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Ruinen der Macht

Ruinen der Macht

Titel: Ruinen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Vardeman
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Vorgesetzter.
    »Einen Moment, Lieutenant. Ich empfange neue Befehle.« Borodin zog ein kleines Funkgerät aus der Tasche und hob es ans Ohr. »Mitkommen«, befahl er den beiden Soldaten. »Wir lösen die Pressekonferenz auf. Der Gouverneur ist auf Befehl von Legat Tortorelli von jetzt an nicht mehr zu sprechen.« Borodin warf Austin einen bedauernden Blick zu, dann formte sein Mund lautlos die Worte: »Verschwinden Sie von hier«, bevor er seine Leute in den Konferenzsaal
    führte.
    Austin fragte sich, ob Tortorellis nächster Befehl lauten würde, alle Personen im Palast festzunehmen. Momentan lief alles wie aus dem Handbuch für einen unblutigen Staatsstreich. Und er hatte seinen Vater davor gewarnt, die 1KL Tortorellis Befehl zu überstellen.
    Das Gefühl, Recht gehabt zu haben, konnte gegen die Angst, die sich wie ein Krebsgeschwür in Austins Eingeweiden ausbreitete, wenig ausrichten. Nachdem Tortorelli den Gouverneur und seinen Stab von der Öffentlichkeit abgeriegelt hatte, würde Lady Elora als einzige Quelle der Öffentlichkeit für amtliche Bekanntmachungen übrig bleiben. Und über deren Inhalt machte sich Austin, nachdem sie den Gouverneur öffentlich als Verräter angeklagt hatte, keine Illusionen.
    Er bog in einen Seitengang und tauchte schnell im Labyrinth der Palastkorridore unter. Er war in diesem Gebäude aufgewachsen, doch als er es jetzt durchwanderte, fühlte er sich darin fremd, in einer Umgebung so bizarr und tödlich wie die Tundra außerhalb der Black-Hills-Kaserne.
    Austin trat um eine Ecke und blieb plötzlich stehen. In einer Nische, keine fünf Meter entfernt, stand Marta Kinsolving. Sie hielt ein GlobalNetz-Telefon ans Ohr und sprach hastig ins Mikrofon. Austin schnappte nur Bruchstücke dessen auf, was sie sagte, aber als er erkannte, worum es ging, gefror ihm das Blut in den Adern.
    »Marta!«, rief er. Sie blickte überrascht auf. Dann unterbrach sie hastig die Verbindung und steckte das Telefon ein.
    »Ich muss gehen«, sagte sie, wirbelte davon und stiefelte den Gang hinab, so schnell sie konnte, ohne zu laufen. Austin fühlte sich an keine Regeln der Höflichkeit gebunden. Er holte sie ein, bevor sie die Tür hinaus in den kleinen, schneebedeckten Park südlich des Pa-lasts erreicht hatte.
    »Ich habe gehört, was Sie zu Manfred gesagt haben. Das können Sie nicht tun.«
    Sie drehte sich zu ihm um. Martas Züge wurden hart und ihre
    Kinnmuskeln spannten sich.
    »Passen Sie auf sich auf, Austin. Ich weiß, welche Befehle Tortorel-li gegeben hat. Er und Elora haben ihren Zug gemacht, und wir dürfen nicht zulassen, dass sie damit Erfolg haben.« Sie riss sich los und rannte in das Heckenlabyrinth des Parks. Austin zögerte kurz, dann folgte er ihr. Falls er sie nicht davon überzeugen konnte, die Rebellion abzublasen, stand Mirach vor dem offenen Bürgerkrieg.
    Cingulum, Mirach
    Präfektur IV, Republik der Sphäre
    3. Mai 3133
    Austin Ortega setzte zu einem Endspurt an und hechtete in Marta Kinsolvings Limousine, unmittelbar bevor sich der Schlag schloss. Überrascht von dieser unerwarteten Störung schaute die Firmenchefin auf.
    »Austin!« Sie verzog das Gesicht. »Hören Sie auf, sich einzumischen, Austin. Was glauben Sie, können Sie gegen den Legaten ausrichten?«, fragte sie beißend. »Machen Sie, dass Sie hier rauskommen und beschützen Sie Ihren Vater.«
    »Tortorelli wird meinem Vater nichts tun«, gab er zurück. »Er wird ihn nicht einmal festnehmen, bis er seine Truppen in Stellung gebracht hat und Elora noch mehr Angst verbreitet und eine Machtübernahme vertretbar gemacht hat. Noch steht die Mehrheit der Bevölkerung hinter der Regierung.« Sein Puls hämmerte, sein Mund war taub und trocken. Austin hatte seinen Vater endlos über Schlüsselmomente und Wendepunkte der Geschichte reden hören. Er hatte ihm nie geglaubt, dass es solche Phänomene wirklich gab, und falls doch, war er fest davon überzeugt gewesen, dass sie nichts mit ihrem realen Leben hier auf Mirach zu tun hatten. Jetzt erkannte er, wie falsch er damit gelegen hatte. Hier und jetzt, in diesem präzisen Moment, stand das Schicksal der Welt auf dem Spiel. Und was noch erschreckender war: Was er jetzt tat, war das Wichtigste.
    »Sie verstehen überhaupt nichts«, sagte Marta. Sie wollte dem Fahrer ein Zeichen geben, doch Austin packte ihr Handgelenk.
    »Selbst eine Lanze umgebaute AgroMechs kommt gegen die Verbundwaffeneinheiten des Legaten nicht an.« Daran, wie bleich Marta wurde, erkannte Austin, dass

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