Rund um die Ponyfarm
sicherer Schritt machte mir Mut. So gefährlich konnte ein kleines Wettrennen doch nicht sein. Leicht schlug ich meine Absätze gegen Beaus Flanken. Die Ponys streckten ihre Hälse aus. Ihre Ohren legten sich flach an den Kopf, und mit wehendem Schweif wurden sie schneller. Dunkle Schweißflecken standen auf ihrem Fell, als sie in scharfem Galopp über die Heide jagten.
Die Geschwindigkeit erfasste uns wie ein Rausch. Alle Vorsicht war plötzlich vergessen. Meine Reitkappe flog davon, und ich spürte,wie mir der Wind durch das Haar fuhr. Noch hatte Pete auf Forrester einen kleinen Vorsprung, aber mein kleiner Goldfuchs war fest entschlossen, sich nicht schlagen zu lassen. Er schritt weit aus und kam den beiden immer näher.
„Kommt gefälligst zurück!“ Der Wind trug Jocks wütende Stimme herüber. „Seid ihr verrückt geworden?“
Und dann, scheinbar aus dem Nichts, flog plötzlich ein Stein. Er traf Forrester genau an der Kruppe. Mitten im Lauf schrie das Pony auf, schien eine Sekunde lang wie erstarrt und warf sich dann unvermittelt herum. Pete flog in hohem Bogen in das Heidekraut.
Verwirrt bremste auch Beau ab. Ich verlor einen Steigbügel und prallte hart auf seinem Hals auf. Irgendwie gelang es mir, wieder in den Sattel zu kommen, aber nun wurde der kleine Goldfuchs nervös und bockte.
„Halt, was ist denn in dich gefahren?“ Jock donnerte auf Chieftain heran und packte Beaus Zaumzeug dicht bei der Trense. „Zieh seinen Kopf hoch!“, fuhr er mich an. „Bring ihn zum Stehen! So, jetzt kannst du ihn drehen.“
Mit vereinten Kräften konnten wir Beau schließlich beruhigen. Meine Beine zitterten, als ich aus dem Sattel sprang und Pete zur Hilfe eilte. Doch mein Bruder hatte sich schon wieder aufgerappelt und kam ein wenig benommen hoch.
„Hier, halte Beaus Zügel fest! Und kümmert euch um Forrester! Er darf nicht weglaufen.“ Jock wies mit dem Kopf zu der Stelle, an der Forrester mit schleifenden Zügeln wartete. Dann trabte er mit Chieftain zu einem Ginstergebüsch ganz in unserer Nähe.
Ein Junge in unserem Alter tauchte zwischen den Ginsterzweigen auf. Er sah in seinem ausgebleichten Kilt und seiner geflickten Jacke sehr schäbig aus, und als der Stallbursche näher kam, nahm er ängstlich Reißaus. Doch ein kurzer Ruf von Jock genügte, und Chieftain setzte ihm eilig nach.
„Nicht, Jock, du überrennst mich ja!“ Der Junge warf sich flach in die Heide. Gegen das Pony hatte er keine Chance.
„Das hättest du auch wahrhaftig verdient, Donald!“ Jock sprang aus dem Sattel und stand drohend über dem Jungen. „Ich sollte dir das Fell über die Ohren ziehen. Wie kommst du dazu, hier mit Steinen zu werfen? Wenn du Forrester nun am Auge getroffen hättest? Oder wenn er sich ein Bein gebrochen hätte?“
„Das Genick hätte er sich brechen können. Und ich dazu! So sehr hast du das Pony erschreckt!“ Pete fiel, Forrester fest am Zügel, erbost in Jocks Vorwürfe mit ein.
„Und wozu das alles?“ Jock beugte sich zu dem Jungen herab und ballte die Faust. „Warum machst du so etwas? Du musst dir schon einen plausiblen Grund einfallen lassen, wenn du keine Prügel beziehen willst.“
„Ich wollte doch dem Pony nichts tun. Glaub mir das, Jock! Aber die Fremden sollen aus Duncreggan verschwinden. Das war doch so ausgemacht, oder?“
„Die Fremden vielleicht“, grollte Jock. „Aber die Leute vom Reiterhof und diese beiden hier sind zweierlei. Kann ja sein, dass sie naseweis sind, und ich hätte auch nichts dagegen, wenn sie wieder dorthin gingen, wo sie hergekommen sind. Aber wenn Pippa und Pete auf den Ponys Seiner Lordschaft reiten und ich bei ihnen bin, dann ist sie die junge Lady und er der junge Herr. Und so werden sie auch behandelt. Ist das klar?“
Auf dem Weg zurück in den Reitstall saßen Pete und ich kleinlaut und niedergeschlagen im Sattel. Ich fand meine Reitkappe wieder, und Jock hielt mir einen langen Vortrag über Reitunfälle ohne den richtigen Kopfschutz.
„Drück dir die Kappe fest auf den Kopf und befestige den Riemen unter dem Kinn auch ordentlich!“, fuhr er mich an und schilderte mir ausführlich und in den düstersten Farben, welche Verletzungen man sich bei einem Sturz ohne Kopfschutz zuziehen konnte. Jock war furchtbar wütend, und Pete und ich ließen seine Gardinenpredigt stumm über uns ergehen.
„Ihr wisst überhaupt nicht, wie gefährlich es ist, wenn man sein Pony so unvernünftig antreibt. Bevor man weiß, was geschieht, hat man die Kontrolle
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