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Ruinen der Macht

Ruinen der Macht

Titel: Ruinen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Vardeman
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fest, dass seine Hand schweißnass war. Er dachte ständig daran, dass die beiden ersten Kugeln im Magazin Panzerbrecher waren, die dritte eine Explosivkugel. Darauf konzentrierte er sich so vollständig, dass er nicht hörte, wie sich der Mann hinter ihm anschlich.
    Austin wirbelte herum, als er ein leises Ploppen hörte und ein grellweißes Licht die gesamte Umgebung aus einer Höhe von fast zehn Metern taghell erleuchtete. Sein Blick schwenkte umher und hinauf zu dem gleißenden Punkt auf einem Fensterbrett im dritten
    Stock, dann fiel er zurück auf die lautlose dunkle Gestalt hinter ihm. Er hob die Pistole.
    »Stehen bleiben oder ich schieße!«, brüllte er. Als der Mann, der ihm folgte, nicht anhielt, feuerte Austin. Einmal, zweimal. Beide Kugeln trafen den Mann mitten in die Brust. Austin sah die Treffer Fleisch und Blut wegreißen, aber der Mann zögerte nur. Er schaute hinunter auf seine Brust, hob die Hand an die beiden kleinen Einschusslöcher, dann grinste er.
    Austin zuckte zusammen. Sein Gegenüber hatte nur noch zwei Zähne im Mund, aber das Erschreckendste an ihm waren seine Augen. In ihnen flackerte der Wahnsinn. Es war keine Spur von Bewusstsein mehr zu erkennen.
    Austin feuerte ein drittes Mal. Diesmal detonierte das Geschoss und schleuderte Blut und Eingeweide durch die Luft - wie eine Fontäne am Zar-Alexander-Brunnen. Er sprang zurück, sank auf ein Knie und hob die Arme über den Kopf, um sich vor dem widerwärtigen Regen zu schützen, der über der Straße niederging. Als Austin wieder aufschaute, hatte er Mühe, sich nicht zu übergeben. Brodelndes Blut hatte sich ringsum in klebrigen Pfützen gesammelt.
    »In der Wirklichkeit ist Töten nicht so angenehm sauber wie im Simulator, was?«, hörte er eine gelassene Stimme.
    Austin flog herum, um sich der neuen Bedrohung zu stellen, senkte die Waffe aber sofort wieder, als er Manfred Leclerc erkannte.
    »Ich weiß nicht, warum ihn die beiden ersten Schüsse nicht aufgehalten haben«, keuchte er. Seine Stimme brach unter der Anspannung. »Ich habe ihn getroffen. Ich habe es gesehen.«
    »Das waren Panzer brechende Kugeln. Die sind durch ihn durchgegangen wie ein Laser durch ein Vakuum. Woher haben Sie die Pistole?«
    Austin wusste, Manfreds eigentliche Frage war eine andere. In Wirklichkeit wollte er wissen, woher Austin eine derartige Waffe hatte. Auch jetzt blieb Leclerc der Kommandeur, der Ausbilder.
    »Wir müssen hier weg«, antwortete er. »Marta Kinsolving .«
    »Marta!« Der Ausdruck auf Manfreds Gesicht bestätigte, was Austin bereits vermutet hatte.
    »Sie hat mir die Pistole mitgegeben. Sie wartet da hinten in ihrer Limousine. Wir müssen Sie in ein Versteck bringen, wo .« Austin stolperte, als wieder grellweiß loderndes Licht über ihm aufflammte, diesmal von der anderen Straßenseite her.
    »Was war das?«, fragte Manfred und rieb sich die Augen. »Ich habe fast genau hineingesehen, als es explodierte.«
    »Schnell«, drängte Austin, der erkannte, was Manfred entging. »Kein Wort. Mir nach. Beeilung!«
    Die beiden hasteten im Laufschritt durch die Straßen. Austin war nicht sicher, ob er den Weg zurück durch die Trümmerlandschaft richtig in Erinnerung hatte, aber er musste Manfred beweisen, dass er kein völliger Dorftrottel war, der über seine eigenen Füße stolperte. Austin hatte sich selbst immer für einen erfahrenen Soldaten gehalten, doch der kurze Ausflug ins Trümmerfeld hatte ihn überzeugt, dass es Soldaten und Soldaten gab. Straßenkampf war jedenfalls nicht seine Sache.
    Er saß lieber in der Kanzel eines Mechs, statt zu Fuß, ungepanzert und mit einer kleinen, schlagkräftigen, aber für die Mission ungeeigneten Waffe, zwischen Häuserblocks herumzuirren.
    »Da ist der Wagen«, rief Manfred und rannte los. Austin folgte ihm langsamer, vom Rennen durch die Ruinen außer Atem. Er blinzelte, als ein weiterer der grellweißen Lichtpunkte ein Dutzend Meter hinter der Limousine aufloderte. Er stützte sich an der Seite des Wagens ab, blickte sich um und stellte fest, dass er und Manfred beträchtliche Aufmerksamkeit erregt hatten. Eine Gruppe dürrer Männer und Frauen folgte ihnen, kaum mehr als Haut und Knochen, gekleidet in Lumpen, wie Eisenspäne, die von einem Magneten angezogen wurden. Austin wollte auf sie schießen, dann ließ er die Pistole sinken und stieg in den Fonds der Limousine. Er hätte ihnen vermutlich einen Gefallen damit erwiesen, doch es wäre falsch gewesen, auf Menschen zu feuern, die er zu

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