Rund um die Ponyfarm
Blick zu.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir haben einfach nicht so viel Platz.“
„Und auch nicht die Zeit, uns darum zu kümmern.“ Andy deutete vielsagend auf das Zifferblatt seiner Armbanduhr. „Um elf Uhr wird der Pfarrer aus dem Dorf hier sein und für die Reiter den Gottesdienst abhalten. Und vorher müssen wir die Gäste noch mit ihren Ponys bekanntmachen.“
„Als ob ich das nicht wüsste!“ Mit einer abwesenden Gebärde strich Carol sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. „Ich weiß wirklich keinen Rat. Aber irgendwo müssen wir die jungen Leute unterbringen! Bisher konnten wir uns immer auf die Hilfsbereitschaft der Einheimischen verlassen. Aber wenn das nicht mehr geht, ja, ich fürchte, dann müssen wir aufgeben.“
Niemand fand eine Lösung für das Problem der vier jungen Leute. Niedergeschlagen gingen wir zur Koppel, und als wir den Gästen die Ponys vorstellten, wollte auch keine rechte Stimmung aufkommen. Später versammelten sich alle mit ihren Pferden zu einem Kreis im Hof, wo Reverend Maitland seinen wöchentlichen Gottesdienst abhalten wollte. Als der Geistliche auf einer Futterkiste seinen Platz eingenommen hatte, brach die Sonne durch die Wolken, und eine Lerche trillerte hoch am Himmel.
Wir stimmten ein Loblied auf die Schöpfung an. Jedes Wort in dem Choral schien eigens für diesen hellen, sonnigen Tag und die friedlichen Tiere in unserer Mitte erdacht worden zu sein. Und jeder von uns hätte glücklich den Augenblick genossen,wenn da nicht Carols und Hamishs Sorgen mit ihren feindseligen Nachbarn gewesen wären. Es war doch eigenartig, dass zwei Familien und der Besitzer des Hotels Halfway ohne jeden Grund von ihren Versprechungen nichts mehr wissen wollten und die Gäste des Reiterhofs von heute auf morgen fortschickten.
Und dann war da auch noch der Zwischenfall mit Donald, der gestern den Stein nach uns geworfen hatte. Das alles kam mir sehr geheimnisvoll vor. Aber was steckte dahinter? Wer hatte den Unfrieden angestiftet? Und warum?
Wir sangen den letzten Vers des Chorals, und als Hamish die letzten Akkorde auf seiner Gitarre verklingen ließ, begann der Geistliche mit seiner Predigt. Schon bei seinen ersten Worten fuhr ich überrascht aus meinen Gedanken auf.
„Statt meiner üblichen Predigt möchte ich euch alle von Herzen in Duncreggan willkommen heißen und euch die Hand der Freundschaft und Gastlichkeit reichen.
Leider musste ich feststellen, dass sich in unserem Dorf eine ganz ungewöhnliche und unselige Missgunst ausbreitet. Das hat dazu geführt, dass man einigen von euch die Tür gewiesen hat. Es scheint, als seien böswillige und ungastliche Kräfte am Werk. Doch das Böse sollte mit Gutem bekämpft werden.
Ich möchte euch sagen, dass für jeden in dieser Runde, der keine Unterkunft gefunden hat, das Gemeindehaus offen steht. Die weiblichen Gäste können unser Sitzungszimmer benutzen, und für die männlichen Gäste ist im Hauptgebäude genügend Platz. Die Pfadfinder aus unserer Gegend haben mir Campingbetten und Decken angeboten. Außerdem haben wir im Haus eine Kochgelegenheit und genügend Geschirr.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Angebot helfen kann, eure Probleme zu lösen. Gleichzeitig möchte ich auch ein wenig von dem Schaden gutmachen, den man dem Reiterhof zugefügt hat.“
Er wandte sich an Carol und Hamish, die ihn erstaunt und erleichtert zugleich anschauten.
„Wir in Duncreggan brauchen zusätzliche Verdienstmöglichkeiten. Und etwas Besseres als den Reiterhof könnte ich mir dazu gar nicht vorstellen. Es ist eine gute Sache, wenn man Fremde und die Menschen aus der Stadt hinaus in Gottes freie Natur zu Seen und Bergen bringt, wo sie Erholung und – wie wir hoffen – Frieden finden.“
„Warum nehmt ihr euch nicht Kirsty und Firefly und macht einen kleinen Ausflug zusammen?“, schlug Carol nach dem Mittagessen vor. „Hamish,Andy und ich werden den ganzen Nachmittag beschäftigt sein. Wir müssen die Anfänger einweisen und mit den anderen einen Proberitt machen, damit wir ihnen das passende Pony zuteilen können.“
„Was? Pippa und ich dürfen ganz allein ausreiten? Das traust du uns zu?“ Pete strahlte Carol an. Offenbar freute er sich riesig, dass sie so großes Vertrauen in unsere Reitkünste setzte.
„Ihr werdet schon zurechtkommen. Außerdem sind Kirsty und Firefly die Ruhe selbst. Die beiden werden schon auf euch aufpassen.“ Und sie zwinkerte uns vergnügt zu.
Ich war trotzdem aufgeregt. Schließlich
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