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Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Titel: Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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sie ihm zu entreißen.
    Pilgrim flog wieder eine enge Kurve, brachte den Jet in Schräglage und suchte nach einer Straße, auf der er landen konnte.
    Die plötzliche Bewegung des Flugzeugs ließ Vochek von Ben herunterrutschen. Er drehte die Waffe so, dass sie nicht auf Vochek zeigte. Plötzlich traf ihn eine kleine, aber harte Faust auf den Hinterkopf und ließ sein Gesicht gegen das Fenster knallen. Seine Lippe platzte auf, Blut verschmierte seine Zähne.
    Ben beugte den Oberkörper über die Pistole. Er durfte nicht zulassen, dass sie die Waffe bekam; sie würde Pilgrim zwingen, auf dem Lakefront Airport zu landen. Das Flugzeug näherte sich wieder dem See, und Pilgrim versuchte, langsamer zu werden, bevor es keine Straßen mehr gab, auf der er landen konnte. Als der Jet wieder in Schräglage kam, sah Ben die Scheinwerfer eines Autos auf einer ansonsten verlassenen Straße, so nah, dass er sie fast hätte berühren können.
    Vochek warf sich auf seinen Rücken, legte ihm einen Arm um den Hals und drückte zu. Die Finger ihrer anderen Hand tasteten nach seinen Augen. »Bitte, Ben, geben Sie mir die Pistole, bevor er uns alle umbringt!«, stieß sie hervor.
    Pilgrim suchte nach Asphalt. Im Schimmern des Mondes und dem Lichtschein von Autos und Häusern sah er fünf Fahrbahnen; eine davon war eine vielbefahrene Straße am Rand des Wohnviertels, wo die Straßen und Grundstücke schon geräumt waren. Die beiden anderen Straßen waren nicht so stark befahren. Eine davon war von weniger Häusern, FEMA-Trailern und Maschendrahtzäunen gesäumt und verlief so gut wie gerade. Und dort parkten auch die wenigsten Autos am Bordstein. Vom Jet des Heimatschutzes war nichts so sehen; er war weit über ihnen, kreiste über der Stadt, beobachtete sie. Und zweifellos waren seine Insassen gerade dabei, die Polizei von New Orleans zusammenzurufen, um Pilgrim aufzuhalten. Nahmen Wetten an, ob er verrückt genug war, um zu landen.
    Warum nicht? Er hatte nichts mehr zu verlieren. Nichts. Zum ersten Mal in zehn Jahren hatte ihm ein anderer als Teach gesagt, was er tun sollte, und jetzt war sie tot. Er folgte keinen Befehlen mehr. Als ihm das klar war, wurden seine Hände am Steuerknüppel ruhiger.
    Er ging noch tiefer und hörte, wie Ben und Vochek hinter ihm miteinander rangen. Etwa zehn Meter unter ihm rumpelte ein Pick-up über eine Kreuzung und fuhr dann in entgegengesetzter Richtung davon. Zweifel – die er sonst nie empfand – überfielen ihn, und er spürte einen sauren Geschmack im Mund. Es war gut möglich, dass er bei der Landung jemanden tötete, dabei war er doch einer der Guten, der die Bösen eliminierte. Ein Minivan, voll besetzt mit Kindern, oder ein Auto, am Steuer ein junges Mädchen, oder ein Motorrad, auf dem ein netter Kerl saß, der nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag, an dem er die Stadt wiederaufgebaut hatte, nach Hause fuhr – nein, so weit durfte er es nicht kommen lassen.
    Pilgrim drückte die Nase des Flugzeugs nach unten in Richtung der Teerdecke. Er musste die Landung genau planen, im richtigen Moment die Nase hochziehen, eine Drei-Punkt-Landung hinlegen, genug Platz einkalkulieren, um langsamer werden zu können …
    Da ging die Pistole los.
     
    Vochek wusste, wie man jemandem wehtat. Augen, Unterleib, Finger, die zurückgebogen wurden und für Höllenqualen sorgten. Sie versuchte es mit dem ganzen Programm, während sie immer wieder »Ben, lassen Sie los« sagte. Aber er ließ einfach nicht los. Sie trat ihm mit voller Wucht auf seinen verletzten Fuß. Ben brüllte vor Schmerz. Sie bekam die Pistole zu fassen. Er riss die Waffe hoch, sie zerrte daran, und er spürte, wie sein Finger den Abzug drückte. Es gab einen ohrenbetäubenden Knall. Die Kugel zerschmetterte das Fenster, dann blitzte etwas am Flügel auf.
    »Verdammt noch mal!«, schrie Pilgrim.
    Ben wehrte sich mit aller Kraft und klemmte Vochek zwischen sich und dem Fenster ein. Er drückte sich gegen sie und versuchte, ihre Hände von der Waffe zu lösen.
    »Ich bin fast unten«, brüllte Pilgrim.
    Die Räder setzten auf dem Asphalt auf. Ein gewaltiger Ruck ging durch das Flugzeug, und um ein Haar wäre Ben an die Decke geschleudert worden, doch die Pistole ließ er nicht los. Er prallte so heftig gegen Vochek, dass ihr die Luft wegblieb. Die Flügel kreischten, als Pilgrim die Triebwerke auf Umkehrschub schaltete und die Klappen hochstellte. Ein dumpfer Schlag dröhnte, ein Zittern lief durch das Flugzeug. Vor dem Fenster sprühten

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