Ruinen der Macht
beschützen geschworen hatte.
Manfred und Marta saßen nebeneinander und pressten die Oberschenkel aneinander. Davon abgesehen hätte man glauben können, sie wären sich eben erst begegnet. Sie schauten einander nicht an und ihre Hände berührten sich nicht. Er ließ sich auf den Sitz gegenüber fallen und fragte: »Kommen wir hier wieder weg?«
Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er von der plötzlichen Beschleunigung fast aus den Polstern geschleudert wurde. Manfred fing ihn auf und drückte ihn vorsichtig auf den weichen, lederbezogenen Sitz zurück.
»Ich bin froh, hier wegzukommen«, stellte Austin fest. »Wie haben Sie das überlebt, Manfred? Diese Gegend ist furchtbar. Ich muss meinem Vater davon erzählen und etwas für diese Leute tun.«
»Er weiß davon«, bemerkte Manfred. »Es gibt andere, drängendere Probleme, die Vorrang haben.«
»Aber .«
»Seien Sie still, Austin«, unterbrach ihn Marta. »Haben Sie die kleinen Explosionen da hinten gesehen?«
»Was war das?«, fragte Manfred.
»Überwachungskameras. Möglicherweise hat Tortorelli ihre Installation befohlen, aber die von ihnen gelieferten Bilder sind bestimmt an Elora gegangen. Darauf können Sie sich verlassen.«
»Warum sind sie explodiert?«
»AllWorldComm stellt sie her, also kann ich ihre Position herausfinden. Ich bin vielleicht nicht in der Lage, ihr kodiertes Signal zu unterbrechen, aber sobald ich weiß, wo sie sind, kann ich einen Funkimpuls an sie abschicken, der die Elektronik durchbrennen lässt. Und das habe ich getan.«
»Was tun wir jetzt?«, fragte Manfred. »Tortorelli und Elora wissen beide, wo ich bin. Und das bringt Sie ebenfalls in Gefahr.«
»Während Sie beide sich die Gegend ansahen, habe ich mich mit meiner Werkschutzchefin in Verbindung gesetzt. Es gibt keine Möglichkeit, Sie zu verstecken. Nicht hier auf Mirach. Wir fahren auf direktem Weg zum Raumfeld unserer Firma. In Kürze hebt ein Landungsschiff ab. Sie können sich auf Kuton verstecken.«
»Ich verlasse Mirach nicht. Nicht jetzt!«, protestierte Manfred.
»Sie hat Recht«, stellte Austin fest. »Wir brauchen einen Anführer, und Sie sind der Einzige, der infrage kommt. Wenn es uns nicht gelingt, die Truppen des Legaten irgendwie zu spalten, wird er die Kontrolle restlos übernehmen.«
»Was Sie da vorschlagen, ist Meuterei, Verrat«, erwiderte Manfred. »Ohne mich, Austin. Es würden zu wenige Mitglieder der Heimatgarde mitspielen.«
»Wenn wir es nicht versuchen, gibt es keine Chance, Tortorelli und Rimonowa aufzuhalten«, warf Marta ein. »Austin hat mich davon überzeugt, dass die MBA die umgerüsteten Mechs nicht in den Kampf schicken kann, ohne große Verwüstungen anzurichten.«
Manfred starrte Austin einen Moment lang an, so als sähe er ihn in einem völlig neuen Licht. Dann nickte er zögernd. »Er hat mit seinen Einwänden Recht. Die Mechs können eure Fabriken verteidigen, aber Sie wären gewaltig im Nachteil, falls Sie versuchen sollten, sie offensiv gegen Krötentruppen einzusetzen. Der Sachschaden in der Stadt wäre furchtbar, und jeder Soldat, den einer der Mechs tötete, wäre ein loyaler Bürger Mirachs, der nur legitim erscheinende Befehle des rechtmäßigen planetaren Legaten ausführt.«
Austin ließ sich in die weichen Polster des Sitzes sinken. Jeder Knochen im Leib tat ihm weh.
»Es war ganz schön clever, die Nachricht auf dem Brunnen zu hinterlassen«, wechselte er das Thema. Manfred lächelte und nickte einmal kurz. Austin verstand die Botschaft. Halt die Klappe.
Er beobachtete Manfred und Marta, wie sie sich im weiträumigen Fonds der Limousine eng aneinander drückten und dabei versuchten den Eindruck zu erwecken, einander kaum zu kennen. Jetzt, da er darauf achtete, bemerkte er auch die verstohlenen Blicke und winzigen, kurzen Berührungen. Beinahe hätte er gefragt, ob Marta Manfred auf den Mond begleiten würde.
»Da ist es«, erklärte Marta, als sich die Polarisation der Fenster änderte und das Raumfeld sichtbar wurde. »Wir wollen hoffen, dass wir ihnen einen Schritt voraus bleiben können.« Sie schaute zu Austin hinüber und schürzte die Lippen. »Sie sollten ihn begleiten. Ihr Leben ist beinahe so gefährdet wie seines.«
»Ich muss meinen Vater aus dem Hausarrest holen und irgendwohin bringen, wo er ungestört zu den Menschen reden kann, ohne dass Lady Elora jedes Wort zensiert.«
Der Wagen rollte ans hintere Ende des Feldes, wo das kleinste der Landungsschiffe stand. Beinahe konnte Austin das
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