Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
Augen.
Randall Choate hatte seine Hände noch.
Sie waren zerschrammt und zerschlagen, die Fingerknöchel blau und rot. Er hatte zwei Backenzähne verloren. Bei jedem Atemzug wurde ihm bewusst, dass zwei seiner Rippen gebrochen waren. Ein Ohrläppchen war eingerissen, und er hatte seit zwei Tagen nicht geschlafen – jedes Mal, wenn er einnickte, schüttete ihm Gumalars Schläger Eiswasser ins Gesicht.
Er wachte in einem Raum mit nackten Betonwänden auf. Ein kleines Fenster ließ weiches, wolkenverhangenes Licht herein. Er war an einen Stuhl aus Holz gebunden; seine Peiniger hatten einen Tisch, eine Lampe und einen Stuhl. Außer den Möbelstücken enthielt der Raum noch einen Gummischlauch, eine Zange, einen Eimer, einen Mülleimer und einen undichten Wasserhahn, dessen langsames, stetiges Tropfen eine nervtötende Geräuschkulisse war.
Choate war wieder eingenickt; das Eiswasser traf sein Gesicht. Als er die Augen aufmachte, sah er Gumalar vor sich sitzen, der eine Banane aß und ihn missbilligend anstarrte.
»Wir versuchen es noch einmal. Ich bin ein Optimist.« Gumalar kaute und gestikulierte mit der halb aufgegessenen Banane. »Ich habe einen Kontakt, der mir gesagt hat, dass Sie von der CI A sind.«
Choates Magen war so leer wie ein versiegter Brunnen, doch der Geruch der Banane ließ ihm die Galle in die Kehle steigen. »Nein … bitte, Mister … ich arbeite für eine Computerfirma …«
»Dass Sie für Tellar Data arbeiten, ist gelogen.« Gumalar hielt die CD hoch, die die Finanztransaktionen der Decknamen enthielt. »Warum hatten Sie diese CD bei sich?«
»Lassen Sie mich gehen. Bitte.« Die Worte waren aus seinem Mund, bevor es ihm bewusst wurde, und tiefe Scham überkam ihn.
»Sie heißen Randall Choate. Sie leben in Manassas, Virginia. Sie haben eine Frau und eine Tochter.« Gumalar senkte die Stimme. »Ich habe einen langen Arm, Mr Choate. Wenn ich Ihrer Familie etwas antun will« – er warf die Bananenschale in den Mülleimer -, »wird mir das auch gelingen. Also noch mal. Sie sind von der CIA und sollen mich ausspionieren.«
»Nein, nein.« Er musste sich keine Mühe geben, ängstlich zu klingen; sie bedrohten seine Familie. Die Angst, die er um sich hatte, verschwand und wurde durch eine Finsternis ersetzt, die sich in seiner Brust ausbreitete. Kim und Tamara. Großer Gott, nein. Woher wussten sie so viel über ihn?
»Tellar ist eine Strohfirma der CIA.«
»Nein. Nein. Bitte, egal, um was es bei diesem Missverständnis auch geht, Sie müssen mich gehen lassen. Meine Firma wird bezahlen. Ist das das Problem? Sie werden bezahlen, um mich zurückzubekommen.«
»Ich werde Sie aber nicht zurückgeben. Sie sagen mir jetzt, was für eine Art von Operation gegen mich geplant ist.«
»Ich weiß doch nichts …«
»Der Engländer, den sie den Drachen nennen«, sagte Gumalar. »Wo finde ich ihn?«
»Ich weiß es nicht …«
Mehr Wasser, mehr Folter, mehr Schmerzen, die in seinem Körper wüteten. Gumalars Schläger fuchtelte mit der Zange vor Choates Gesicht herum und zog ihm seinen Schuh und seine Socke aus.
Choate schwieg, biss die Zähne zusammen und nahm sich vor, nicht zu schreien.
Mit einer schnellen Bewegung riss der Schläger einen von Choates Zehennägeln herunter. Der Schmerz, der wie ein Blitz in ihn fuhr, ließ Choate würgen und die Kontrolle über seine Blase verlieren. Er schrie auf, und der Schläger schlug ihn mit der Zange und brach ihm das Jochbein. Dann stieß er den Stuhl um und schlug Choate bewusstlos.
Er wusste nicht, wie viel Zeit verging. Als er aufwachte, fiel das Licht in einem anderen Winkel durch das Fenster. Er war allein.
Plötzlich drangen aus dem angrenzenden Raum Stimmen herüber. Dann wollen wir mal sehen, ob dieser Drache Feuer spucken kann.
Choate hörte einen Schrei. Ein Mann. Nein, nein, ihr habt den Falschen … Ein weicher, englischer Akzent. Dann wieder ein Schrei. Verdammt …. Aaaah … Nein, nein …
Sie hatten den Drachen gefunden. Jemand hatte sie beide verraten.
Ich … nein, bitte nicht …
Und dann das Geräusch, als würde jemand Holz hacken, und ein gellender Schrei, der selbst die Dämonen in der Hölle verstört hätte. Der Schrei dauerte eine halbe Ewigkeit und ging in Schluchzen und Stöhnen über. Schläge, gemurmelte Fragen über Operationen der CIA in Indonesien. Wieder Schreie.
Die Tür wurde aufgestoßen. Choate machte die Augen auf. Zwei Männer schleppten das herein, was von dem Drachen noch übrig war. Seine
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