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Rune

Rune

Titel: Rune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Bräune aufzufrischen. Am Tag zuvor hatten Phil und ich darüber geredet, schwimmen zu gehen, doch mit Rick und seinen bandagierten Fingern war das eine miese Idee. Er würde sich ausgeschlossen gefühlt haben.
    Aaron verbrachte einen Teil des Nachmittags mit mir im Hof. Er hatte seinen Skizzenblock und Stifte mitgebracht und schnell einige Zeichnungen gefertigt – eine von mir, eine von der Hinteransicht des Hauses, eine von dem irischen Setter unserer Nachbarn.
    Dann zeichnete er einen Cartoon, wie er selbst Chuck Wagons Steak-Haus niederbrannte, während Maurice in wirren Kreisen lief und sein Haar in roten Büscheln ausriß.
    »Gefällt’s dir? Du kannst es behalten.« Aaron riß das Blatt vom Block und legte es mir auf den Bauch.
    Ich setzte mich halb auf, und ich stellte fest, daß ich ihn mehr und mehr wie einen Gleichaltrigen denn als nervigen kleinen Bruder betrachtete.
    »Du mußt das nicht tun. Das ist gute Arbeit. Behalt’ es.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist in Ordnung. Ich will, daß du es behältst.« Er grinste. »Außerdem kann ich jederzeit ein neues zeichnen.«
    Der Nachmittag glitt in den Abend, und der Abend war wie so viele andere – Phil, Rick und ich, gemeinsam mit einem Kasten Bier. Nicht lange, da landeten wir in Tri-Lakes. Herumfahren schien nicht angemessen, da das eine festliche Aktivität war. Herumhängen paßte besser zu diesem brütenden Tag. Und Rick war definitiv in brütender Stimmung.
    Er hob seine Hand und starrte seine weißumhüllten Finger an. »Ratet mal, was wir jetzt tun würden, wenn das nicht passiert wäre?«
    Phil und ich entdeckten Flecken auf dem Asphalt, die wir anstarren konnten. Ich versuchte mir den Abend so auszumalen, wie er eigentlich geplant gewesen war – wie wir Rick in dieser verrauchten Collegebar zuschauten, wie seine flinken Finger auf dem Griffbrett auf und ab glitten. Wie wir uns Runde um Runde bestellten. Wie wir nach Schluß mit einem tauben Klingeln in den Ohren nach Hause gehen würden. Es wäre der Höhepunkt des Sommers für Phil und mich gewesen – und unendlich mehr für Rick.
    »Die Jungs von Eclipse müssen mit ihrem alten Gitarristen auftreten.« Rick lachte bitter. »Er wird die ganze Zeit auf einem verdammten Stuhl sitzen. Das wird ’ne tolle Bühnenshow.«
    Phil kam etwas näher zu ihm. »Wie ist es später, wenn die Dinger da wegkommen und es dir besser geht? Meinst du, sie können dann vielleicht was mit dir anfangen?«
    Rick zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Aber so, wie es momentan ist, kann es nicht ewig bleiben. Entweder wird dieser Trottel sich anstrengen, oder sie werfen ihn aus der Band und holen sich einen anderen. Und dieser andere werde nicht ich sein.«
    Phil grinste. »Man weiß ja nie. Vielleicht tauchst du im Herbst irgendwo auf, wo sie gerade spielen, steckst deine Gitarre ein und verpaßt diesem Kerl einen Tritt in den Arsch. Chris, du machst dann Bilder für mich, in Ordnung?« Und dann mimte er die ganze Szene – lief sorgenfrei und federnd wie früher Rick, würgte eine imaginäre Gitarre und trabte herum wie Mick Jagger auf Stelzen.
    Zum ersten Mal seit Tagen lachte Rick, und gegen nichts in der Welt hätte ich Phil in diesem Moment eintauschen mögen. Wir alle brachen in Gelächter aus. Phil lauter als alle anderen, und ich dachte, für eine Weile wäre die Stimmung besser. Doch dann verfinsterte sich Ricks Miene wieder, und er hieb mit der rechten Hand gegen das Auto.
    »Warum zum Teufel mußte das gerade jetzt passieren?« Er hörte sich an, als stünde er kurz vorm Weinen. »Oder warum ist es nicht wenigstens mit meiner rechten Hand passiert? Ich hätte dann nur Akkorde schlagen können, aber ich hätte spielen können.«
    »Versuch, die guten Seiten zu sehen«, sagte ich. »Mit diesen Schienen kannst du eine höllische Slide-Gitarre spielen.«
    Rick warf mir einen Blick zu, der in mir den Wunsch aufkommen ließ, von der Erde verschluckt zu werden.
    »Tut mir leid, Twang«, sagte ich. »Das war’n dummer Spruch.«
    Er sah hinab zu seinen Schuhen. »Ja. In Ordnung.«
    »Vielleicht kannst du die Zeit dafür nutzen, neue Stücke zu schreiben«, sagte Phil zu ihm. »Richtig gute.«
    Ricks Gesicht hellte sich ein wenig auf. »Ja. Daran habe ich auch schon gedacht.«
    »Und vielleicht kannst du mit deiner rechten Hand auf dem Klavier üben. Hey, wenn du wieder Gitarre spielen kannst, könntest du dein Repertoire fürs Keyboard erweitern. Du könntest richtig großartig werden. Paß auf, Eddie Van

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