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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Nein. Tue ich nicht. Und jetzt
genug. Hör auf, mit dem Schicksal zu hadern und erzähl
uns lieber ein bisschen etwas von König Artus’ Hof und
den Abenteuern, die du dort erlebt und von denen du gehört hast.«
    Es verging noch mehr als eine Stunde, bis auch Gwinneth
endlich erwachte, und mehr als zwei , bevor Dulac sie wiedersah. Er war unten bei Sean und seinen Brüdern im
Schankraum geblieben und hatte ihnen wunschgemäß von
seinem Leben bei Hofe und all den fantastischen und großen Abenteuern erzählt, die er erlebt und von denen er
gehört hatte – das meiste dachte er sich in dem Moment
aus, in dem er es erzählte, aber welche Rolle spielte das
schon? –, bis er endlich Gwinneths Schritte auf der Treppe
hörte und kurz darauf ihre Stimme und die einer anderen
Frau. Hastig wandte er sich zur Tür um, doch Gwinneth
trat nicht ein. Er hörte sie eine Zeit lang mit jemandem
reden, dann vernahm er das Zuschlagen einer Tür und
wartete vergeblich darauf, dass noch irgendetwas geschah.
    Ein wenig beunruhigt und nach einem fragenden Blick
zu Sean – den dieser nur mit einem Achselzucken beantwortete – stand er auf und trat auf den Flur hinaus.
    Er vernahm Gwinneths Stimme hinter einer der Türen
und die einer anderen Frau, blieb wieder stehen, zögerte
und ging schließlich weiter. Er konnte die Worte nicht
verstehen, aber Gwinneth klang gleichermaßen ungehalten
wie verwirrt, was nicht weiter erstaunlich war. Sie war am
vergangenen Abend ebenso schnell eingeschlafen wie er
und mit Sicherheit ebenso konfus und verunsichert wie er
selbst nach dem Erwachen, denn noch dazu hatte sie sich
allein in einer fremden Umgebung wiedergefunden. Entschlossen streckte Dulac die Hand nach dem Riegel aus
und schob ihn zurück, doch kaum hatte er es getan, da
wurde die Tür von der anderen Seite aus aufgerissen, und
eine rothaarige Frau trat heraus. Sie trug ein einfaches,
aber dennoch geschmackvoll genähtes Kleid, war eine
Handspanne kleiner als er und musste gut das Dreifache
seines Gewichtes auf die Waage bringen. Ohne dass er
fragen musste, wusste er, es war die Wirtsfrau.
    »Was sucht Ihr hier, junger Herr?«, erkundigte sie sich
in einem gleichzeitig freundlichen, aber auch sehr entschlossenen Ton.

Dulac stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte an
ihr vorbei einen Blick in den Raum hinter der Tür zu werfen. Er konnte jedoch nichts erkennen. Ein Schwall
feuchtwarmer Luft schlug ihm entgegen und er hörte ein
leises Plätschern, als würde Wasser aus einem Krug in ein
größeres Behältnis gegossen. »Wo ist Gwinneth?«, fragte
er.
    Die Wirtsfrau schüttelte den Kopf und griff mit einer
Hand hinter sich, um die Tür wieder zuzuziehen. »Ihr
müsst Euch keine Sorgen machen. Wir kümmern uns um
Lady Gwinneth.«
»Ich möchte sie sehen«, verlangte Dulac.
    Die Rothaarige schüttelte den Kopf und verschränkte mit
einiger Mühe die Arme vor ihrem gewaltigen Busen. »Das
geht jetzt nicht.«
    »Aber ich bestehe darauf«, sagte Dulac, nun schon eine
Spur schärfer. Was ging in diesem Raum vor? »Ich bin
…«
    »Ich weiß, wer Ihr seid, junger Herr«, unterbrach ihn
sein resolutes Gegenüber und schüttelte zugleich noch
entschiedener den Kopf. »Und wenn Ihr König Artus persönlich wäret, würde ich Euch jetzt nicht in dieses Gemach lassen.« Ihre Augen blitzten kampflustig, aber auf
ihrem Gesicht erschien zugleich auch ein gutmütigmütterliches Lächeln. »Macht Euch keine Sorgen um Eure
Schwester, junger Herr. Sie ist bei uns in besten Händen.
Geht nur zurück zu den anderen. Ich werde sie später persönlich zu Euch bringen.«
    Dulac war verwirrt. Trotz der enormen Masse seines rothaarigen Gegenübers wäre es ihm ein Leichtes gewesen,
sie aus dem Weg zu schieben und sich gewaltsam Einlass
in den Raum hinter der Tür zu verschaffen, und für einen
winzigen Moment war er nahe daran, ganz genau das zu
tun. Gottlob hielt ihn seine Vernunft jedoch im letzten
Augenblick zurück. Vielleicht lag es einzig am Ausdruck
in den Augen der rothaarigen Frau. Sie sah ganz so aus,
als wäre sie entschlossen diese Tür mit ihrem Leben zu
verteidigen, wenn es sein musste, und trotzdem las er in
ihrem Blick nichts anderes als Freundlichkeit und eine
Sanftmut, die er schon viel zu lange nicht mehr in den
Augen eines Menschen gesehen hatte. Zögernd trat er einen Schritt zurück.
    »Verzeiht«, sagte er.
»Da gibt es nichts zu verzeihen«, antwortete die Wirtin.
Ihr Lächeln

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