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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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nach Condado ab und versuchte an nichts mehr zu denken, bis ich vor meinem Apartment anhielt.
    Sie trug eines meiner Hemden, das an ihr wie ein kurzes Nachthemd aussah. Sie lächelte glücklich, als ich reinkam und stand vom Bett auf, um mir einen Drink zu machen. Das Hemd flatterte sündig um ihre Schenkel, als sie mit federnden Schritten in die Küche ging.
    Ich hatte das Gefühl, auf ganzer Linie besiegt worden zu sein. Eine Weile lief ich hin und her und hörte kaum auf ihr fröhliches Geplapper, dann gab ich es auf, ging zum Bett und zog mich aus. Ich fiel mit solcher Gewalt über sie her, daß ihr Lächeln schnell verschwand; es wurde eine verzweifelte Angelegenheit. Sie stieß mit den Füßen in die Luft und kreischte und krümmte ihren Rücken und bemühte sich noch immer, als ich bereits in ihr explodiert war und total erschöpft niedersank. Schließlich gab sie es auf und schlang ihre Beine um meine Hüften und ihre Arme um meinen Hals und begann zu weinen.
    Ich stützte mich auf meinen Ellbogen und schaute auf sie herunter. »Was hast du?« fragte ich.
    Sie hielt ihre Augen geschlossen und schüttelte den
Kopf. »Ich kann nicht«, sagte sie schluchzend. »Ich bin so nah dran, aber ich kann einfach nicht.«
    Ich schaute sie einen Moment lang an und fragte mich, was ich sagen sollte, dann legte ich den Kopf aufs Bett und stöhnte leise. So blieben wir ziemlich lange liegen, und schließlich standen wir auf, und sie machte das Abendessen, während ich den MIAMI HERALD las.
     
    Am nächsten Morgen fuhr ich hinaus zu Yeamon. Ich wußte nicht genau, was ich ihm sagen würde, und so dachte ich an seine schlechten Seiten, damit ich ohne Schuldgefühle lügen konnte. Aber es war schwer, sich am Ende der Fahrt einen Dreckskerl vorzustellen. Die heiße, friedliche Schönheit des Ozeans und der Sand und die grünlich-goldenen Palmen brachten mich total aus dem Gleichgewicht, und als ich sein Haus erreichte, fühlte ich mich wie ein Eindringling.
    Er saß nackt auf dem Patio, trank Kaffee und las in einem Buch. Ich hielt neben dem Haus und stieg aus. Er drehte sich um und lächelte. »Wie ist die Lage?«
    »Chenault ist wieder da«, sagte ich. »Sie ist bei mir.«
    »Seit wann?«
    »Seit gestern – ich wollte sie gestern Abend noch rausbringen, aber ich dachte, ich klär das erstmal mit dir.«
    »Was ist passiert?« fragte er. »Hat sie was gesagt?«
    »Nicht viel«, sagte ich. »Hörte sich nicht gut an.«
    Er starrte mich an. »Und, was hat sie vor?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich und fühlte mich zunehmend unwohl. »Soll ich sie herbringen?«
    Er schaute einen Moment lang auf das Meer hinaus, dann wieder zu mir. »Verdammt, nein«, fuhr er mich an. »Jetzt gehört sie dir – mit den besten Empfehlungen.«
    »Red nicht so«, sagte ich. »Sie ist nur vor meinem
Apartment aufgetaucht – sie war in ziemlich schlechter Verfassung.«
    »Wen kümmert das schon?« sagte er.
    »Jedenfalls«, sagte ich langsam, »sie hat mich gebeten, ihre Kleider mitzubringen.«
    »Klar«, sagte er und stand von seinem Stuhl auf. Er ging in die Hütte und fing an, Sachen aus der Tür zu werfen. Es waren hauptsächlich Kleidungsstücke, aber auch Spiegel und kleine Dosen und Glasfläschchen, die auf dem Patio zersplitterten.
    Ich ging zur Tür. »Reg dich nicht so auf!« schrie ich. »Was zum Teufel ist los mit dir?«
    Er kam mit einem Koffer heraus, den er gegen den Wagen schleuderte. »Verpiss dich!« brüllte er. »Du und diese Hure, ihr seid ein schönes Paar!«
    Die Kleider lagen alle auf einem Haufen, und ich packte sie auf den Rücksitz, und er sah mir dabei zu. Als ich alles eingeladen hatte, machte ich die Tür auf und stieg ein. »Ruf mich in der Redaktion an«, sagte ich. »Aber erst, wenn du dich wieder beruhigt hast. Ich hab schon genug Ärger.«
    Er starrte mich wütend an, und ich fuhr schnell rückwärts auf die Straße. Es war genau so mies gelaufen, wie ich es erwartet hatte, und ich wollte nur weg, bevor es noch schlimmer wurde. Ich trat das Gaspedal durch bis zum Anschlag, und der kleine Wagen sprang über die Furchen wie ein Jeep, große Staubwolken hinter sich herziehend. Es war fast Mittag, und die Sonne brannte heiß herunter. Das Meer rollte über die Dünen herein, und aus den Sümpfen stieg dampfender Nebel, der in meinen Augen brannte und die Sonne verdeckte. Ich fuhr vorbei am Colmado de Jesús Lopo und sah den alten Mann an seiner Theke lehnen und mich anstarren, als würde er die
ganze Geschichte kennen

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