er auf Parsons Kommentar antworten sollte. Er schluckte, dann überspielte er seine Unsicherheit, indem er mit lauter Stimme rief: »Geben Sie das Startsignal für Operation Kaiser!«
Elora trat mit einem Lächeln näher. Ihre eigene Offensive hatte längst begonnen.
»Das ist lächerlich, Dale«, raunzte Manfred Leclerc. »Sie haben hier nichts verloren. Machen Sie, dass Sie wegkommen. Ich sende das Waffenruhe-Signal und .. «
»Was erwarten Sie von mir, Captain? Ich werde die letzte offizielle Mobilisierung der Einheit ganz bestimmt nicht verpassen. Ab morgen sind die 1KL nur noch eine Fußnote in den Geschichtsbüchern.«
»Ich kenne Ihre Gefühle für die Einheit«, erwiderte Leclerc. »Aber Sie haben sich nicht genug Zeit genommen, um Hannas Tod zu verarbeiten.« Er senkte die Stimme ein wenig und schaute hinüber zu Austin. »Austin sagt mir, Sie sind nicht davon überzeugt, dass es ein Unfall war.«
»Man hat den Fahrer noch nicht gefunden und der Wagen war gestohlen. Hanna musste sterben, weil .« Dale brach ab. »Ich bin in der Lage, meine Arbeit zu tun, Captain Leclerc«, erklärte er steif. »Es ist mir egal, was Sie oder mein Bruder davon halten.«
»Bitte, Dale«, bettelte Austin, aber es war klar, dass sein Bruder nicht nachgeben würde. Nicht, dass er ihm deswegen irgendeinen Vorwurf gemacht hätte. Ihr Vater hatte befohlen, dass die 1KL unmittelbar nach Abschluss des Manövers dem Legaten unterstellt wurde.
»Niemand bestreitet Ihr Können, Lieutenant Ortega«, stellte Le-clerc fest. Dann stieß er ein resigniertes Seufzen aus. »Steigen Sie ins Mobile THQ. Wir müssen herausbekommen, wo sie sind. Sie haben eine mehr als
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