Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Nachrichtendiensten fördert. Wir haben den Wachschutz für die Abteilung übernommen.«
»Warum muss eine Denkfabrik bewacht werden?«
»Weil von dieser Gruppe innovative Ideen für Antiterrormaßnahmen kommen. Die bösen Jungs sind ganz wild darauf, einen Mitarbeiter der Abteilung in die Finger zu bekommen.«
»Wer leitet die Abteilung?«
»Ben, komm zu mir. Dann können wir reden.«
»Nein. Wir treffen uns an einem öffentlichen Ort.«
Er hörte ein einzelnes Klicken am anderen Ende der Leitung. »Jetzt hörst du dich an, als wärst du paranoid.«
»Sag mir, wer die Abteilung leitet.« Ben war so frustriert, dass er fast brüllte.
»Das kann ich nicht. Ich habe versprochen, diskret zu sein. Darüber lasse ich nicht mit mir reden.«
»Jetzt sage ich dir mal, worüber ich nicht mit mir reden lasse. Ich habe dir in den letzten Jahren einen Haufen Geld eingebracht. Ich habe dir dabei geholfen, eine Menge Verträge an Land zu ziehen, die du ohne mich nie bekommen hättest, weil du im Gegensatz zu mir nicht besonders geschickt darin bist, Kompromisse einzugehen und Bedingungen auszuhandeln. Ich war maßgeblich am Erfolg deiner Firma beteiligt. Und jetzt, wo ich deine Hilfe brauche, lässt du mich einfach hängen.«
»Ben. Du bist ja völlig hysterisch. Komm zu mir nach Hause und …«
Ben legte auf. Er versuchte, sich zu beruhigen. Das Klicken. Sams Abakus-Sammlung war bei ihm zu Hause, in seinem Arbeitszimmer. Wenn er an seinem Schreibtisch saß und telefonierte, wenn ihm langweilig war oder wenn er nervös wurde, spielte er oft mit einem Abakus und schob die abgenutzten hölzernen Kugeln auf den Stäben hin und her.
Das war vielleicht das mit Abstand wichtigste Gespräch zwischen ihm und Sam Hector, und der Mann hatte mit einem Abakus gespielt. Als würde er Männchen malen.
Ben wurde schlecht. Sam Hector ging auf Distanz. So viel zu Loyalität. Jetzt schien sein Leben völlig aus den Fugen geraten zu sein. Er holte tief Luft.
Er musste an die Telefonnummer denken, die Pilgrim in der Anruferliste von Vocheks Mobiltelefon gefunden hatte. Delia Moon, die Frau, die eine Nachricht hinterlassen hatte. Vielleicht war sie die Person, die Reynolds viermal anzurufen versucht hatte. Eine Partnerin, eine Vertraute, jemand, der Ben dabei helfen konnte, seinen Namen reinzuwaschen, indem sie sagte: Das ist nicht der Ben Forsberg, den Adam Reynolds gekannt hat. Oder ihm sagen konnte, wie Reynolds Pilgrim und den Keller gefunden hatte, und ihm dabei helfen konnte, sie ein zweites Mal zu finden.
Die Bibliothek war nicht sehr gut besucht; einige Rentner, die Zeitschriften lasen, ein paar Leute, die im Web surften. Ben sah sein Gesicht auf dem Titelblatt einer Zeitung, die ein Mann in den Händen hielt und las. Auf einem Regal mit Telefonbüchern fand er eines von Plano. Er suchte nach ihrem Namen. Nichts. Nachdem er sich durch eine Vorstadt nach der anderen gearbeitet hatte, fand er ihre Adresse in Frisco. Er suchte sich eine Straßenkarte, schrieb sich den Weg zu ihr auf und ging wieder zu seinem Wagen.
Delia Moons Haus lag in einer Straße mit großen, aber fast identisch aussehenden Häusern im toskanischen Stil mit Rundbögen und Garagen im gleichen Stil. Ihr Haus war eines der wenigen, die schon fertig waren; neue Wohnviertel schienen wie Unkraut und Wildblumen aus der Prärie um Dallas zu schießen. Ben fuhr zweimal an dem Haus vorbei. In der Küche brannte Licht. Es war fast dreizehn Uhr. Ein Stück die Straße hinunter parkte eine schwarze Mercedes-Limousine vor zwei fertigen Häusern, bei denen der Rasen noch nicht angelegt war. Das Einzige, was auf der Erde im Vorgarten wuchs, war ein Schild mit der Aufschrift Zu verkaufen. Ein Mann mit einer dunklen Sonnenbrille hatte eine Zeitung aufgeschlagen. Vermutlich wollte er sich die Häuser ansehen.
Ben parkte ein Stück weiter vor einem gerade fertig gebauten Haus, bei dem ebenfalls ein Verkaufsschild im Vorgarten stand, und ging drei Häuser zurück, bis er Delia Moons Haus erreicht hatte.
Er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was er zu ihr sagen wollte, aber keine Ahnung, ob es funktionieren würde. Seine Kehle war wie ausgedörrt.
Er klingelte. Keine Reaktion, doch irgendwo im Haus lief ein Fernseher. Er klingelte noch einmal. »Miss Moon?«, rief er.
Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet. Vor ihm stand eine große, junge Frau mit dunklen Haaren. Sie hatte die Tür keine drei Zentimeter weit aufgemacht.
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