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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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    In dem Moment, als ich die Redaktion betrat, fühlte ich mich gleich besser. Es herrschte freundliches Chaos, das beständige Klappern von Schreibmaschinen und Fernschreibern und sogar der Geruch wirkten vertraut. Der riesige Raum schien fast leer zu sein, obwohl mindestens zehn Leute zu sehen waren. Der Einzige, der nicht arbeitete, war ein kleiner, dunkelhaariger Mann am Schreibtisch bei der Tür. Er saß zurückgelehnt da und starrte an die Decke.
    Ich ging zu ihm hinüber, und als ich etwas sagen wollte, wirbelte er auf seinem Stuhl herum. »Na schön!« zischte er. »Zum Teufel noch mal, was willst du?«
    Ich starrte auf ihn herab. »Ich fang hier morgen an«, sagte ich. »Mein Name ist Kemp, Paul Kemp.«
    Er lächelte matt. »Entschuldigung – dachte, du wärst hinter meinen Negativen her.«
    »Was, bitte?« fragte ich.
    Er grummelte etwas von »klauen einem alles unterm Hintern weg« und »aufpassen wie ein Schießhund«.
    Ich sah mich im Raum um. »Die sehen normal aus.«
    Er schnaubte. »Diebe – alles Ratten.« Er stand auf und streckte mir die Hand hin. »Bob Sala, Fotoredaktion. Was führt dich heute Abend zu uns?«
    »Ich muß unbedingt was essen.«
    Er lachte. »Pleite?«
    »Nein, ich bin reich – ich finde bloß nirgends ein Restaurant.«
    Er ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen. »Da kannst du froh sein. Das erste, was du hier lernst – vermeide Restaurants.«
    »Warum?« fragte ich. »Die Ruhr?«
    Er lachte. »Die Ruhr, Filzläuse, Gicht, die Franzosenkrankheit  – du kannst dir hier alles einfangen, einfach alles.« Er sah auf die Uhr. »Warte zehn Minuten, und ich nehm dich mit rauf zu Al’s.«
    Ich schob eine Kamera beiseite und setzte mich auf seinen Schreibtisch. Er lehnte sich zurück und starrte wieder an die Decke, kratzte sich ab und zu seine drahtigen Lokken und schien gerade gedanklich in ein besseres Land abzuschweifen, in dem es gute Restaurants gab und keine Ratten. Er wirkte verloren hier – eher wie ein Kartenabrei-ßer auf irgendeinem Rummelplatz in Indiana. Seine Zähne waren schlecht, er brauchte dringend eine Rasur, sein Hemd war dreckig, und seine Schuhe sahen aus, als wären sie von der Wohlfahrt.
    Wir saßen schweigend da, bis zwei Männer aus einem Büro von der anderen Seite des Raumes kamen. Der eine
war der große Amerikaner, den ich bei der Schlägerei unten auf der Straße gesehen hatte. Der andere war klein und kahlköpfig, redete aufgeregt und gestikulierte mit beiden Händen.
    »Wer ist das?« fragte ich Sala und zeigte auf den Großen.
    Er sah hinüber. »Der bei Lotterman steht?«
    Ich nickte und nahm an, daß der Kleine Lotterman war.
    »Er heißt Yeamon«, sagte Sala und drehte sich wieder zum Schreibtisch. »Er ist neu – kam hier vor ein paar Wochen an.«
    »Ich hab gerade gesehen, wie er sich draußen geprügelt hat«, sagte ich. »Eine Bande Puertoricaner ist auf ihn losgegangen, direkt vor dem Gebäude.«
    Sala schüttelte den Kopf. »Das ist typisch – der hat sie nicht alle.«
    Er nickte. »Hat sich wohl mit diesen Krawallmachern von der Gewerkschaft angelegt. Ist eine Art wilder Streik – wofür oder wogegen, weiß kein Mensch.«
    In diesem Moment rief Lotterman zu uns herüber: »Was machen Sie eigentlich gerade, Sala?«
    Sala blieb reglos. »Nichts – in drei Minuten bin ich weg.«
    »Und wer ist das da bei Ihnen?« fragte Lotterman und sah mich mißtrauisch an.
    »Richter Crater«, antwortete Sala. »Könnte eine gute Story werden.«
    »Richter wer?« fragte Lotterman und kam zum Schreibtisch.
    »Schon gut«, sagte Sala. »Sein Name ist Kemp und er behauptet, Sie hätten ihn eingestellt.«
    Lotterman sah verwirrt aus. »Richter Kemp?« murmelte er. Dann lächelte er breit und streckte beide Hände aus. »Ach ja – Kemp! Schön, daß Sie da sind, mein Junge. Wann sind Sie angekommen?«
    »Heute Morgen«, sagte ich und stand vom Schreibtisch auf, um ihm die Hand zu geben. »Ich hab mich erst einmal ausgeschlafen.«
    »Gut!« sagte er. »Sehr vernünftig.« Er nickte bekräftigend. »Dann sind Sie jetzt hoffentlich startklar.«
    »Nicht ganz«, sagte ich. »Ich muß noch was essen.«
    Er lachte. »Nein, nein – ich meine natürlich morgen. Ich laß Sie doch heute Abend nicht mehr anfangen.« Er lachte wieder. »Nein, erst geht ihr Jungs mal was essen.« Er lächelte zu Sala hinab. »Ich schätze, Bob wird Ihnen die Stadt zeigen, eh? «
    »Klar doch«, sagte Sala. »Wozu haben wir denn ein Spesenkonto, eh? «
    Lotterman

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