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Runen

Runen

Titel: Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Snæland Jònsson
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auf dem Weg dorthin im Meer verschwand, ist allerdings ebenfalls vollkommen ungeklärt.«
    »Kann man sich vom Ziel ihrer Mission eine einigermaßen realistische Vorstellung machen?«, fragte Melkorka.
    »Von Trittenheim wurde zu Recht Himmlers Bankier genannt«, meinte der Professor. »Wenn der Reichsführer-SS |162| ihn auf diese Reise geschickt hat, dann muss es auf irgendeine Weise mit Geld zu tun gehabt haben. Der Stand der Dinge im Herbst 1944 war der, dass den meisten Nazis klargeworden war, dass sie, wenn sich nichts änderte, den Krieg verlieren würden. Die unaufhaltsam vorrückende russische Armee hatte die Ostgrenze Deutschlands erreicht, und die Amerikaner hatten ihre Truppen in Frankreich positioniert. Es ist nicht undenkbar, dass Himmler seinen Bankier in die USA geschickt hat, um schwerreiche Amerikaner zu treffen, die seinerzeit Hitler auf seinem Weg an die Macht unterstützt hatten. So sollten sie die Weiterführung der SS-Tätigkeit nach Kriegsende vorbereiten. Dann ist es auch möglich, dass sich an Bord des U-Bootes ein Teil der Goldreserven der Deutschen Reichsbank befunden hat. Sie sind in den letzten Monaten der Naziherrschaft verschwunden. Das Guinness-Buch der Rekorde bezeichnet das Verschwinden dieses Goldes als den am wenigsten aufgeklärten Raub der Menschheit, obwohl es in der Geschichte genug ähnliche Vorgänge gibt. Aber das sind alles nur Spekulationen.«
    »Ich habe noch nie gehört, dass amerikanische Millionäre Hitler unterstützt haben sollen«, warf Melkorka ein.
    »Es wird als nicht zu dem Image passend angesehen, das die Amerikaner andernorts als Überbringer der Freiheit und Menschenrechte genießen. Deshalb wird da nicht sehr viel Wind darum gemacht. Aber den Historikern ist das schon seit langem klar«, erklärte der Professor. »Viele der größten Finanzhäuser und die Industrie hatten ihren satten Anteil daran, dass Adolf Hitler seine Kriegsmaschinerie aufbauen und sie am Laufen halten konnte, und das sogar bis zum Kriegsende. Besitzer weltbekannter US-Unternehmen |163| bewunderten Hitlers Diktatur und wollten sogar eine faschistische Regierung in den USA einsetzen. Diese Geldsäcke waren auch der Ansicht, dass Geld keine Landesgrenzen kennt und kein Vaterland. Deswegen war es für sie auch völlig in Ordnung, von Unternehmen zu profitieren, die militärisches Gerät für die Deutschen herstellten oder die Gefangene aus den KZs als Arbeitssklaven heranzogen. Von diesem hässlichen Kapitel des amerikanischen Finanzwesens wird wenig Aufhebens gemacht. Es sind nämlich meist diejenigen, die als Sieger aus Konflikten hervorgehen, die dann die Deutungshoheit über die Geschichte innehaben, zumindest für eine Zeit. Tatsache ist bedauerlicherweise die, und dem kann keiner mit vernünftigen Argumenten widersprechen, dass keiner mehr am Zweiten Weltkrieg verdiente als die Millionäre in den USA und Deutschland.«
    »Auch in Deutschland?«
    »Ja. Die Wahrheit ist, dass den deutschen Industriellen, die gute Beziehungen zu den US-amerikanischen Millionären hatten, schnell verziehen wurde, dass sie Hitler zum fürchterlichsten Kriegsherren der Welt gemacht hatten. Es war ja ein neuer Gegner gefunden, und für beide Parteien war es lukrativ geworden, sich nun mit diesem Gegner zu befassen. Es ist auffällig, dass vierzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs einige von Hitlers Unterstützern sich ganz oben auf der Liste der reichsten Männer der Welt befanden.«
    Susan bestätigte das: »Das liegt daran, dass bei vielen, die mit Geld zu tun haben, der Profit gerne zu einer Religion wird und sich damit über alle anderen sittlichen Forderungen erhebt.«
    |164| »Wer war dieser Gerhard von Ramstein eigentlich?«, fragte Melkorka
    »Er war ein naher Vertrauter Himmlers«, antwortete Houston. »Nach dem Krieg stellte sich heraus, dass von Ramstein eine aktive Rolle bei der Durchführung von
Einsatz Reinhard
in den Jahren 1942 und 1943 gespielt hat. Deshalb wurde er als Kriegsverbrecher gesucht. Es ist völlig unbewiesen, dass er umgekommen war.«
    »
Einsatz Reinhard?
«
    »Ja. Das war der Plan der SS, alle Juden in Polen auszurotten. Himmler ließ eigens dazu Vernichtungslager in Treblinka, Bełżec, Sobibór und Majdanek errichten. Dort haben Angehörige der SS in kurzer Zeit etwa zwei Millionen Menschen ermordet.«
    »Darunter waren auch mein Großvater und meine Großmutter«, fügte Susan leise hinzu.
    Melkorka überlief ein Schauer bei dem Gedanken, dass ihr eigener Großvater

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