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Rund um die Ponyfarm

Rund um die Ponyfarm

Titel: Rund um die Ponyfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinto
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anderen Kleidung passte. Mit seiner strammen, aufrechten Haltung erinnerte er mich ein wenig an einen General. Alfie, der Fahrer des Pferdetransporters, war bei ihm. Die beiden standen im Schatten der Holunderbüsche und schienen in ein wichtiges Gespräch vertieft zu sein. Herr Nicol hielt einen Kanister in der Hand, und während ich die beiden noch beobachtete, wies er zu den Bergen hinauf.
    „Also, wenn das nicht seltsam ist! Ich frage mich, was er Alfie dort oben in den Bergen zeigen will. Der will doch zurück nach London und fährt in eine ganz andere Richtung.“
    Statt einer Antwort beugte Pete sich aus dem Sattel, griff dicht bei der Trense nach Kirstys Zügel und trieb Firefly vorwärts. Meine kleine Stute folgte nur widerwillig.
    „Es reicht, Pippa!“ Anscheinend wollte mein Bruder mir seine Überlegenheit zeigen. „Du machst aus jeder Kleinigkeit ein großes Geheimnis. Vielleicht gibt Alfie dem Mann nur ein paar Tipps für das nächste Pferderennen. Und Herr Nicol bezahlt ihm ein paar Pfund dafür. Ich wette, das ist alles, was dahintersteckt.“
    Wir ritten weiter, und in Gedanken musste ich Pete recht geben. Schließlich konnte es keinen großen Schaden anrichten, wenn Alfie dem Hotelbesitzer tatsächlich ein paar angeblich sichere Tipps gegeben hatte. Der Junge hatte normalerweise nichts mit Rennpferden zu tun, und niemand würde sich ernsthaft auf seine Informationen verlassen. Auch Jock hatte ihm bestimmt nichts Wichtiges verraten. Der Stalljunge war dem Lord so treu ergeben, dass er niemals ein Geheimnis preisgegeben hätte. Warum sollte ich mir also Gedanken machen?
    Wir hatten den Bergrücken erreicht, und von dem Tal tief unter uns stieg ein würziger Tannengeruch auf und erfüllte die Luft mit einem intensiven Duft. Der holprige Pfad verlor sich zwischen kantigem Schiefergestein, und Pete und ich hielten auf einen schmalen Hohlweg zwischen rauen, schartigen Felswänden zu.
    Das war das wirkliche Schottland, eine verborgene, verwunschene Welt voller Geheimnisse und Überraschungen. Dies war die Welt von Robert the Bruce oder Rob Roy, von denen ich gelesen oder Filme im Fernsehen gesehen hatte. Mir schien, als müsste jeden Augenblick einer der alten Clanführer hinter einem der Felsen auftauchen, in einen bunten Kilt gekleidet und den ledernen Schild am Arm. Drohend würde er das „Claymore“, das alte schottische Schwert mit den zwei Schneiden, schwingen und uns das Recht verwehren, in die geheimnisvolle Welt einzudringen, die am Ende des schmalen Hohlwegs liegen mochte.
    Pete schreckte mich aus meinen Träumen auf.
    „Bleib hinter mir, Pippa! Der Weg ist zu schmal.“ Und er übernahm mit Firefly die Führung.
    Petes braunes Pony stellte aufmerksam die Ohren auf. Sein behäbiger, schaukelnder Gang wurde plötzlich fester, und konzentriert suchte es sich Schritt für Schritt einen sicheren Weg auf dem lockeren Gestein. Dann spürte ich, wie Kirsty unter mir plötzlich jeden Muskel anspannte. Irgendetwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Und dann rief in der Ferne ein Hengst. Beide Stuten antworteten. Kirsty warf den Kopf hoch. Ihre Augen blitzten vor Erregung. Das brave Schulpony, das sich zu Beginn unseres Ausflugs so träge auf den Weg gemacht hatte, war wie verwandelt. Kirsty drängte tänzelnd zur Seite und wollte unbedingt den felsigen Hang hinauf, der den schmalen Pass einschloss. Ich musste ihre Zügel straff anziehen, mich fest in den Sattel drücken und meine Knie an ihre Flanken pressen, um sie sicher unter Kontrolle zu halten.
    Dann hatten wir plötzlich wieder offenes Gelände erreicht. Der Bergrücken senkte sich tief in eine Schlucht hinab. Pete nahm Fireflys Zügel hoch, und ich brachte Kirsty vorsichtig an seine Seite. Auf dem Grund der Schlucht glänzte das ruhige Wasser eines Bergsees. Ein steiniger Pfad schlängelte sich von der Höhe des Grats in steilen Windungen bis an sein Ufer hinab. Das Wasser war tiefblau. Es spiegelte den Himmel wider; nur hier und da verdunkelten die umstehenden Berge mit ihren braunen und grauen Schatten die Wasseroberfläche.
    Vom anderen Ufer erklang der Ruf des Hengstes ein zweites Mal. Und dann konnten wir ihn sehen. Seine eindrucksvolle Silhouette erhob sich über einem zerklüfteten Grat – wie ein schwarzer Schattenriss stand er vor dem blauen Himmel.
    Kirsty wieherte. Und nun setzte sich der Hengst in Bewegung. Er stürmte vorwärts, verließ den Bergrücken und galoppierte über das Schiefergestein zum Seeufer hinunter.
    Der Hengst

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