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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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verändern ihr Wesen. Ihr Geist erfüllt das beinahe völlig verblasste Abbild des Wächterdrachens mit neuem Leben. Es nimmt an Dichte zu, gleichzeitig wandelt sich seine Gestalt. Die schemenhaften Umrisse des Drachen verändern sich zu der Form einer Wölfin im Sprung. Ihre rotglühenden Augen wenden sich Manaris Drachen zu, die Zähne sind zu einem wütenden, heiseren Knurren gefletscht, das wie Donnergrollen eines Gewitters über Carn Taar hinwegrollt.
    Enris traute seinen Augen nicht. Eben noch hatte Manari den Wächter der Ordnung vernichtet, und plötzlich füllte an der Stelle des verblassenden Drachens die schattenhafte Gestalt eines ungeheuren Wolfes den Himmel über Carn Taar aus. Sein hämmerndes Herz schlug ihm vor Aufregung bis zum Hals.
    »Das ist Neria!«, schrie er wie besessen Alcarasán zu. »Ich werde verrückt, sie hat es geschafft!«
    In dem Heulen des Sturms, dem heiseren Grollen der Geisterwölfin und dem wütenden Fauchen von Manaris Drachen als Antwort ging seine Stimme völlig unter. Der Serephin verstand ihn trotzdem.
    Wir müssen sie beschützen, solange sie noch ihre Kräfte sammelt , vernahm Pándaros die Stimme des Serephins in seinem Geist. Versuch es noch einmal – ruf deinen Freund!
    In Gedanken schleuderte der Priester seinen Ruf in die heulende Dunkelheit hinaus.
    Ranár, bitte, sprich mit mir. Du bist nicht tot.
    Endlich hörte er eine Antwort, so schwach gewispert, dass er sich alle Mühe geben musste, sie zu verstehen.
    Nicht ... tot? Immer noch ...
    Ay, du bist am Leben , schrie Pándaros in Gedanken. Sie benutzt deinen Körper, und das kann sie nur, solange dein Geist noch eine Verbindung zu ihm besitzt. Ranár, du musst jetzt loslassen. Geh! Steig ins Totenboot – du kannst ihr entkommen. All ihre Aufmerksamkeit ist gerade fort von dir.
    Ich kann fliehen? , hauchte die schwache, ungläubige Stimme. Es wird endlich Ruhe und Frieden geben? – Aber ich habe Angst zu gehen ... ich will nicht allein in der Dunkelheit sein ...
    Du wirst nicht allein sein , tröstete Pándaros ihn tränenüberströmt in Gedanken. Ich begleite dich. Ich habe meinem Körper zu viel zugemutet, aber es ist gut so. Komm mit mir. Wenn du sie verlässt, wird sie besiegt.
    Am Rand seiner Wahrnehmung hörte er Manaris Lindwurm gellend aufbrüllen. Hoch über ihnen sprang der geisterhafte Drache auf seinen Herausforderer in Wolfsgestalt zu, um ihn ebenso zu zerschmettern, wie er es mit dem Wächter der Erde getan hatte.
    Pándaros streckte eine Hand aus und fühlte eine zweite Hand, die die seine ergriff. Die Freude, die seinen Körper durchströmte, drängte den heftigen Schmerz in seiner Brust zurück.
    Ich bin so froh, dich endlich wiedergefunden zu haben.
    Das Heulen des Wintersturms war verstummt, und der Innenhof von Carn Taar war verschwunden. Vor ihm stand plötzlich Ranár. Seine hellblauen Augen zeugten nicht mehr von Manaris Anwesenheit. Der Priester zog Pándaros an sich und umarmte ihn.
    Es tut mir so leid, dass ich all dies herbeigeführt habe. Ich war so verblendet und dumm ...
    Schon gut , sagte Pándaros. Es war nicht deine Schuld. Wenigstens gehen wir den letzten Schritt gemeinsam. Das allein war die lange Reise wert.
    Hand in Hand, wie zwei Kinder, die sich gegenseitig Mut für ein gemeinsames Abenteuer machen wollten, stiegen sie in das Totenboot, um über das sonnenlose Meer ins Sommerland zu fahren.
    Enris spürte, wie der Priester zwischen Alcarasán und ihm zusammensackte. Im selben Moment sah er, wie Ranár vor ihnen in die Knie ging und seitwärts kippte. Erschrocken starrten die Serephinkrieger auf den reglosen Körper ihrer Anführerin im Schnee, ihre Hände noch immer ausgestreckt, obwohl sie den Zaubergesang schlagartig abgebrochen hatten. Der schemenhafte Drache, der von Ranár ausgegangen war, verblasste, das Maul immer noch zu einem unhörbaren Brüllen ausgestoßen. Nur Alcarasán und die entsetzten Serephinkrieger vernahmen Manaris grauenerregenden Schrei, als sich ihr Geist, getrennt von Ranárs totem Körper und unfähig, in ihren eigenen Körper in Vovinadhár zurückzukehren, auflöste. Ihr schrilles, entsetztes Kreischen vermischte sich mit dem Toben des Wintersturms und verwehte mit dem wirbelnden Schnee.
    Es hätte niemals so weit kommen dürfen , dachte Alcarasán geschockt und überwältigt von Trauer. Schwester, ich werde dich in Erinnerung behalten, wie du einst warst – aber dieses gequälte, hassenswerte Geschöpf, das mir zuletzt gegenüber stand, wie

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