Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
Er sah ein grünes Auge und ein Stück von ihrem Gesicht, das mit Sommersprossen übersät war.
»Ich will mit niemandem reden.«
»Mein Name ist Ben Forsberg«, sagte er. »Sie und ich sind die letzten Menschen, die Adam Reynolds vor seinem Tod anzurufen versucht hat. Wir müssen reden.«
»Woher wissen Sie, wo ich wohne?« Das grüne Auge starrte ihn durch den Türspalt an.
Ben musste schlucken. Er war es nicht gewohnt zu lügen, was aber nicht viel zu bedeuten hatte, denn er war es ja auch nicht gewohnt, Kugeln herauszuoperieren, Unterschriften zu fälschen und Autos zu stehlen. Und im Moment brauchte er eine Lüge. Er räusperte sich. »Der Heimatschutz hat mich vernommen. Der Mann, der Reynolds getötet hat, hatte meine Visitenkarte in der Tasche. Sie glauben, ich könnte der Nächste sein.« Er legte eine Pause ein. »Ich habe Ihre Telefonnummer auf dem Handy der Beamten vom Heimatschutz gesehen, als sie versucht haben, Sie zu erreichen.«
»Sie wollten ihm helfen, seine Softwarefirma zu gründen«, sagte sie. Sie hat es geschluckt, sie denkt, ich bin der Mann, den Pilgrim gespielt hat.
»Ich wollte ihm helfen«, log er. »Können wir reden?«
»Ich weiß nicht …« Sie biss sich auf die Lippe. Ben war klar, dass er sie überzeugen musste und dafür, falls notwendig, auch lügen musste. Andernfalls würde sie ihm die Tür vor der Nase zumachen und vermutlich die Polizei holen.
»Miss Moon, wer auch immer diesen Scharfschützen beauftragt hat, Reynolds zu töten, könnte es auch auf Sie abgesehen haben, wenn er der Meinung ist, dass Sie etwas wissen.«
Sie runzelte die Stirn. »Aber warum? Ich habe doch gar nichts damit zu tun.«
»Trotzdem. Wenn Sie wissen, was Reynolds gewusst hat …«
»Ich weiß nur, dass alles, was er hatte, seine Ideen, seine Software, vom Heimatschutz beschlagnahmt wurde. Aber …«
»Was aber?«
»Ich weiß nicht, was sie damit machen werden. Ich will nicht, dass sie seine Arbeit stehlen. Ich will sie schützen.«
Ben musste unbedingt wissen, um was es bei dieser Software ging. »Das ist genau das, was diese Abteilung beim Heimatschutz vielleicht tun wird. Mit dieser Software sparen sie ein paar Millionen.« Er hoffte, dass sein Bluff wirkte. »Aber vielleicht kann ich Ihnen helfen, das Eigentum von Reynolds zurückzubekommen.«
»Einen Moment, bitte.« Sie machte die Tür zu, und er musste dreißig Sekunden warten, bis sie sie wieder öffnete. Sie war außer Atem, als wäre sie gerannt. »Kommen Sie rein.«
Ben betrat das Haus. Der Geruch von Zimtkaffee hing in der Luft wie Parfüm. Delia Moon bedeutete Ben, vor ihr in die Küche zu gehen. Ihm wurde klar, dass sie ihm nicht den Rücken zudrehen wollte. Keine plötzlichen Bewegungen, dachte er. Mach ihr keine Angst.
Sie war hübsch, aber ihr Gesicht wirkte verhärmt, als hätte das Leben sie misstrauisch und vorsichtig gemacht. »Möchten Sie einen Kaffee?«
»Ja, gern. Es tut mir wirklich leid, dass ich Sie belästigen muss«, sagte er. Das meinte er ehrlich. Er erinnerte sich daran, was für einen unbeholfenen Eindruck seine Mitmenschen nach Emilys Tod auf ihn gemacht hatten. Mord lähmte alles im eigenen Leben.
Sie ging zu einem Schrank und holte eine Tasse für ihn heraus. Dann goss sie ihm Kaffee ein und füllte ihre eigene Tasse nach.
»Ich hoffe, Sie trinken ihn schwarz«, sagte sie. »Ich habe weder Milch noch Zucker da.«
»Kein Problem.« Ben trank einen Schluck Kaffee. Der Geschmack schickte eine Hitzewelle durch seinen Körper. Es war ein Moment der Ruhe, der Normalität, guter Kaffee, der in einer sonnigen, hellen Küche getrunken wurde.
Sie griff hinter sich und zog eine Waffe aus ihrer Hose, die von ihrer weiten Batikbluse verdeckt worden war. »Legen Sie bitte die Hände auf den Kopf.«
Sie hätte mir keinen heißen Kafee geben sollen. Ich könnte ihn ihr ins Gesicht schütten und ihr die Pistole abnehmen, dachte er. Es war schon seltsam, wie das Gehirn arbeitete, wenn man die ganze Zeit Angst hatte. Er stellte die Kaffeetasse auf den Tisch.
»Ich tue Ihnen nichts.« Langsam hob er die Hände und legte sie auf den Kopf.
Sie starrte auf die Überreste der Plastikfessel an seinem Handgelenk. »Legen Sie sich auf den Boden.«
Er gehorchte. »Ich habe keine Waffe«, sagte er.
»Ich hätte nie gedacht, dass ich meine mal benutzen würde. Adam hat darauf bestanden, dass ich eine habe. Weil ich allein wohne.« Sie stieß mit dem Fuß gegen seine Beine und sein Kreuz.
»Miss Moon, bitte hören Sie
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