Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
»Also los.«
Ohne ein Wort miteinander zu wechseln, gingen die beiden Frauen zum Hinterausgang des Krankenhauses – geschützt vor den neugierigen Augen der Presse – und stiegen in einen wartenden Lincoln Town Car. Pritchard hatte einen Fahrer, der gleichzeitig ihr Leibwächter war, ein massig gebauter Mann, der die kugelsichere Trennscheibe zum Fahrgastraum schloss, sobald der Wagen anfuhr.
Sie verließen den Krankenhauskomplex und fuhren an der Interstate vorbei in den Osten Austins. Auf den Highways stockte der morgendliche Verkehr – irgendwo hatte Vochek einmal gelesen, dass Austin von allen mittelgroßen Städten im Land die schlimmsten Staus hatte -, und der Fahrer benutzte Nebenstraßen. »Tut mir leid wegen Kidwell«, sagte Pritchard.
Vochek dachte insgeheim, das Pritchard Kidwell wahrscheinlich näher gestanden hatte als sie selbst, doch sie sagte: »Danke.«
»Was genau haben Sie der Polizei erzählt, als man Sie gefunden hat?«
»Ich habe mich an die Geschichte gehalten, die sich Kidwell für den Fall ausgedacht hat, dass wir Ärger bekommen.« Vochek sah zum Fenster hinaus. Sie fuhren an bunt angestrichenen mexikanischen Restaurants und Bäckereien vorbei. Auf den Parkplätzen standen Pendler und Arbeiter, die sich Frühstück und Kaffee geholt hatten. »Dass ich im Auftrag des Heimatschutzes an einem geheimen Projekt arbeite und nicht über meine Arbeit sprechen kann. Das habe ich bei Bedarf dann wiederholt.«
»Der örtlichen Polizei haben wir einen Maulkorb verpasst«, sagte Pritchard. »Wir haben durchblicken lassen, dass die Schießerei mit einer streng geheimen Operation zusammenhängt, die die nationale Sicherheit betrifft. Sie halten den Mund und arbeiten mit uns zusammen, nachdem wir sie um Amtshilfe gebeten haben. Die offiziellen Ermittlungen hat das FBI übernommen. Sie wissen nur, dass Ihre und Kidwells Arbeit geheim war und nicht an die Öffentlichkeit gelangen darf. Sie werden später noch eine Aussage machen müssen, die habe ich aber schon für Sie geschrieben.« Pritchard drückte ihr die Morgenausgabe einer Zeitung aus Austin in die Hand, und Vochek suchte nach dem Artikel über den Vorfall.
Auf der Seite prangte ein Foto von Ben Forsberg. Der Artikel beschrieb einen Anschlag auf ein Büro in der Innenstadt Austins, das vom Heimatschutz angemietet worden war. Ein Beamter war getötet worden, eine zweite Beamtin hatte überlebt, zwei Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes, die das Gebäude bewachen sollten, waren ums Leben gekommen. Drei mutmaßliche Attentäter waren tot. Keiner der Männer konnte identifiziert werden, sie wurden jedoch, wie die Zeitung mit einem deutlichen Hinweis auf den Terrorismusaspekt anklingen ließ, als arabisch aussehend beschrieben. Der Überfall hatte zwei Stunden nach zwei Morden im Stadtzentrum stattgefunden. Eines der Opfer war ein Softwareprogrammierer, das andere ein Mann in einer Parkgarage, der bis jetzt noch nicht identifiziert worden war, aber einen kanadischen Reisepass bei sich hatte und der Beschreibung nach ein bekannter Auftragsmörder aus Nordirland sein könnte. Zudem wurde Ben Forsberg vermisst, ein Geschäftsmann aus Austin, und die Zeitung schrieb etwas nebulös, dass Forsberg Informationen über die Attentäter haben könne und von der Polizei als Zeuge gesucht werde. Ein Vertreter der Regierung warnte eindringlich davor, dass Terroristen ihren Kampf auf amerikanischem Boden bringen könnten. Ein Sprecher des Heimatschutzes am Sitz der Behörde in Washington wollte den Vorfall nicht kommentieren. Das FBI ebenfalls nicht.
»Hier steht kein Wort über den Mann, der mich überfallen hat. Denken denn alle, dass die Attentäter Selbstmord begangen haben?« Vochek konnte den Sarkasmus in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
»Natürlich nicht«, erwiderte Pritchard. »Dieser Auftrag lässt mich schneller altern als meine Teenager. Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
Vochek erzählte es ihr. Pritchard hatte die beunruhigende Angewohnheit, detaillierten Berichten mit geschlossenen Augen zuzuhören.
»Der Mann hat nach einer Frau namens Teach gesucht. Wissen Sie, wer das ist?«
Vochek schüttelte den Kopf. »Aber ich brenne darauf, sie kennenzulernen.«
»Warum?«
»Weil er nach ihr sucht.«
Pritchard lehnte sich wieder zurück. »Der Heimatschutz wird in Kürze eine Presseerklärung herausgeben. Wir haben die drei Araber identifiziert, sie sind Mitglieder einer neuen Terrorzelle. Sie haben das neue Büro des
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