Ruinen der Macht
Forschungen.
»So, Euer Exzellenz«, ergriff Marta das Wort, nachdem Boris Chin seinen Vortrag beendet hatte. »Und wie wird der Lordgouverneur uns nun helfen? Wie wird er Mirach unterstützen?«
»Es freut mich zu hören, dass Sie nicht die Ansicht vertreten, das wäre ein und dasselbe, Ms. Kinsolving«, entgegnete Parsons. »Zu viele Wirtschaftsführer neigen zu dem Glauben, das Schicksal ihres Planeten sei unlösbar mit ihrem eigenen verbunden. Ich finde es besonders interessant, dass Sie Ihre eigenen Firmeninteressen verteidigen .«
»Die der übrigen MBA-Mitglieder auch«, unterbrach Nagursky. »Wir haben uns aus gutem Grund zusammengeschlossen. Einer für alle, alle für einen.«
»Wie edelmütig«, kommentierte Parsons trocken. »Ich stelle fest, dass Sie bereit sind, Ihre gemeinsamen Firmen zu verteidigen, aber keine Neigung zeigen, dem Gouverneur die Macht zu entreißen, um
Ihren persönlichen Vorteil ungehinderter zu verfolgen.«
»Unsere Werkschutzkräfte sind den Truppen des Legaten nicht gewachsen«, stellte Nagursky fest.
»Halten Sie mich nicht zum Narren, Sir«, widersprach Parsons. »Jeder Ihrer drei Konzerne ist dabei, einen IndustrieMech umzurüsten. Und auch wenn Sie damit Recht haben, dass ein Erfolg in einem Kampf nicht sicher wäre, könnte selbst ein einzelner umgebauter ArbeitsMech gewaltige Zerstörungen anrichten. Sie kennen ihre Möglichkeiten. Sie verfügen über drei davon in Ihrem MBA-Arse-nal.«
»Vier«, korrigierte Marta, die keinen Grund sah, zu lügen, und sich fragte, wie viel der Gesandte noch wusste.
Parsons zögerte, dann griff er in die Tasche. Er musterte einen kleinen Signalgeber und hob die Brauen. Dann steckte er das Gerät wieder zurück.
Marta blieb das Herz im Hals stecken. Das subplanetare Labor war von einem Faraday'schen Käfig umschlossen und gegen Kommsignale abgeschirmt. Kein Signal durfte in diesen Raum vordringen.
»Der Legat hat mich für morgen zu einem Manöver eingeladen, einer Gefechtsübung, bei der er seine beste Einheit gegen die 1. Kosa-ken-Lanciers des Gouverneurs ins Feld schickt. Natürlich in aller Freundschaft, da bin ich sicher«, setzte er mit ironischer Untertreibung hinzu. »Wenn ich diese Militärübung gesehen habe, werde ich in einer besseren Position sein, Empfehlungen zu geben.«
Jerome Parsons stand auf, verbeugte sich nacheinander vor Chin, Nagursky und Marta, und fragte Letztere dann: »Wären Sie so freundlich, mich an den Ort zu begleiten, an dem Ihre Werkschutzleiterin meinen Stab mit Fragen bombardiert?«
»Wem werden Sie Ihre Empfehlungen geben?«, stieß Nagursky aus.
Parsons drehte sich zu ihm um, lächelte leicht und erwiderte: »Denen, die in der günstigsten Position sind, Ihnen zu helfen. Ich verab-schiede mich.«
Marta ging ins Vorzimmer voraus. Parsons folgte ihr wie ein riesiger, überdekorierter Ballon. Sie ging schnell, um ihren Vorsprung zu halten, bis sie sich weit genug wieder gefasst hatte, um ihre innere Aufgewühltheit, nachdem sie die Fragen und Kommentare des Gesandten gehört hatte, hinter einer unbeteiligten Maske zu verstecken. Parsons war eine tickende Zeitbombe.
Aber wer hatte die Bombe gelegt?
Sardanaplus-Hochland, 1255 Kilometer östlich von
Cingulum, Mirach
Präfektur IV, Republik der Sphäre
17. April 3133
Lady Elora lugte über die Schulter ihres Regisseurs. Der kleinwüchsige, an eine Ratte erinnernde Barnaby war über diese Einmischung so verärgert, dass er ständig vor sich hin brummelte, bis sie sich gezwungen sah, auf sein Verhalten zu reagieren.
»Sollten wir die Gefechtsübung von einem anderen Punkt aus aufnehmen?«, fragte sie, erhielt aber nur ein undefinierbares Murren zur Antwort. Sie befanden sich fast einen Kilometer vom Kommandohauptquartier entfernt.
Nur ein Reporter und ein Kameramann hatten die Erlaubnis erhalten, den Legaten und seinen Stab zu interviewen.
Sie strich sich mit der Hand über die schlanke, in einen glänzend metallicgelben Rock gehüllte Hüfte. Der farbenfroh leuchtende Stoff bot einen deutlichen Kontrast zu der streng geschnittenen, dunkelblauen Bluse und machte sie unter den im Tarnschema gehaltenen Uniformen der Stabsoffiziere des Legaten, die rings um sie her wuselten, zum Paradiesvogel. Die Militärs trugen alle Helme, während sie das rostrote Haar zu einem lockeren Nebel drapiert hatte, der ruhelos im Wind wogte.
»Ist Bethany bereit für die Einspielung?«
»Die ist nie bereit«, beschwerte sich Barnaby. »Zu schade, das mit
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