Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)
Betrunkenen Journalisten . Er hatte die Zeichen zwar erkannt und wußte, was kommen würde, doch er war zu sehr der Wüstling, um beiseite zu treten.« Darauf folgten Orgelklänge, eine Art fiebrige Trauermusik, und dann schlüpfte ich aus meinen Shorts und stieg in die Dusche zu Chenault. Ich erinnere mich, wie sich ihre seifigen kleinen Hände anfühlten, die meinen Rücken wuschen. Ich hielt die Augen ganz fest geschlossen, während meine Seele einen aussichtslosen Kampf mit meinen Lenden kämpfte. Dann gab ich auf, wie ein Schiffbrüchiger, und wir durchtränkten das Bett mit unseren Körpern.
Sie lag ausgestreckt da, mit einem friedlichen Lächeln im Gesicht und immer noch naß von der Dusche, als ich schließlich in die Arbeit ging. Den ganzen Weg nach San Juan hinein fuhr ich wie ein Blinder, murmelte vor mich hin und schüttelte den Kopf wie ein Mann, den man schließlich doch noch erwischt hat.
Als ich in der Redaktion war, lagen zwei Dinge auf meinem Tisch: ein kleines Buch mit dem Titel 72 brandheiße Arten, Spaß zu haben , und eine Notiz, in der es hieß, daß ich Sanderson anrufen sollte.
Ich meldete mich bei Schwartz, um zu sehen, ob es irgendwelche Aufträge gab. Es gab keine, also ging ich ein bißchen raus zum Kaffeetrinken und spazierte ein paar Blocks weit am Ufer entlang, um jede Möglichkeit eines Zusammentreffens mit Sala auszuschließen. Ich erwartete auch, daß Yeamon jeden Moment in die Redaktion stürmen würde. Es dauerte ein wenig, bis ich mich gesammelt hatte, aber dann entschied ich, daß es diesen Morgen einfach nicht gegeben hatte. Nichts hatte sich geändert. Ich würde Yeamon treffen und sie mir vom Hals schaffen. Und wenn er nicht in die Stadt kam, würde ich nach der Arbeit zu ihm rausfahren.
Als ich mich wieder im Griff hatte, ging ich zurück in die Redaktion. Um vierzehn Uhr dreißig mußte ich ins Caribé, um mit einem der Kongreßabgeordneten zu sprechen, die wegen der antikommunistischen Untersuchungen gekommen waren. Ich fuhr hinüber und redete zwei Stunden mit dem Mann. Wir saßen auf der Terrasse und tranken Rum Punch, und als ich ging, bedankte er sich für die »wertvollen Informationen«, die ich ihm gegeben hatte.
»Gut, Senator«, sagte ich. »Vielen Dank für die Geschichte – das ist sensationell.« Zurück in der Redaktion
mußte ich schwer kämpfen, um vier Absätze aus dem gesamten Gespräch herauszupressen.
Dann rief ich Sanderson an. »Wie geht es mit dem Prospekt voran?« fragte er.
»Meine Fresse«, murmelte ich.
»Verdammt, Paul, du hast mir für diese Woche einen ersten Entwurf versprochen. Du bist schlimmer als dieser Yeamon.«
»Schon gut«, sagte ich müde. »Ich bin gerade am Durchdrehen, Hal. Du kriegst den Text bis zum Wochenende, oder vielleicht Montag.«
»Was ist los?« fragte er.
»Egal«, erwiderte ich. »Heute Abend ist das erledigt – dann mach ich den Prospekt, okay?«
Gerade als ich auflegte, winkte mich Schwartz an seinen Tisch. »Schwerer Unfall in der Bayamon Road«, sagte er und gab mir ein Blatt mit gekritzelten Notizen. »Sala ist nicht da – kannst du mit einer Kamera umgehen?«
»Klar«, sagte ich. »Ich hol mir ein paar Nikons aus der Dunkelkammer.«
»Gut mitgedacht«, sagte er. »Nimm am besten gleich alle.«
Ich raste die Bayamon Road entlang, bis ich das leuchtend rote Licht des parkenden Notarztwagens sah. Ich kam gerade rechtzeitig an, um ein Bild von einem der Körper zu machen, die neben dem umgekippten Lastwagen eines Bauern im Staub lagen. Aus irgendeinem Grund, den niemand kannte, war der Lastwagen von seiner Spur ausgeschert und frontal in einen Bus gekracht. Ich stellte ein paar Fragen, unterhielt mich eine Weile mit den Polizisten und eilte dann zurück in die Redaktion, um die Geschichte zu schreiben. Ich tippte fieberhaft, um das verdammte Ding fertig zu kriegen, damit ich raus zu –
Plötzlich wurde mir klar, daß ich nicht zu Yeamon fahren würde. In Wirklichkeit beeilte ich mich, weil ich voller Ungeduld war, zurück zum Apartment zu kommen. Ich war den ganzen Tag über voller Ungeduld gewesen, und jetzt, da es bald dämmern würde, stöhnte ich innerlich, weil die Wahrheit nach außen drang und mir ins Gesicht starrte.
Ich gab die Geschichte ab, lief die Treppe hinunter zu meinem Wagen und dachte, ich sollte am besten bei Al nachsehen, ob er vielleicht dort wäre. Aber die Sache, die mich ins Apartment zog, war mächtig und groß. Ich fuhr zuerst Richtung Al’s, bog dann plötzlich
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