Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
den Rest Ihres Lebens über Ihre Schulter schauen müssen.«
»Nein. Das werde ich nicht.« Pilgrim fuhr schweigend weiter und bog in die Poydras Street. Auf den Straßen drängten sich die Touristen. Es waren nicht so viele wie vor Katrina, aber mehr, als Ben erwartet hatte. »Hier.« Pilgrim zog ein paar Hundert Dollar aus der Tasche, die aus seinem Geldvorrat im Mietlager stammten, und hielt sie Ben hin. »Sie werden die Verbindungsdaten nicht ohne Bestechung bekommen. Nichts ist umsonst. Das Hotel ist ein paar Blocks die Straße hinunter. Viel Glück.«
»Ich glaube, es wäre Ihnen lieber, wenn ich geschnappt werde.«
»Sie wollen mit Sicherheit nicht in das Kreuzfeuer geraten.«
Ben hielt ihm die Hand hin. Pilgrim schüttelte sie. »Tut mir leid. Mit Abschieden hab ich’s nicht so.«
»Auf Wiedersehen, Randall.« Ben stieg aus. Es war das erste und letzte Mal, dass er ihn mit seinem richtigen Namen ansprechen konnte, mit dem Namen, den Vochek erwähnt hatte.
»Auf Wiedersehen, Ben. Es tut mir leid. Alles.«
Ben machte die Tür zu, und der Wagen fuhr in die Nacht davon.
38
Der Keller. Sie kamen, einer nach dem anderen, und nahmen sich am Louis Armstrong New Orleans International Airport einen Mietwagen. Das sichere Haus war ein einstöckiges Haus am Rand des Vororts Metairie, in einem Viertel, das die Flutmassen verschont hatten. Als sie über die Schwelle des Hauses traten, fühlte sich Hector wie ein Zauberer, der seine Geister rief, damit sie ihm zu Willen waren. Er begrüßte jeden Einzelnen von ihnen an der Tür mit dem Passwort, das Teach ihm gegeben hatte – und mit seinem richtigen Namen.
Sechs insgesamt. Zwei Frauen, vier Männer. Die sechs waren noch nie zusammen in einem Raum gewesen, und Hector fiel auf, dass sie sich gegenseitig beobachteten, was sie aber zu verheimlichen versuchten.
Jackie stand im hinteren Teil des Raums. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und trug eine Sonnenbrille, als wäre er ein cooler Typ.
»Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten für Sie. Teach ist tot«, sagte Hector. Er drückte auf eine Taste seines Laptops, der an einen Projektor angeschlossen war. Ein leicht körniges Foto von Teach, die tot auf dem Teppich lag, wurde an die Wand geworfen. Er hatte das Bild mit seinem Mobiltelefon aufgenommen, als er aus Pilgrims Wohnung gerannt war, weil er wusste, dass ein Beweis ihres Todes vielleicht nützlich sein konnte.
Einer der Männer rieb sich die Augen, als wäre er müde. Eine der Frauen schnappte nach Luft. Der Rest schwieg.
»Ich kann Ihnen versichern, dass es für den Keller genauso weitergeht wie bisher. Ich werde so schnell wie möglich die Leitung der Gruppe übernehmen. Genau wie Sie habe ich früher für die CIA gearbeitet, als Spezialagent mit einer falschen Identität und auf mich allein gestellt. Nach außen hin leite ich zurzeit ein privates Sicherheitsunternehmen. Aber ich arbeite seit mehreren Jahren mit Teach und dem Keller zusammen.« Er hielt es für das Beste, Wahrheit und Lüge miteinander zu vermischen.
»Wer hat sie getötet?«, fragte einer der Männer.
Hector drückte eine andere Taste. An der Wand erschien Pilgrims Gesicht. »Sie wurde tot in einer Wohnung gefunden, die an diesen Mann vermietet ist. Er ist ein Agent des Kellers, der unter dem Namen Pilgrim bekannt ist. Der Mann ist auch für den Tod von drei anderen Agenten des Kellers verantwortlich.« Hector warf nacheinander die Fotos von Barker, Green und De La Pena an die Wand. Wachsender Zorn erfüllte den Raum. »Einen von ihnen hat er in Austin getötet, zwei in Dallas. Es handelt sich hier um den schwersten Angriff auf den Keller, den es in dessen Geschichte je gegeben hat, vor allem, da der Angreifer einer von uns ist.«
»Warum hat er uns verraten?«, fragte eine der Frauen.
»Aus Geldgier. Er wurde von unseren Zielpersonen bestochen.« Hector legte möglichst viel Verachtung in seine Stimme. »Wir haben gerade erfahren, dass eine Terroristengruppe namens ›Blut aus Feuer‹ hier in New Orleans im Untergrund ist. Sie haben sich hier versammelt, um einen Anschlag zu verüben. Wir werden sie töten.« Er zeigte eine detaillierte Karte an, auf der ein Haus an der Südküste des Lake Pontchartrain zu sehen war, das im Viertel Lakewood lag. »Heute Abend. Wir müssen schnell reagieren, weil sie das Haus morgen verlassen. Wir werden diesen Scheißkerlen keine Chance geben.« Er verteilte Kopien der Akte, die auch die Fotos der sechs jungen
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