Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
Vom Netzwerk:
die Lautstärke und durchdringende Wucht des wilden Gesangs. Gleich dem Schatten, dessen Mitte die Schwarze Nadel bildete, besaß auch er die Form eines geflügelten Drachen. Während Ranár in seinem Inneren so regungslos still blieb wie eine Fliege in einem Bernstein, bewegte sich die drachenförmige Wolke, die ihn umgab, zu jenem anderen Drachen hin. Sie riss weit ihr schattenhaftes Maul auf und verbiss sich in die schemenhafte Gestalt, die den Turm der Meeresburg umgab. Ein durchdringendes Beben erschütterte erneut die Schwarze Nadel und den gesamten Fels, auf dem die Festung stand. Der Schneesturm schrie seinen wilden Gesang immer lauter, und tief unter Carn Taar warf sich die Brandung höher als je zuvor gegen die nassen Klippen. Die Natur schien den tödlichen Kampf der beiden Gegner anzufeuern, des Wächters der Erde und der Anführerin der Serephin, die sich endlich am Ziel ihres langen Weges sah. Die beiden geisterhaften Drachen zwischen dem Turm und der Gestalt des Temari vor seinem Eingang tobten in einer rasenden Auseinandersetzung miteinander, die Wellen der Erschütterung durch den Boden jagten. Mit einem mächtigen Krachen erschien ein gewaltiger gezackter Riss im Boden des Innenhofs. Ein langgezogenes Ächzen ging von dem kleineren Turm mit dem längst erloschenen Leuchtfeuer zum Meer hin aus, dann brach er unvermittelt donnernd in sich zusammen. Ein Teil seiner Mauer stürzte die Klippe hinab und schlug auf den von der Brandung umspülten Felsen an ihrem Fuß auf.
    Ranárs Gesicht blieb inmitten dieses tobenden Wütens entfesselter Elemente unbewegt. Nur seine Augen, die ihm schier aus den Höhlen traten, verrieten die Anstrengung, die es Manari kostete, die ihr von den übrigen Serephinkriegern verliehene Kraft in den schemenhaften Drachen zu leiten, der mit dem Wächter der Erde kämpfte.
    Die Tür zur Schwarzen Nadel öffnete sich, ohne dass sie es bemerkte. Drei Gestalten traten ins Freie. Zwei von ihnen stützten die dritte zwischen ihnen.
    »Lass mich dir helfen, zu deinem Freund zu sprechen«, schrie Alcarasán gegen den tobenden Schneesturm an. Pándaros, der seine Arme um die Schultern von Enris und den Serephin gelegt hatte, schloss seine Augen, da sie in dem eisigen Wind sofort zu tränen begannen. »Ich nehme jede Hilfe gerne an«, rief er nach Atem ringend zurück.
    »Werden uns die anderen Serephin nicht angreifen?« Enris beäugte misstrauisch die Krieger um Ranár.
    »Keine Sorge, sie wagen es nicht, dem Wächter der Erde zu nahe zu kommen!«, vernahm er Alcarasán über dem grauenerregenden Gesang ihrer Gegner.
    Ranár, ich bin es , schrie Pándaros in Gedanken seinem Freund, dessen Körper in nur wenigen Fuß Entfernung vor ihm stand, mit aller noch verbliebenen Kraft zu. Wieder hatte die unsichtbare Faust sein Herz gepackt, und diesmal würde sie endgültig zudrücken. Doch gleichzeitig spürte er auch, wie Alcarasán ihn stärkte, eine warme Welle, die von der Berührung des Serephins ausging, die Gedanken des Priesters umspülte und weitertrug.
    Ich weiß, dass du noch am Leben bist! Sprich mit mir, ich bitte dich!
    Einen endlosen Atemzug lang vernahm er nichts in seinem Verstand, nur das magische Lied der Serephin, die Manari unterstützten, und den tobenden Wintersturm. Doch dann hörte er ein Flüstern, direkt in seinem Ohr, fast niedergebrüllt von dem tobenden Lärm um ihn herum.
    Du bist es! Du bist tatsächlich gekommen – warum hast du das nur getan! Sie wird dich töten, wie sie mich getötet hat.
    Die Erleichterung, seinen Freund zu hören, wenn auch nur schwach und in seinen Gedanken, verlieh Pándaros ein wenig frische Kraft. Aber was meinte er mit »tot«?
    Du bist nicht tot. Du sprichst doch mit mir.
    Ranárs bedrückte Stimme klang bleischwer vor Kummer. Ich bin nur noch ein Gespenst, ein Schemen in der Finsternis. Bald wird sich dieser Widerhall endgültig aufgelöst haben. Ich sehne mich so sehr danach – ich will nur noch verschwinden und endlich Ruhe finden.
    Die Faust um Pándaros’ Brust packte wieder härter zu. Mühsam ordnete er seine Gedanken, um sie der Stimme seines Freundes wie eine Rettungsleine zuzuwerfen.
    Ranár, um unserer Freundschaft willen, hör mir zu – hör mir genau zu. Du bist nicht tot! Sie hat dich in dem Glauben gelassen, du seist gestorben, weil sie dich so leichter unter Kontrolle halten kann, aber du bist immer noch am Leben. Sie braucht deinen Körper lebendig, denn ein Leichnam nützt ihr nichts.
    Ranár antwortete

Weitere Kostenlose Bücher