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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Schatz versprochen und sie in eine Wolfshöhle geführt, in der einige von ihnen umgekommen waren, und ich konnte ihnen unmöglich sagen, was wir da gefunden hatten. Sie wollten einen Schatz, also sollten sie ihn haben.
    » Perlen«, sagte ich. Ich unterdrückte die Beschämung, die ich dabei empfand. » Ganz besondere.«
    Sie nickten und lachten. Perlen verstanden sie. Perlen konnte man gegen ein Schwert mit einer Runenschlange eintauschen. Einar wäre stolz auf mich gewesen.
    Doch Bruder Johannes kniff die Augen zu, er wusste, dass ich gelogen hatte. Ich wollte niemandem die Wahrheit sagen – nämlich dass diese Blätter und die kleinen Perlen Maulbeerblätter waren und, wie ich vermutete, Eier von Seidenraupen. Seide war so kostbar, dass man sie nur mit einer Sondergenehmigung kaufen konnte. Zwei mutige Mönche hatten das Ganze in dem fernen Land gestohlen, aus dem die Seide stammte, und jetzt wurde hier alles streng von der Kirche kontrolliert.
    Wenn ein hoher Christenpriester und ein rebellischer Strategos diese Dinge, die eigentlich das Monopol der Kirche waren, heimlich jemandem wie Choniates zuspielten, dann ging es um mehr als nur einfachen Diebstahl und viel Geld. Das roch schon eher nach Verrat. Verrat von jener Art, bei der Könige im Dunkel der Nacht ihren Rivalen ein Messer in die Brust stoßen, und ich war lange genug in Miklagard gewesen, um zu wissen, dass der Thron der römischen Kaiser ohnehin ziemlich wackelig war. Kein Wunder, dass Choniates Starkad diesen Auftrag mit einem Runenschwert bezahlt hatte.
    Es war ein schwerer Fehler gewesen, diesen Behälter zu stehlen, ein so schwerer, dass sich mir bei dem Gedanken die Eier zusammenzogen. Leo Balantes machte kein Geheimnis daraus, dass er ein Gefolgsmann von diesem Rotstiefel, dem Strategos Tzimiskes, war; und Balantes war es auch gewesen, der letztes Jahr die Ausschreitungen in der Großen Stadt provoziert hatte. Wenn also Rotstiefel hinter dieser Sache steckte, dann konnte nur der Basileus selbst die Zielscheibe sein. Dies war kein einfacher Tauschhandel für ein Runenschwert. Es war ein Todesurteil.
    Blutfehden waren mir bekannt, wie jedem Nordmann, aber die Fehden der Mächtigen von Miklagard waren eine ganz andere Kategorie. Falls Balantes den Verdacht haben sollte, dass wir zu viel wüssten, würde er uns auslöschen wie eine Kerze – und der Einzige, der uns helfen konnte, nämlich der Basileus Autocrator selbst, war so weit entfernt, dass es einfacher wäre, die Sonne zu erreichen.
    Noch vor zwei Wintern war meine einzige Sorge gewesen, ob im Kiel unseres kleinen Faering in Björnshafen der Holzwurm saß oder nicht. Jetzt musste ich über die Frage nachdenken, ob die Götter sich über mich lustig machten. Ich war so größenwahnsinnig gewesen, mich zum Jarl der Eingeschworenen aufzuschwingen, und schon mit meinem ersten wirklichen Raubzug schien mein Schicksal besiegelt.
    Noch schlimmer, ich hatte den anderen nicht die Wahrheit gesagt. Fast hörte ich Einar lachen, als wir weiterliefen. Die Bäume auf den Bergen hinter uns sahen aus wie Wächter, und jedes Mal, wenn ich mich umsah, erschrak ich, weil ich dachte, es seien Reiter.
    Aber dies war kein geeignetes Gelände für Reiter. Das merkte ich, als eins von unseren Pferden anfing zu lahmen. Ich ließ es laufen, und das andere musste jetzt zwei Verletzte tragen. Allmählich jedoch wurde das Gelände zum Meer hin flacher, und plötzlich stieß Schielauge einen Schrei aus und zeigte mit dem Finger.
    Dort, in einer sandigen Bucht, lag sanft schaukelnd die neue Fjord Elk, und mein Herz tat einen Freudensprung. Ein kurzer Moment der Erleichterung und des Schulterklopfens, doch der war schnell vorbei, denn wir stellten fest, dass die Woltschok nirgendwo zu sehen war. Das bedeutete, wie Finn mit finsterer Miene anmerkte, dass unsere Ladung verloren war.
    » Nicht unbedingt«, sagte Hedin Häuter optimistisch, » vielleicht hat sich die Knarr nur jemand ausgeliehen, mit der Ladung. Dann können wir sie uns noch immer zurückholen.«
    Vielleicht. Von neuer Energie beflügelt liefen wir weiter, nur von dem einen Gedanken beseelt, so schnell wie möglich vom Festland aufs Meer zu kommen. Wir rutschten den letzten Steilhang hinunter und rannten über das Büschelgras auf den Strand zu. Über uns kreisten Möwen und stießen ihre Schreie aus, die bald wie das irre Gelächter einer Hexe klangen, dann wieder wie das Weinen eines verängstigten Kindes. Wie Sighvat uns versicherte waren viele dieser

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