Rund um die Ponyfarm
über sein Pferd verloren. Ihr könnt doch kaum richtig im Sattel sitzen, und schon wollt ihr Wettrennen veranstalten und im Galopp davonrasen!“ Er schaute uns kopfschüttelnd an und zuckte dann verdrießlich mit den Schultern. „Mir kann es ja egal sein, wenn ihr euch die Knochen brecht. Aber wenn ihr mit mir unterwegs seid, dann tut ihr gefälligst, was ich euch sage! Ich habe mich nicht darum gerissen, bei euch den Reitlehrer zu spielen. Aber nun hat Seine Lordschaft mir diesen Job einmal aufgetragen, und darum mache ich meine Sache auch richtig.“
„Was hat Donald eigentlich gemeint, als er sagte, die Fremden sollten aus Duncreggan verschwinden?“ Ich versuchte, das Thema zu wechseln.
„So etwas Ähnliches haben wir auch schon von unserem Vetter Andy gehört“, warf Pete ein. „Er meinte, dass der Reiterhof bei manchen Einheimischen nicht besonders beliebt ist. Ich verstehe das nicht. Die Leute sollten doch froh sein. Der Reiterhof bringt Gäste nach Duncreggan. Und das bedeutet doch für alle ein gutes Geschäft und mehr Verdienst.“
„Schon, aber die Leute in Duncreggan sind ziemlich verschlossen.“ Jock kehrte plötzlich den Schotten heraus. Er machte ein abweisendes Gesicht und ließ uns deutlich spüren, dass uns die Angelegenheiten der Einheimischen nichts angingen. „Sie sind einfach nicht an Fremde gewöhnt und mögen es nicht, wenn sie in Scharen hier herumlungern, alles mögliche fotografieren wollen und dumme Fragen stellen.“
„Warum denn?“ Ich war fast ein wenig gekränkt. „Haben sie denn etwas zu verbergen?“
„Natürlich nicht! Aber der Lord hat dir doch alles schon erklärt.“ Jock presste seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. „Wir haben hier sehr viel mit Pferden zu tun. Und leider gibt es immer wieder ein paar Gauner, die daraus ihren Profit schlagen wollen. Das ist alles. Und jetzt will ich kein Wort mehr davon hören! Habt ihr beide mich verstanden?“ Über Chieftains Hals schaute er Pete und mich eindringlich an. „Das gilt ganz besonders für dich, junge Dame!“ Seine dunkelbraunen Augen hielten meinen Blick fest, und einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, als wollte er mir seinen Willen aufzwingen. „Jetzt ist Schluss mit deinem dummen Gefasel über Derbysieger! Und zwar endgültig!“
Als wir auf dem Reiterhof ankamen, empfing Carol uns mit schlimmen Nachrichten.
„Frau Moffat vom Postamt hatte mir für drei Mädchen Zimmer mit Frühstück versprochen. Und jetzt hat sie plötzlich abgesagt. Angeblich will ihr Mann renovieren, und dieses Zimmer soll auch neu tapeziert werden. Das ist wirklich unangenehm. Was mache ich denn jetzt?“
„Gib ihnen doch Pippas Zimmer!“ Pete hatte den gleichen Gedanken wie ich. „Sie kann in dem Klappbett schlafen, und ich zelte draußen bei den Pfadfindern. Mir würde das Spaß machen.“
„Was sagst du denn dazu, Pippa?“ Carol sah mich eindringlich an. „Ich möchte auf keinen Fall, dass sich einer von euch zurückgesetzt fühlt.“
„Aber das tun wir doch auch nicht. Es macht uns bestimmt nichts aus“, versicherte ich. „Erstens darfst du diese Mädchen nicht enttäuschen, Carol, und dann musst du auch an den Verlust denken, der dir entstehen könnte. Ich stelle mir das sehr lustig vor, Pensionsgäste im Haus zu haben. Und beim Kochen helfe ich dir.“
Nach dem Abendessen kam die nächste unangenehme Überraschung. Den beiden älteren Damen, die im Hotel Halfway wohnten, hatten die Ausflüge zu Pferd so viel Freude gemacht, dass sie sich entschieden hatten, ihren Urlaub um eine Woche zu verlängern.
Pete brachte gerade seine Sachen zu den Pfadfindern, Andy kontrollierte noch einmal die Ponys für den Ausritt am nächsten Tag, und Carol stand mit nassen Händen vor dem Spülbecken und wusch das Geschirr ab. Da klingelte das Telefon. Ich legte das Geschirrtuch zur Seite und nahm den Hörer ab.
Eine der beiden Schwestern Edwards war am Apparat.
„Es tut uns leid, dass wir noch so spät stören, Kleines.“ Die Stimme der alten Dame klang ziemlich aufgebracht. „Aber meine Schwester und ich sind in einer schwierigen Lage. Ihr wisst ja, dass wir unseren Aufenthalt hier im Hotel Halfway für eine Woche verlängert haben. Aber nun hat uns Herr Nicol erklärt, dass wir den Raum für andere Gäste frei machen müssen. Anscheinend haben sich für dieses Wochenende alte Stammgäste angemeldet, denen Herr Nicol unmöglich absagen kann. Wir haben uns schon im ganzen Dorf erkundigt, aber anscheinend
Weitere Kostenlose Bücher