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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Wahrscheinlich war es doch
nicht so schlimm, wie es im ersten Moment ausgesehen
hat.«
Sean sah ihn eine ganze Weile durchdringend an, dann
trank er einen weiteren Schluck Bier, nickte ruckartig mit
dem Kopf und sagte: »Ja. Wahrscheinlich. Aber wenn ich
an Zauberei glauben würde …«
»Was du ja gottlob nicht tust.«
Sean grinste flüchtig. »Das stimmt. Aber was mache ich
dir Vorwürfe und quäle dich mit Fragen. Ich habe eher
allen Grund, dir dankbar zu sein. Immerhin hast du Parzival das Leben gerettet.«
»Parzival«, ächzte Dulac
»Mein Pferd«, antwortete Sean. »Der schwarze Hengst.
Er wäre elend verbrannt, wenn du ihn nicht im letzten
Moment befreit hättest.«
»Parzival?«, fragte Dulac noch einmal und riss ungläubig die Augen auf. »Dein Pferd heißt Parzival?«
Sean nickte ernsthaft. »Es schien mir ein angemessener
Name zu sein, nachdem ich es gegen mein altes Schlachtross eintauschen musste. Dieser schwarze Hengst ist feurig, kampferprobt, edel und überaus tapfer. Alles Eigenschaften, die einem Ritter von Rang und Namen zustehen.« Plötzlich grinste er wieder. »Wobei das ›feurig‹ vielleicht die hervorragendste Eigenschaft ist, wenn ich es
recht bedenke, denn irgendwo muss ja schließlich der Ritternachwuchs herkommen.«
»Was fällt dir ein, ein Pferd nach einem Ritter von König Artus’ Tafelrunde zu nennen«, fuhr ihn Dulac empört
an. Er musste sich beherrschen, um dem nicht noch deutlich mehr hinzuzufügen; schließlich war der wirkliche
Parzival nicht nur einer der tapfersten und aufrechtesten
Männer, die er kannte, sondern zudem vielleicht auch der
einzig wirklich echte Freund, den er – oder besser gesagt:
der Silberne Ritter Lancelot – in König Artus’ Tafelrunde
gefunden hatte.
Sean winkte ab. »Kein Grund, sich aufzuregen. Mein
Schlachtross war wie gesagt am Ende. Und da dieser Unbekannte, der uns beauftragt hatte, euch hierhin zu bringen, ein Ersatzpferd bei sich führte, hat er dieses kurzerhand gegen meinen Rappen eingetauscht.«
»Das ist …« Dulac unterdrückte mit aller Gewalt die
schroffe Entgegnung, die auf seiner Zunge lag, und beendete den Satz mit einer weitaus harmloseren Variante als
geplant. »Das ist erstaunlich.«
Patrick, der gleich neben Sean saß, lachte ganz leise. »Es
war unser Auftraggeber selbst, der den Hengst Parzival
nannte. Mein Bruder brüstet sich also mit fremden Federn.«
»Oh«, machte Dulac.
»Letzten Endes ist der Name ja auch Nebensache«,
meinte Sean mit einem schrägen Seitenblick auf Patrick.
»Ich habe in jedem Fall den besseren Tausch gemacht.
Parzival ist in jeder Beziehung ein erstaunlicher Hengst,
und wenn ich ihn verkaufen würde, könnte ich von dem
Geld wahrscheinlich fünf Jahre lang in Saus und Braus
leben.«
Obwohl Dulac von dem Gehörten vollkommen verwirrt
war und sich jetzt umso brennender dafür interessierte, wer Sean und die anderen beauftragte hatte und ein Pferd
nach einem Ritter von König Artus’ Tafelrunde benannte,
zog er es vor, nicht weiter auf dieses Thema einzugehen.
Stattdessen griff er nun doch noch einmal nach einem
Stück Brot, knabberte aber nur vorsichtig daran herum.
»Dieser Fremde, der euch den Auftrag gegeben hat, uns zu
suchen«, fragte er in einem möglichst belanglosen Ton.
»Er hat nur gesagt, dass wir hierher kommen sollen?
Nicht, warum und für wie lange?«
»Nein«, antwortete Sean. »Aber seit ich diese guten Leute hier getroffen habe, kann ich mir den Grund denken. Du
nicht?«
Dulac schüttelte den Kopf, nickte dann hastig und schüttelte noch einmal den Kopf. »Sicher. Aber ich halte es
trotzdem für keine gute Idee, zu lange hier zu bleiben.
Vielleicht hätten wir gar nicht erst kommen sollen.« Er sah
Sean ernst an. »Du hast es gerade selbst gesagt: Es sind
gute und aufrechte Leute. Ich möchte ihnen ihre Freundlichkeit nicht damit danken, indem ich sie in Gefahr bringe.«
»Niemand weiß, dass wir hier sind«, widersprach Sean.
»Und die, die es wissen, würden wahrscheinlich eher ihr
Leben opfern, bevor sie Gwinneth verrieten. Dein Respekt
vor König Artus und seinen Rittern in allen Ehren – aber
er müsste schon über Zauberkräfte verfügen, um uns hier
zu finden.«
»Und du glaubst ja nicht an Zauberei«, sagte Dulac geistesabwesend.
Diesmal verging mehr Zeit, in der der Ire ihn nur wortlos
und auf eine alles andere als angenehme Art anstarrte.
Aber schließlich erschien wieder das gewohnte breite
Grinsen auf Seans Zügen.

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