Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
dem Tor immer noch so viele Reporter?«
»Ja, Mr Hector.«
»Sagen Sie dem Fahrer, dass er einen Wagen mit getönten Scheiben nehmen soll. Ich will nicht, dass bekannt wird, wo ich gerade bin.«
Die beiden Männer vom Keller waren nicht zurückgekommen, um Bericht zu erstatten. Teach saß am Konferenztisch. Vor ihr stand ein Laptop, der keine Internetverbindung hatte. Sie hatte eine detaillierte Geschichte des Kellers, seiner Agenten und seiner Operationen in ein Dokument getippt, was Hector ihr am Morgen befohlen hatte.
Er setzte sich ihr gegenüber. »Ihre Jungs sind noch nicht zurück. Glauben Sie, dass Green und De La Pena ausgestiegen sind?«
»Nein.«
»Sie glauben, dass Pilgrim sie abgefangen hat.«
»Vielleicht.« Hass erfüllte ihre Augen. »Uns zu Ihren Marionetten zu machen wird nicht funktionieren.«
»Heute nicht«, erwiderte er. »Morgen schon. Wenn es auch nur den geringsten Hinweis dafür gibt, dass die beiden sich aus dem Staub gemacht haben, fange ich an, Leute zu töten, die auf der Gehaltsliste des Kellers stehen.«
»Dann werden Sie uns vielleicht alle töten müssen.«
»Vielleicht.«
»Glauben Sie bloß nicht, dass das so einfach sein wird.«
Er beugte sich vor und druckte das Dokument aus, das Teach über die Aktivitäten des Kellers geschrieben hatte. Während der Drucker das Papier ausspuckte, überflog er kurz die einzelnen Seiten. Bei einer Seite riss er erstaunt die Augen auf, doch als er ihren Blick auf sich spürte, setzte er sofort wieder sein Pokergesicht auf.
»Ist was?«, fragte sie.
»Ich bin beeindruckt und zugleich beunruhigt über das Ausmaß Ihrer Aktivitäten. Würden Sie es mir übelnehmen, wenn ich sage, dass ich Sie bewundere?«
»Ja.«
»Sie haben ja schon gesagt, dass es nicht einfach werden wird, aber ich weiß, dass Sie mir den Weg ebnen werden. Schreiben Sie weiter.« Er legte die ausgedruckten Seiten auf den Tisch, verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich ab. Für einen Moment lehnte er sich an die Tür; es war gut zu wissen, dass er die richtige Geschäftsentscheidung getroffen hatte.
Hector fand Jackie in einem der Gästezimmer. Er hatte einen seiner Mitarbeiter losgeschickt, um Kleidung für den jungen Mann zu kaufen – schwarze Hosen, schwarze T-Shirts, wie von Jackie gewünscht. Die schwarzen Cowboystiefel hatte Jackie anbehalten. Er sah aus wie ein Johnny Cash für Arme. Die Zeit vertrieb er sich damit, dass er den Griff eines großen Messers auf seiner Handfläche balancierte. Das Licht spiegelte sich in der Klinge des Messers, als Jackie seine Hand ruhig hielt.
»Es gibt Arbeit für Ihr Messer. Die junge Dame heißt Delia Moon.«
Jackie warf das Messer nach oben und fing es am Griff auf. »Ich dachte, in Dallas gibt es keine Hippies.«
»Ein Hipppiemädchen weniger wird nicht schaden. Beeilen Sie sich, und lassen Sie sich nicht erwischen.«
Jackie steckte das Messer in die Scheide zurück und stand auf. »Ich würde gern wissen, warum Sie so einen Hass auf diese zwei Typen haben.«
»Wie bitte?«
»Pilgrim und Forsberg. Warum?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Mein Bruder ist bei dem Versuch gestorben, diesen Pilgrim zu eliminieren. Ich würde gern wissen, warum er gestorben ist.«
Hector verschränkte die Arme vor der Brust. »Jackie, haben Sie schon mal über Ihre Zukunft nachgedacht?«
»Ja. Sogar ziemlich lange. Werden Sie meine Frage jetzt beantworten?«
»Nein. Weil das nichts mit Ihrer Arbeit zu tun hat.« Hector räusperte sich. »Eine Firma wie die Ihre zu führen ist ziemlich gefährlich – nicht nur wegen der Gewalt. Neue Aufträge zu beschaffen und Kunden zu finden, die auch zahlen, ist fast genauso gefährlich wie das Töten der Zielpersonen. Jeder potenzielle Kunde kann ein Bulle oder ein Konkurrent sein, der Sie dazu zwingen will, sich eine Blöße zu geben.«
»Stimmt. In unserer Branche kann man schließlich keine Kaltakquise machen, um den Kundenstamm zu erweitern.«
»Erledigen Sie den Auftrag, und wenn Sie wollen, arbeiten Sie danach für mich. Solange Sie möchten.«
»Ich soll für Sie arbeiten? Als was?«
»Ich werde Ihnen Pilgrims Job geben«, sagte Hector. »Exakt den gleichen Job.«
Jackie lachte. »Sein Job ist viel zu gefährlich.«
»Sie werden nicht allein arbeiten.« In dem Moment bekam Hector die Bestätigung dafür, dass er den Jungen richtig eingeschätzt hatte, denn Jackie starrte eine Weile auf den Boden, als müsste er eine Art Maske überziehen, bevor er Hectors Blick begegnete.
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