Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
treiben lassen. Idiot. Jetzt konnte er die Hintertür nicht mehr erreichen. Jedenfalls nicht, ohne den Mann zu erschießen.
Dann erschieß ihn eben.
Ich weiß ganz genau, dass ich nicht auf einen anderen Menschen schießen kann, hatte er gesagt. Er hatte es auch so gemeint, doch einfach nur herumstehen und zulassen, dass Delias Tod nicht gerächt wurde, darauf zu warten, dass er umgebracht wurde, das konnte er auch nicht. Ben nahm die Waffe in beide Hände. Er hatte keine Ahnung, was er tat. Aber er musste es tun.
Im Haus war es plötzlich so still wie in einer leeren Kirche. Sein keuchender Atem kam ihm so laut wie ein Trommelwirbel vor. Er versuchte zu schlucken, konnte aber nicht.
Ben zielte auf die Tür, die in die Diele führte. Wo würde der Schütze ihn vermuten? Er hatte keine Ahnung. Ben versteckte sich hinter der Herdinsel und lugte um die Ecke. Wenn er sich völlig in Deckung begab, konnte er nicht mehr sehen, wo der Mann hereinkam.
Als Ben aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung sah, drückte er ab. Er hatte nicht mit dem Rückstoß gerechnet, und in der Ecke, in der die Kugel ein gutes Stück vom Ziel entfernt einschlug, flog der Putz durch die Luft.
Er kam noch ein Stück hinter der Herdinsel hervor und hob wieder die Waffe. Jackie, der irische Junge aus der Parkgarage, schoss auf Ben.
Ben spürte, wie etwas seine Jacke durchschlug und sich in seinen Oberarm bohrte. Dann sengende Hitze, und plötzlich wurde ihm klar, dass er getroffen war. Er war angeschossen worden. Entsetzt zögerte er und drückte dann noch einmal ab, doch auch dieses Mal verfehlte er sein Ziel. Die Kugel bohrte sich in den Fliesenboden.
Jackie trat Ben mit dem Fuß auf den Arm. Er schnappte nach Luft, und Jackie drückte den Lauf seiner Waffe auf Bens Stirn.
»Fallen lassen!«
Ben gehorchte und ließ Delias Waffe los. Dann drückte er die Hand auf seinen Arm. Unter seinen Fingern quoll Blut hervor.
»Sie sind Forsberg.«
Ben nickte.
Jackie zerrte ihn hoch. Ben wurde schwindlig. »Pilgrim. Wo ist er?«
»Ich … ich weiß es nicht. Er … ist weg.« Ich bin angeschossen, dachte er.
»Das glaube ich Ihnen nicht.« Er schob Ben mit der Waffe nach hinten. »Sagen Sie mir, wo Pilgrim ist.«
»Nein.« Ben stieß gegen die Arbeitsplatte.
Jackie steckte seine Waffe ein und hatte plötzlich ein großes Messer in der Hand. Stahl blitzte auf. Mit einer Hand packte er Ben an den Haaren und hielt ihm das Messer an die Kehle. Ben riss die Augen auf, als das Messer seine Haut berührte. »Kennen Sie den Ausdruck ›sich sein Pfund Fleisch holen‹? Das werde ich jetzt tun. Ich werde Ihnen ein Pfund Fleisch herausschneiden. Und dann noch eins. Bis ich auf dem Knochen bin.«
Ben machte die Augen zu. Wenn er Jackie davon überzeugte, dass er nichts über Pilgrims Aufenthaltsort wusste, würde er nichts mehr wert sein. Und deshalb tot. »Ich sage es Ihnen nicht.«
Die Spitze des Messers drehte sich, und Ben spürte die Klinge auf seiner Haut. Er machte die Augen auf.
Jackie begann zu grinsen. Das Messer bewegte sich zu Bens Brust hinunter, zerschnitt das Hemd und berührte die Brustwarze. Ben spürte, wie die Klinge sich in sein Fleisch bohrte. Dann fuhr die Spitze des Messers über seinen Bauch nach unten, bis zu seiner Leistengegend. Und verharrte dort.
»Jetzt halten Sie die Luft an. Sie fragen sich, wo ich zustechen werde. Das hängt ganz von Ihnen ab. Pilgrim hat meinen Bruder getötet. Sie werden mir sagen, wo ich ihn finde.«
»Ich … ich.« Durch die offene Haustür drang das Geräusch eines vorbeifahrenden Wagens herein.
»Wir sollten irgendwo hingehen, wo wir uns in aller Ruhe unterhalten können. Wenn Sie mir helfen, werden Sie’s lebend überstehen. Ich will Pilgrims Tod. Ob Sie tot sind oder nicht, ist mir nicht ganz so wichtig.« Jackie hielt das Messer wieder an Bens Kehle und schob ihn zur Haustür, wo Delias Leiche lag.
»Es tut mir leid«, sagte Ben zu ihr. Er war kurz davor, sich vor Angst und Schmerz zu übergeben. Das Messer fühlte sich stabil und scharf genug an, um ihm den Kopf abzuschneiden.
»Was tut Ihnen leid?«, fragte Jackie. »Schließlich habe ich sie getötet.«
Aus Bens verletztem Arm spritzte Blut, und plötzlich schossen rasende Schmerzen durch seinen Muskel. Sie verließen das Haus. Jackie zerrte Ben mit sich über den Rasen. Ben stolperte, hielt sich aber auf den Beinen. Er musste hier weg. Doch Jackie war so groß wie er, und dazu noch schwerer und muskulöser. Und ein paar Jahre
Weitere Kostenlose Bücher