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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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von ihnen wie ein Emir aussah – also hatte er auf der Suche nach uns seine Streitkräfte geteilt.
    Ein stolpernder Däne, der sich verzweifelt bemühte, uns einzuholen, bekam sechs Pfeile ab, einen nach dem anderen, und jedes Mal klang es, als werfe man frisches Fleisch gegen eine Wand. Er fiel, seine Hand noch immer in den Sand gekrallt, als wolle er sie nach uns ausstrecken.
    Schritt für Schritt gingen wir zurück, die Pfeile zischten und prallten auf die Schilde. Ich hoffte, dass der Anführer der Sarakenoi nicht so klug war zu überlegen, dass wir, solange wir uns zurückzogen, keinen mit Rabenklauen gespickten Sicherheitsstreifen vor uns haben konnten, die beim letzten Zusammentreffen ihr Schicksal besiegelt hatten. Ohne diese Klauen wäre es schwer, wenn wir uns gleichzeitig gegen Reiter mit Lanzen und Pfeilen verteidigen müssten.
    Noch gingen wir über Sand, auf dem hartes Gras wuchs. Dann kam nur noch Sand – und immer noch gingen wir rückwärts. Zwei weitere Männer fielen und wir sahen die beiden Pferde, jetzt ohne Reiter.
    Plötzlich bäumte sich bei den Angreifern eins der Pferde auf und sein Reiter wurde abgeworfen. Alle anderen Pferde drehten sich panikartig um und galoppierten zurück, und von uns schrie jemand: » Wasser!«
    Ich stand schon drin und hätte vor Freude fast geheult.
    Die Reihen hinter mir lösten sich auf, die Männer hängten sich die Schilde auf den Rücken und wateten auf das Schiff zu, während die Männer an Bord mit den wenigen Pfeilen, die sie hatten, die Reiter auf Abstand hielten.
    Etwas prallte auf meinen Helm, dass mir der Kopf brummte, dann pfiff es und ein Pfeil traf meinen Schild – auf die Rückseite. Ich schlug den Schaft mit dem Schwert ab und brüllte die Männer auf der Elk an, sie sollten gefälligst aufpassen, wohin sie zielten, dann rannte ich durchs flache Wasser, meinen Schild auf dem Rücken.
    Ich zog mich hoch über die Bordwand der Fjord Elk und hörte es leise plätschern, als die letzten Pfeile aufs Wasser trafen. Die Reiter am Strand stimmten ihr La-la an, schwangen triumphierend ihre Bogen und riefen uns auf Griechisch » Schweinefresser« nach.
    Ein strahlender Kvasir zog mich auf die Beine und haute mir begeistert auf die Schulter. » Also, das nenne ich eine gute, solide Verteidigung, Händler!«
    » Wie viele?«, brachte ich mit Mühe hervor, während einer nach dem anderen sich erschöpft fallen ließ. Die Männer hielten den Kopf gesenkt und rangen mit offenem Mund nach Atem.
    » Vier Tote«, berichtete Finn und schöpfte sich mit der Hand Wasser über den Kopf. Er spuckte in die Richtung de r Reiter. » Und sechs Verletzte, darunter auch der Junge.«
    » Der Junge?«, fragte ich verwirrt. Nicht der Ziegenhirte!
    Doch er war es. Ein Pfeil hatte ihn in die Seite getroffen, Bruder Johannes kniete neben ihm und untersuchte die Wunde. Er hatte den Schaft so dicht am Körper wie möglich abgetrennt, und der Junge lag matt und totenblass da.
    Bruder Johannes murmelte ein Gebet und sah mich an. Sein Gesicht war ernst und schweißnass.
    Gisur trat zu mir und sagte: » Wir haben Westwind, Händler. Wollen wir ihn nutzen?«
    Ich nickte, dann wandte ich mich wieder Bruder Johannes zu. Der Junge stöhnte.
    » Bei Odins Arsch, Priester«, sagte Finn zweifelnd, » weißt du eigentlich, was du da machst?«
    » Ich werde dir gleich eins aufs Maul geben, Finn Rosskopf, das werde ich machen. Jetzt halt deine Schnauze und hol mir Wasser.«
    Finn trampelte schimpfend los. Ich merkte, dass die Fjord Elk sich auf die Seite legte und hörte, wie Kvasir die müden Männer anfeuerte, die Segel zu setzen.
    » Weißt du wirklich, was du da tust?«, fragte ich, und Bruder Johannes warf mir einen Blick zu, dass ich dachte, er würde mich ebenfalls gleich anbrüllen. Doch dann fuhr er sich mit der Hand über das schweißnasse Gesicht, und ich sah, dass er Angst hatte.
    » Der Pfeil hat Widerhaken und sitzt tief. Ich kann ihn nicht ganz durchschieben, das wäre sein sofortiger Tod. Und wenn ich versuche, ihn herauszuziehen, wird die Wunde noch größer, und das würde er höchstwahrscheinlich auch nicht überstehen.«
    » Und wenn du ihn drinlässt?«
    » Conjecturalem artem esse medicinam.«
    Medizin ist die Kunst des Erratens. Wie vertrauenserweckend! Ich blickte auf den Jungen, der jetzt noch kleiner wirkte; ich wollte nicht noch eine Kinderleiche. Bruder Johannes nickte nur, er schien sehr aufgewühlt und fing wieder an zu beten.
    Ich spürte den Wind im Gesicht, stand

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