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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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auf und ging zum Bug, wo Radoslaw stand.
    » Das haben wir gerade noch geschafft«, sagte ich. Ich erzählte ihm, was passiert war, und dass der Junge, den sie mit der Nachricht zu uns geschickt hatten, tot war. Radoslaw schüttelte seine Zöpfe mit dem Silberband, dann sah er hinüber zu der kleinen Gestalt, die auf dem Deck lag, und zu Bruder Johannes, der über ihr hockte wie eine zerzauste Krähe.
    » Ich glaube, seine Mutter wird den Tag verfluchen, an dem wir hier aufgetaucht sind«, sagte Radoslaw und spuckte aus. » Aber zurück können wir nicht. Euer Starkad hat nämlich einen Fuchs ins Hühnerhaus gesetzt.«
    Er erzählte kurz und bündig, was geschehen war. Sie hatten ein Schiff kommen sehen und waren erstaunt, denn es war eine große griechische Knarr, aber sie kam aus Osten und hatte Mühe mit dem Wind, der ablandig blies. Und als das Schiff in die Bucht kam, merkten sie, dass es voller Nordmänner war, und zum Glück erfasste Kvasir die Situation schnell, sodass sie noch rechtzeitig Segel setzen und mit demselben Wind auslaufen konnten, der es Starkad so schwer machte, den Hafen zu erreichen.
    Radoslaw war noch immer wütend, dass sie die Woltschok zurücklassen mussten, mit Arinbjörn und Ogmund an Bord, die keine Chance mehr hatten. Und der größte Teil unserer Ladung war auf ihr geblieben, was seiner Meinung nach noch schlimmer war.
    » Das tut mir auch leid«, sagte ich.
    Radoslaw zuckte mit den Schultern. » Macht nichts. Wenn wir erst den Schatz haben, wird er uns dafür entschädigen.«
    Ich sagte nichts. Radoslaw war also noch immer überzeugt, dass wir uns den Silberschatz holen würden, das war schließlich der Grund für diese Jagd nach dem Runenschwert. Doch in mir tobte ein Sturm der Gefühle, der meinen Entschluss hin und her warf wie eine lecke Knarr. Obwohl der Eid mich verpflichtete, das Schwert wieder in die Hand zu bekommen, lag mir nichts ferner als der Wunsch, noch einmal zu Attilas Grabhügel zurückzukehren. Doch irgendwann würde ich darüber entscheiden müssen, und die Situation könnte äußerst unangenehm werden.
    » Wohin, Händler?«, wollte Gisur wissen. Das hatte ich schon lange entschieden, nur der Ausgangspunkt hatte sich geändert.
    » Nach Norden, dann nach Osten, um die Insel herum, und dann Kurs auf Seleukia«, sagte ich. Ich hatte immer gut zugehört, wenn die Seeleute in der Großen Stadt ihr Garn spannen, und wusste daher, dass Antiochien in den Händen der Armee von Miklagard war. Es war nicht das erste Mal, dass die Griechen, die sich Römer nannten, die Stadt erobert hatten. Doch auch diesmal würde ihre Herrschaft gewiss nicht von Dauer sein; früher oder später würden sie sie wieder aufgeben und sich nach Tarsus zurückziehen müssen. Ich hoffte nur, dass sie noch das Kommando hatten, wenn wir Seleukia, den Hafen von Antiochien erreichten, denn der war sicherer als irgendein einsamer Küstenstreifen in Serkland.
    Der kleine Eldgrim nahm meinen Schild und betrachtete nachdenklich den Rest des Pfeils, der auf der Innenseite dicht neben dem Griff steckte. Er sah mich fragend an und hob das, was von seiner Augenbraue noch übrig war.
    » Ja, genau«, sagte ich trocken. » Einen Zoll weiter nach links, und ich hätte die Spitze als Zahnstocher nehmen können. Man könnte fast meinen, du hast was gegen mich, Kleiner.«
    Später holte der kleine Eldgrim seine Zange und zog die Spitze aus dem Holz, aber man konnte nicht mehr feststellen, wer den Pfeil abgeschossen hatte, und dafür waren Radoslaw, der kleine Eldgrim und noch ein paar andere sehr dankbar. Ich tat es lachend ab und warf die Spitze über Bord.
    Wir segelten weiter, immer auf der Hut vor einer möglichen Verfolgung durch die Griechen. Wir waren völlig verunsichert und unsere Nerven lagen blank, denn außerdem war ja auch Starkad in der Nähe. Ich betete, dass Balantes im Norden nicht seine Schiffe auch noch losschicken würde, falls er annahm, wir würden mit unserer Beute sofort nach Miklagard zurückkehren. Vielleicht dachte er sogar, wir stünden beim Basileus selbst in Diensten und würden ihn, Balantes, bloßstellen. Ich wusste, Starkad würde das nicht annehmen. Der würde uns lieber allein gegenübertreten. Es war wirklich mehr als ärgerlich, denn immer dann, wenn wir in Starkads Nähe waren, schien die Chance, ihn zu einem entscheidenden Kampf zu stellen, am geringsten.
    Natürlich liefen wir jetzt direkt in die Arme von Rotstiefel, der Miklagards Truppen im Osten befehligte, aber ich

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