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Rumgurken: Reisen ohne Plan, aber mit Ziel (German Edition)

Rumgurken: Reisen ohne Plan, aber mit Ziel (German Edition)

Titel: Rumgurken: Reisen ohne Plan, aber mit Ziel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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Riesenschnauzers, ich fürchtete bei jedem Flatus, dass Land mitgeht. Marco nickte, und während er sich Gummihandschuhe anzog, suchte ich das Klo, schloss die Tür ab und inspizierte natürlich sofort das Fenster: Es war sehr klein und ließ sich nicht öffnen, sondern bestand aus sieben Glaslamellen zum Kippen, die in Bleischienen steckten. Ich zog alle einzeln heraus und stellte sie behutsam auf den Fußboden, dann zwängte ich mich kopfüber durch das Fensterloch, weil ich mit den Füßen voran nicht hochkam; ich plante, um nicht auf den Kopf zu fallen, so eine Art Purzelbaum auf der anderen Seite. Mit einiger Mühe konnte ich mich an einem Sims festkrallen und den Rest des Körpers aus Marcos Wohnung, die praktischerweise im ersten Stock lag, ziehen wie eine Motte aus ihrem Kokon. Ich plumpste in einem Innenhof auf eine Wäschespinne, was in zweierlei Hinsicht ideal war. Einmal federten die Spinnenspeichen den Fall, und außerdem konnte ich mir ein paar Kleidungsstücke, drei weiße T-Shirts und ein paar Unterhosen, mitnehmen, Letztere waren sogar dringend nötig, denn während des Fallens war das eingetreten, was sich im gärenden Unterbauch bereits drohend angekündigt hatte, und meine Plastiktüte mit dem Gepäck war noch in Marcos Wohnung, auch meine Flip-Flops, aber die konnte man ja nachkaufen. Ich war plötzlich vollkommen ausgenüchtert, gleichzeitig hundemüde, latschte barfuß zum Douro, dem öligen Fluss Portos, der Fuß tat auch gar nicht mehr weh, die Sonne ging auf, ich legte mich auf eine Bank, um dort irgendwie noch ein bisschen Schlaf zu ergattern, nahm mir aber vor, Marco in der nächsten Nacht in seiner Bar wieder zu besuchen und zur Rede zu stellen, obwohl er ja gar nichts gemacht hatte. Als ich ein paar Stunden später mit mörderischen Kopfschmerzen aufwachte, hatte ich selbst dazu keine Lust mehr und verließ die Stadt. So bleibt es ein Geheimnis, was Marco in jener Nacht wirklich im Sinn stand.
    Die meisten meiner Reisen mit Auftrag waren indessen konkreterer Natur und sind es nach wie vor. Man kann sich in Indien einen Anzug schneidern lassen, die Jacke mit drei Ärmeln, und die Hose mit drei Beinen, und die Aufgabe besteht eben dann darin, den Schneider ernsthaft davon zu überzeugen, dass das zwar nicht für einen selbst, aber für einen «Freund» sei, der bis auf die zwei überzähligen Gliedmaßen die gleichen Maße hat wie man selbst, soll vorkommen, die Launen der Herrn sind unergründlich, und der Schneider solle sich doch mal seine eigenen Gottheiten anschauen, Vishnu, der Alldurchdringende, hat vier Arme, und Kali sogar zehn, und zusätzlich ein drittes Auge, er solle sich mal vorstellen, sagte ich dem Schneider, er sei Optiker und ich bestelle eine Brille mit drei Gläsern, aber er wollte mir nicht folgen.
    Ich war einmal mit Martin Sonneborn in Usbekistan unterwegs, und er wollte unbedingt einen Elefanten kaufen. Nun ist ja Usbekistan für so manches bekannt (wofür eigentlich?), aber nicht direkt dafür, eine elefantenproduzierende Nation zu sein, was Sonneborn nicht daran hinderte zu insistieren, ja, auch laut zu werden, wo er denn jetzt bitte, verdammt noch mal, den Elefanten herbekomme. Geschäftstüchtige Usbeken machten sich tatsächlich mit uns Gedanken, warfen theatralisch ihre Stirnen in Wellen, recherchierten, vermutlich schon den Anteil ausrechnend, den sie bei so einem großen Ding mitschneiden könnten, einer bot uns auf Sonneborns gebelltes «Elefant, Elefant» ein Telefon zum Kauf an, womit ich mich an Sonneborns Stelle schon zufriedengegeben hätte, denn es war ein ganz großes klobiges Mobiltelefon, beige wie die Zähne des Anbieters, der vielleicht Linguist war und sich gesagt haben mochte, das eine ist des anderen Anagram, ungefähr zumindest, vielleicht ist dieser Wunsch in Wahrheit eine linguistische Rätselfrage. Aber Sonneborn lehnte hier wie auch bei anderen Angeboten (Plüschelefant) ab. Für ihn war eben die unlösbare Aufgabe mit impliziertem Scheitern zur pataphysischen Versuchsanordnung geworden, Riesenaufwand mit vergleichsweise mickrigem Resultat.
    Mein Vater war ein echter Kotzbrocken. Nicht nur, dass er mich regelmäßig verdrosch, sondern er log auch und klaute gerne, nahm immer und überall etwas mit, für ihn war das so eine Art Sport. Er wechselte oft die Anstellung, arbeitete eine Zeitlang in einer Freibank, wo minderwertiges Fleisch verkauft wurde, Tiere, die durch Unfälle zu Tode kamen, das Fleisch durchaus noch genießbar, und er

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