Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
schüttelte wieder den Kopf. »Sam Hector wird keine Sekunde von der Presse aus den Augen gelassen, weil zwei seiner Leute getötet wurden. Ich möchte nicht, dass Sie in seinem Büro auftauchen und damit noch mehr Fragen für die Medien schaffen. Lassen Sie sich dort auf keinen Fall blicken. Und konzentrieren Sie sich auf das, was ich Ihnen gesagt habe. Hector wird uns schon Informationen liefern, wenn wir sie brauchen.«
»In Ordnung. Bevor ich gehe, möchte ich noch etwas klarstellen.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin nicht Kidwell.«
»Warum sagen Sie das?«
»Er hat seine Kompetenzen überschritten. Ich will nichts Schlechtes über einen Toten sagen … aber er hat Forsberg damit gedroht, seine Familie und seine Freunde zu verhaften. Und seine Karriere zu zerstören, indem er dafür sorgt, dass seine Kunden von ihren Verträgen zurücktreten.«
»Drohungen können Wunder wirken. Wir haben einen Auftrag, Joanna. Wir wollen allen illegalen Geheimoperationen ein Ende machen. Und wenn ich ein paar Gesetze beugen muss, um die Rechtsbrecher zu schnappen, denen wir ansonsten überhaupt nicht oder nur sehr schwer beikommen können, werde ich deshalb nicht schlecht schlafen. Und Sie sollten das genauso sehen.« Pritchards Blick war hart wie Stahl. »Sie wollten für mich arbeiten, weil Sie es leid waren, dass niemand für die schmutzigen Operationen zur Rechenschaft gezogen wird. Also beschweren Sie sich jetzt nicht.«
Vochek war klar, dass sie diese Diskussion nicht gewinnen konnte. »Dieser Choate … was wird er mit Forsberg machen?«
»Das hängt ganz davon ab, wie nützlich Forsberg für ihn ist.« Pritchard zuckte mit den Schultern. »Choate ist seit zehn Jahren abtrünnig. Ich bezweifle, dass er noch einen Funken Loyalität besitzt. Es wird vielleicht nicht lange dauern, bis Forsberg tot ist.« Sie setzte ihre Sonnenbrille auf. »Kidwell wird in einigen Tagen beerdigt. Ich benachrichtige Sie, wenn der Termin feststeht. Und bis dahin haben Sie Ihre dreckigen Hunde hoffentlich zur Strecke gebracht. Und vergessen Sie nicht, Ihre Mutter anzurufen. Geben Sie ihr Ihre neue Handynummer. Ich bezweifle, dass sie mit einem Mann wie Choate plaudern will.«
Pritchards kleine und geheime Gruppe, die nach »dreckigen Hunden« jagte, hatte ihr Büro in einer abgelegenen Ecke des Gebäudes, in dem der Heimatschutz saß. Da Pritchard sich bedeckt halten wollte, hatte sie nicht vor, sich dadurch zu verraten, dass sie die CIA um Randall Choates Akte bat, falls der Mann auf dem Film der Überwachungskamera in der Parkgarage tatsächlich der nicht ganz so tote Exagent des Geheimdienstes war. Doch sobald eines der Gesichtserkennungsprogramme ein vorläufiges Ergebnis ausgespuckt hatte, hatten ihre fleißigen Arbeitsbienen in Windeseile ein Dossier über den Mann zusammengestellt. Vochek las es durch, als sie mit dem Jet des Heimatschutzes die kurze Strecke nach Dallas flog.
Choate war vor sechsunddreißig Jahren als Randall Thomas Barnes in Little Rock, Arkansas, geboren worden. Randall war der Mädchenname seiner Mutter, Thomas der Name eines Großvaters. Der Vater war gestorben, als der junge Randall zwei Jahre alt gewesen war, durch einen Verkehrsunfall, bei dem er betrunken am Steuer gesessen hatte. Die Mutter war mehrfach umgezogen und hatte als Sekretärin gearbeitet, von Arkansas nach West Virginia und schließlich nach Lafayette, Indiana, wo das Schicksal es gut mit ihr meinte, und sie am Fachbereich für Fremdsprachen an der Purdue University eine Stelle als Sekretärin bekam. Einer der Dozenten, Michael Choate, dessen Spezialgebiet russische Literatur des 19. Jahrhunderts war, interessierte sich für die junge Witwe und ihren Sohn. Randall bekam bald einen Stiefvater, der ihn schließlich adoptierte und den intelligenten Jungen in der Schule förderte. Sein Stiefvater war es auch, der ihn schon früh in Russisch unterrichtete. Randall machte gleich zwei Abschlüsse an der Purdue University, in Russisch und Geschichte, beide mit summa cum laude. Die Akte enthielt ein paar alte Fotos von Randall, die aus der Studentenzeitung und dem Jahrbuch von Purdue stammten.
Randall war ein unauffälliger Junge, blass, aber mit einem muskulösen Körper und Augen, die damals schon einen sehr intensiven Blick hatten. Auf den meisten Fotos war er allein oder stand abseits von einer Gruppe. Nur auf einem Foto war er mit seiner Footballmannschaft zu sehen, Arm in Arm mit seinen Mitspielern. Das Lächeln von
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