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Rund um die Ponyfarm

Rund um die Ponyfarm

Titel: Rund um die Ponyfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinto
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stand nicht länger im Gegenlicht, und als die Sonne auf sein hellbraunes Fell fiel, konnte ich ihn besser erkennen. Eine breite, weiße Blesse zog sich bis zu seinen Nüstern hin, und die eine Hinterhand schimmerte weiß bis hoch über die Fessel hinauf.
    Ich hielt den Atem an. Es gab nur ein Pferd, das so aussah. Dieser Hengst war der berühmte Derbysieger, der große Ballantrae!

Stumm schaute ich zu, wie der Hengst seinen Kopf hochwarf und ein lautes Wiehern ausstieß.
    Sein Ruf klang in einem vielfachen Echo von den Steilwänden wider, die den See umgaben.
    Kirsty tänzelte unruhig. Ich spürte, wie sie ihre Muskeln anspannte und dem Hengst antwortete. Nun scharrte auch Firefly rastlos mit den Hufen. Auch wenn sie alt war, die Anwesenheit des Hengstes hatte sie in eine seltsame Erregung versetzt. Aus ihrer Kehle löste sich ein tiefes, raues Wiehern.
    Als ob der Hengst auf dieses Zeichen gewartet hätte, galoppierte er nun an dem Seeufer entlang. Mit gewölbtem Nacken und stolz aufgerichtetem Kopf suchte er sich mit tänzelnden Schritten einen Weg über den felsigen Grund. Das seidige Haar seines gekrümmten Schweifs flatterte wie ein Banner im Wind.
    Weder Pete noch ich sprachen ein Wort. Wir hatten alle Hände voll zu tun, unsere Ponys im Zaum zu halten. Die Tiere waren kaum noch zu zügeln. Von Kirstys bebendem Rücken sah ich beklommen zu dem Hengst hinüber. Auch die beiden Ponys ließen ihn nicht aus den Augen. Kirstys weit geblähte Nüstern zitterten und schimmerten rot. Nun traf der Hengst auf eine Felswand, die sich in den See hinabsenkte und ihm den Weg versperrte. Doch nichts schien ihn aufhalten zu können. Er wich zur Seite und stürzte sich entschlossen ins Wasser. Es umspielte seine Hufe und hatte schon bald seine Fesseln erreicht.
    Und da hatte Pete es plötzlich sehr eilig. Mit einem energischen Griff zog er Fireflys Kopf herum.
    „Komm, Pippa! Es wird Zeit, dass wir von hier verschwinden. Wenn Ballantrae erst einmal bei den Stuten ist, bricht hier die Hölle los. Und jeder wird uns die Schuld geben, wenn ihm irgendetwas zustößt. Damit tun wir Carol und Hamish bestimmt keinen Gefallen.“
    Ich konnte mich selbst kaum von diesem Schauspiel losreißen, doch Kirsty war absolut nicht bereit, Firefly zu folgen. Sie rührte sich nicht vom Fleck, und auch Pete musste seinem Pony erst einmal tüchtig die Hacken in die Seiten schlagen, bevor es sich widerwillig in Gang setzte.
    „Warte doch wenigstens noch eine Minute!“, rief ich meinem Bruder nach. „Wir müssen noch bleiben, zumindest bis wir wissen, dass Ballantrae sicher an das andere Ufer gekommen ist.“
    „Das will ich ja gerade verhindern. Er soll nicht durch den See schwimmen.“ Pete winkte mir über die Schulter zu. „Bring dein Pony außer Sicht! Wenn der Hengst die Stuten aus den Augen verliert, kehrt er vielleicht wieder um.“
    Wahrscheinlich hatte Pete recht. Mit einiger Mühe gelang es mir schließlich, die bockige Kirsty in den Hohlweg zu lenken.
    Pete trabte mit Firefly zielstrebig voraus. Ich folgte ihm und redete mir ein, dass Ballantrae die Stuten nicht mehr sehen konnte und wahrscheinlich wieder an das andere Ufer zurückgeschwommen war.
    Am Ende des Hohlwegs hielten wir für einen Augenblick an. Dann machten wir uns an den Abstieg durch den Wald zum Hotel Halfway hinunter.
    Doch der Hengst wollte mir nicht aus dem Kopf gehen.
    „Was macht Ballantrae bloß hier oben in den Bergen?“, wunderte ich mich.
    „Wahrscheinlich reicht Lord Glencairns Land bis in diese Gegend hinauf.“
    „Selbst dann würde er seinen Pferden bestimmt nicht erlauben, frei in diesem felsigen Gelände herumzulaufen. Die Tiere sind doch sehr wertvoll, und die Gefahr ist viel zu groß, dass sie sich hier vielleicht ein Bein brechen. Nein, Pete, ich bin ganz sicher: Ballantrae muss weggelaufen sein.“
    Ich spornte Kirsty zu einem rascheren Tempo an.
    „Nicht so schnell, Pippa!“ Hinter mir klammerte sich Pete an seinem Sattel fest. „Der Ritt abwärts hat es in sich – pass bloß auf!“
    Instinktiv lehnte ich mich weit in meinem Sattel zurück und schaute bewusst nicht in die Leere über den Schultern meines Ponys, als es seinen Kopf tief beugte und vorsichtig wie eine Katze den sichersten Weg an dem steinigen Abhang suchte.
    Besorgt warf ich einen Blick über die Schulter. Ich wollte mich vergewissern, ob Pete zurechtkam und achtete einen Augenblick lang nicht auf den Pfad, der sich in zahllosen Windungen talwärts schlängelte. Kirsty war

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