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Rune

Rune

Titel: Rune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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zurück. »Ach, Maurice hat mich weg von der Theke geholt und in die Küche zum Saubermachen geschickt. Ich mußte putzen und alle Kühlräume auswischen, und den ganzen Müll rausbringen. Diese Abfalltonne steht den ganzen Tag in der Sonne … ich mußte kotzen …«
    Mom umarmte ihn wieder und gab ihm einen Kuß auf die Wange.
    »Warum gehst du nicht nach oben und wäschst dir diesen mißratenen Tag vom Leib? Wir werden bald essen.«
    »Keinen Hunger«, murmelte Aaron und trottete auf sein Zimmer. Er sah mich nicht an. Einen Moment später schlug seine Tür zu.
    Moms Augen waren ihm gefolgt; sie biß sich wieder auf die Unterlippe. Dann sah sie mich an, mit großen und unsicheren Augen.
    Ich schenkte ihr ein schwaches Lächeln. »Eine Menge Zucchini für dich und Dad.«
    Sie nickte knapp und wandte sich dem Herd zu. Eine Minute später kam Dad in die Küche. Er lächelte, doch das verging ihm nach zwei Schritten. Seine Nase rümpfte sich, und ich konnte sehen, wie sich das Getriebe des Verstehens in seinem Geist in Bewegung setzte. »Ich hatte fast schon vergessen, wie grauenhaft dieser Geruch ist«, sagte er.
    Er meinte damit nicht die Zucchini.
     
    Etwas später am Abend wühlte ich mich durch den Müll und suchte die Zeitung vom vorigen Tag. Ich hatte den Bericht über mein Zusammentreffen mit Dennis Lawton noch nicht gelesen und war auch nicht allzu erpicht darauf. Man gibt sich genug Zeit und kann sich selbst überzeugen, daß nichts davon wirklich passiert sei. Doch es schwarz auf weiß gedruckt zu sehen, macht es offiziell.
    Ertrunken, hatte Levitt gesagt. Lebte einige Meilen außerhalb der Stadt, hatte er gesagt.
    Die Zeitung schrieb, er habe acht Meilen nördlich der Stadt am Rande der Route 37 gelebt. Kaum eine Meile von Tri-Lakes entfernt.
    Es dauerte jene Nacht etwas länger als üblich, bis ich einschlief.

7.
     
    Eine gute Mütze voll Schlaf wirkte Wunder – für Aaron wie auch für mich. Er entschuldigte sich am Mittwoch morgen, und ich war bereit, ihm die Szene in der Küche zu vergeben und sie zu vergessen. Wir beide hatten in letzter Zeit mehr als gewöhnlich unter Anspannung gelitten, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen. Mom griff auch nicht ein; zweifelsohne war sie glücklich, daß wir es selbst geregelt hatten. Welche Rollen Mütter auch gerne für ihre Kinder spielen, ich bin mir sicher, daß die des Schiedsrichters nicht dazu gehört.
    Aaron arbeitete wieder am Mittwoch und am Donnerstag, und an diesen Tagen ging es schon viel besser. Freitags hatte er frei und mußte erst Samstag abend um fünf wieder erscheinen, und jeder von uns plante, Freitag nacht mit Freunden in die Stadt zu fahren. Mom und Dad gingen auswärts essen, so daß wir unser Abendessen selbst organisieren mußten. Ich wärmte fertige Hamburger auf.
    Phil und Rick holten mich nicht lange nach dem Essen ab. Da sie wußten, daß Mom und Dad nicht im Haus waren, kamen sie herein und standen in der Diele, wo sie etwas über die Sittenpolizei und eine Razzia brüllten. Ich erschien im ersten Stock und verschränkte die Arme.
    »Ihr seid schlimmer als die echten«, sagte ich.
    Phil lachte lauthals, doch Rick ignorierte mich einfach und fragte: »Sind die Tanzschuhe bereit?«
    »Nicht so schnell. Mom, äh, hat gesagt, daß ich zuerst mein Zimmer aufräumen muß, bevor ich heute abend ausgehe. Ihr seid als Helfer eingeteilt.«
    Rick grinste und gab sein bestes, das zu verbergen, indem er den Kopf neigte. Phil brach in das laute, gackernde Gelächter von White Trash Joe aus. »Muttersöhnchen! Hängst wohl noch an ihrer Schürze! Du Weichei!« Er liebte es, White Trash Joe nachzumachen.
    Ich hielt dem stürmischen Gelächter stand, und schließlich marschierten sie treppauf. Als Rick mein Zimmer sah, schlug er vor, eine Bombe zu zünden und dann alles neu zu erbauen. Wir wateten durch die Verwüstung; Rick und ich klaubten die rettenswerten Stücke auf, während Phil mit dem Staubsauger alles aufsaugte, was wir übrigließen. Ich erklärte das Zimmer nach zehn Minuten für vorzeigbar, denn wir hatten Besseres zu tun.
    Als das Geräusch einer zugeschlagenen Autotür an unsere Ohren drang, spähte Phil aus dem Fenster. »Oh je. Schaut mal, wer da kommt.«
    Ein blauer Pinto parkte am Bordstein hinter Phils Duster. Eine große, fettleibige Gestalt rollte aufs Haus zu, glattes Haar peitschte die Ohren und den Nacken, während der Bauch unter einem zu engen Hemd schwabbelte.
    »Ich habe Hürdenspringer seit der Schule nicht

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