Ruinen der Macht
zwei höchsten Republiksbeamten der Präfektur verloren hatte, sondern darüber hinaus getan hatte, was sich rapide zum schlimmsten Kapitalverbrechen von allen hier auf Mirach entwickelte: aus dem All eintreffende Nachrichten nicht sofort bekannt zu geben. Der Kollaps des HPG-Netzwerks ließ Verschwörungstheorien wie Grashalme sprießen.
Fast hatte Austin die Reporter zurückgedrängt, als er Eloras Gnadenstoß hörte:
»Nachdem die Regierung der Präfektur IV das Vertrauen in Ihre Amtsführung verloren hat, Gouverneur Ortega: Wann ist mit der Ernennung Ihres Nachfolgers zu rechnen?«
Austin war, als hätte ihn die Ministerin mit einem Vorschlaghammer getroffen. Eloras Plan war leicht zu durchschauen. Es würde keinen Nachfolger geben, weil der Lordgouverneur das Vertrauen in Sergio Ortega nicht wirklich verloren hatte. Aber Elora war jetzt in einer Position, von der aus sie einen Militärputsch Legat Tortorel-lis, bis ein ziviler Amtsnachfolger eintraf, tatkräftig unterstützen konnte.
Und natürlich würde der niemals ankommen.
Sie wollte den Gouverneur blamieren und dann ihren Speichellecker an seinen Platz setzen. Von ihrer Position als Chefin des über-mächtigen Ministeriums für Information aus würde Lady Elora Mi-rach aus dem Hintergrund komplett kontrollieren. Tortorelli würde seinen Posten als Legat behalten und die oberste militärische mit der faktischen obersten zivilen Autorität vereinigen.
Alle Fäden der Macht würden in ihren gierigen Fingern zusammenlaufen.
»Hier entlang, Vater«, sagte er. Sergio Ortega ließ sich von seinem Sohn aus dem Konferenzsaal in den Flur führen. Zu Austins Überraschung stürmten ihnen Dmitri Borodin und vier andere Soldaten, die er nicht erkannte, entgegen. Alle fünf trugen die waldgrüne Uniform der Heimatgarde.
»Niemand darf das Gebäude verlassen, Austin«, erklärte Borodin und hob die Hand, um ihn aufzuhalten.
»Da drinnen tobt der Mob«, sagte der. »Helfen Sie dem Baron zurück in sein Büro ...«
Borodin wirkte betrübt, als er sich von den vier anderen löste. Mit leiser Stimme stellte er fest: »Wir sind hier, um sicherzustellen, dass Gouverneur Ortega nur in sein Büro geht. Das waren die Befehle Legat Tortorellis, persönlich erlassen, unmittelbar bevor wir ausgerückt sind.«
»Das ist unglaublich!«, brüllte Austin.
»Mach keine Szene, Sohn«, sagte Sergio. »Das ist es nicht wert.« Er kehrte auf direktem Weg in sein Arbeitszimmer zurück, gefolgt von zwei Wachen. Austin blieb mit Borodin und den zwei anderen Gardisten auf dem Flur zurück.
Angesichts dieser Ungerechtigkeit brodelte es in Austin. Sein Vater war ein Baron und Gouverneur von Mirach, und er wurde wie ein Gefangener behandelt. Dann riss er sich zusammen und machte sich klar, dass Borodin ein guter Soldat war, der seine Befehle ausführte, auch wenn sie seinen persönlichen Loyalitäten zuwiderliefen.
»Danke für alles, was Sie bisher getan haben«, murmelte er. »Kann
ich weiter auf Sie zählen?«
»Auf mich können Sie zählen, Sir, aber die Streife, die mich begleitet«, antwortete Borodin unbehaglich: »Die sind alle Gefolgsleute von Lordgouverneur Sandoval ... falls er sich für die Vereinigten Sonnen erklärt. Bei jeder Ankunft eines Landungsschiffes gibt es neue Gerüchte. Es heißt, Sandoval versucht, VerSon-Systeme zurückzuholen, und es gibt einige, denen das ganz recht wäre.«
Das traf Austin wie ein weiterer Schlag. Er war zu sehr mit der örtlichen Situation beschäftigt gewesen, um auch nur daran zu denken, was im Rest der Präfektur vor sich gehen könnte, erst recht jetzt nach dem Zusammenbruch der Hyperpulsgeneratoren. Die Vereinigten Sonnen waren einer der älteren Staaten der Inneren Sphäre, deren terranahe Systeme Devlin Stone zum Bau der Republik annektiert hatte. Falls die Gerüchte stimmten, was Austin weder sicher bejahen noch verneinen konnte, steckte Mirach in größeren Schwierigkeiten, als er geahnt hatte. Und wo stand in diesem Spiel Sandovals Gesandter Parsons?
»Sie trauen mir nicht wirklich, weil sie wissen, dass ich die Republik vorziehe. Aber es wird allmählich schwer, noch daran zu glauben, dass die Republik die richtige Wahl ist, Lieutenant, verdammt schwer.«
Austin bemerkte, dass die beiden Soldaten in Borodins Begleitung grinsten. Sie hatten mitgehört und würden das Gespräch dem Dienst habenden Offizier berichten.
»Weitermachen, Master Sergeant«, beendete er die Unterhaltung, als wäre er noch Borodins
Weitere Kostenlose Bücher