Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert

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hoffte, schon wieder auf und davon zu sein, ehe Balantes ihn warnen konnte, nach einem gewissen Orm Bärentöter Ausschau zu halten. Wenn Odin uns gewogen blieb, würde Starkad uns folgen, und dann könnten wir es aushandeln – oder aber kämpfen. Im Augenblick war mir beides recht.
    Mitlerweile herrschte totale Flaute, und wir mussten rudern. Langsam wie ein schwerfälliges Wasserinsekt krochen wir an der anatolischen Küste entlang, bis Schweiß und Rotz uns in die Bärte liefen.
    Sie war ein gutes Hafskip, diese neue Fjord Elk, und Gisur war sehr zufrieden mit ihr, doch sie war fünf Jahre lang nicht auf See gewesen, und der Mast zeigte Risse, einige der Planken waren auch nicht so dicht, wie sie es hätten sein sollen. Doch solange es keinen Sturm gab und wir Männer zum Ausschöpfen hatten, würden wir Antiochien erreichen.
    Bruder Johannes hatte schließlich mit viel Geduld und Fingserspitzengefühl die Pfeilspitze aus der Seite des Jungen entfernen können. Dann gab er ihm eine Brühe aus Lauch zu trinken, und als er an der Wunde roch, stellte er keinen Lauchgeruch fest, was ein gutes Zeichen war.
    Ich trat zu ihm, als er sich gerade um Ivar kümmerte, den wir wegen seiner Witze und Loki-Tricks Gautr nannten. Ivar hatte einen Pfeil in die Wange bekommen, und eigentlich war es eine saubere Wunde, doch der Pfeil hatte seinen Gaumen und einen Zahn erwischt, was ihm zu schaffen machte.
    » Wie geht es dem Jungen?«
    » Er lebt«, sagte Bruder Johannes, dann klopfte er Ivar auf die Schulter und stand auf. » Ich weiß aber nicht, ob er am Leben bleibt. Ich habe die Wunde mit Essig gereinigt und mit Angelschnur genäht, jetzt habe ich ihm einen Umschlag gemacht, Malve und Weizenschrot, eingewickelt in meine besten Gebete.«
    » Was können wir sonst noch für ihn tun?«
    Bruder Johannes zuckte mit den Schultern. » Beten, dass er bis Antiochien am Leben bleibt, beten, dass die Griechen dort nicht alle Sarakenoi abgeschlachtet haben, und beten, dass unter den noch Lebenden ein Arzt ist. Die Sarakenoi haben die besten Ärzte, das wird dir jeder bestätigen.«
    » Das sind ziemlich viele Gebete«, sagte ich und er nickte mit einem traurigen Lächeln.
    » Für ihn habe ich immer welche übrig«, sagte er.
    Ich ging zu dem Jungen, der kaum die Augen offen halten konnte, seine Stimme war nur ein Flüstern.
    » Ihr hättet mich sterben lassen sollen«, sagte er.
    » Deine Mutter hätte mich umgebracht«, erwiderte ich. » Und überhaupt, Finn Rosskopf braucht einen Gehilfen beim Kochen, und dazu hat er dich bestimmt. Das heißt, sobald du nicht mehr so faul rumliegst.«
    Er brachte ein schwaches Lächeln zustande, dann erschien eine kleine Träne in seinem Augenwinkel. Seine Haut war so blass und durchsichtig, dass man jede Ader sah. » Werde ich jemals meine Mutter wiedersehen?«, hauchte er.
    Ich nickte. Ich konnte nicht sprechen; bei dem Gedanken an sein Heimweh bekam ich einen Kloß im Hals.
    Der kleine Eldgrim rettete die Situation, indem er sein Narbengesicht zwischen uns schob. Er versuchte, aufmunternd zu grinsen, aber er sah eher aus wie eine schlechte Schnitzarbeit, die zu lange im Regen gelegen hatte.
    » Wenn diese kleine Reise vorbei ist, fahre ich mit dir zurück«, brummte er, » meine Wäsche ist nämlich noch bei deiner Mutter. Keine Sorge, kleiner Bär. Genieße die Schiffsreise und das Abenteuer im fremden Land. Freu dich auf die guten Sachen, die es dort zu essen gibt, und dann geht’s wieder nach Hause.«
    Der Junge lächelte, dann fielen ihm die Augen zu und er schlief ein. Sein Atem ging rasselnd, und der kleine Brustkorb hob und senkte sich mühsam. Ich saß allein im Bug und grübelte vor mich hin, während die Männer auf ihren Seekisten saßen und ruderten.
    Weg von Balantes, und auch weg von Starkad und dem Schwert, das wir doch brauchten, obwohl ich wusste, er würde uns folgen. Ich machte den Fehler, es auszusprechen, und Radoslaw warf ein, dass Starkad ja gar nicht wusste, wohin wir fuhren.
    Ich musste es ihnen sagen, und wieder spürte ich das Gewicht des Jarlrings um meinen Hals.
    » Er weiß es«, sagte ich, » denn ich habe es Arinbjörn gesagt.«
    Radoslaw riss die Augen auf, dann nickte er nachdenklich. Damit hatte er ein neues Gewicht in seiner Waagschale: Arinbjörn hatte das Kommando auf der Woltschok, und ich hatte ihm meine Pläne mitgeteilt, falls wir auf der Reise getrennt würden. Jetzt würde Starkad alles aus Arinbjörn herausquetschen, und ich war sicher, wenn er diese