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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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dunkel glänzende Oberfläche er sanft mit seinen Händen strich. Es war ein irrsinniger Plan gewesen, erwachsen aus der Verzweiflung, die er nur an diesem Ort in den Augen seiner Kameraden sehen konnte.
    Er wusste genau, weshalb er hierher gekommen war. Hatte er es nicht schon in dem Moment gewusst, als er durch das Quelor der Antara geschritten war und erkannt hatte, dass dies das Galamar seiner eigenen Vergangenheit war? Die Magie seiner verbannten Brüder und Schwestern hatte ihn an genau den Zeitpunkt zurückgebracht, den er in Gedanken niemals völlig hatte verlassen können – die Nacht vor der Entscheidung. Wie berechenbar er doch war! Suchte jenes Zimmer wie ein Verbrecher auf, den es an den Ort seiner Untat zurückzog! Er betrachtete die verzerrten Umrisse seines Gesichts auf der matt glänzenden Oberfläche des Tisches vor ihm. Unvermittelt hob er den Kopf, um sich erneut umzusehen. Die Antara mussten in seinem Verstand gelesen haben wie in einem offenen Buch – und das, ohne dass er die Empfindung eines Sellarats gehabt hatte. Zweifellos hatten sie sich während der Dauer ihrer Verbannung nicht ausgeruht. Ob sie ihn in diesem Moment beobachteten, um herauszufinden, was er tun würde?
    Er schloss seine Augen. Sein Verstand dehnte sich in alle Richtungen aus, aber die einzigen anderen Wesen, deren Leben er spüren konnte, waren die Serephin im Haus des Lukianis und im angrenzenden Tempel. Er war allein an diesem Ort.
    Auf einmal spürte er, dass sich mehrere Personen dem Zimmer näherten. Schnell trat er an die beiden langen Fenster in der hinteren Ecke des Raumes und zog die rechts und links von ihnen herabhängenden Vorhänge vor sich. Der dicke, graublaue Stoff würde ihn vor Entdeckung schützen. Er atmete tief ein und murmelte einige Worte zwischen den Zähnen. Sofort verloren sowohl seine Haut als auch seine Robe ihre Farbe, wurden durchscheinend wie Glas.
    Auch vor seinen Geist senkte sich ein unsichtbarer Vorhang und verbarg seine Anwesenheit vor den Serephin, die sich über den Flur dem Besprechungszimmer näherten und deren Kommen er deutlich spürte, auch wenn er ihre Schritte nicht hören konnte.
    Die Tür wurde aufgestoßen. Tiefe Erleichterung überkam Alcarasán, dass er denjenigen, der es so eilig hatte, in das Zimmer zu treten, nicht erblicken konnte. Hinter dem graublauen Stoff des Vorhangs, der dicht vor seinem Gesicht hing, hörte er seine eigene Stimme, ungeduldig, müde und angespannt.
    »Wie sicher ist die Quelle?«
    Weitere Schritte ertönten. Mehrere Begleiter betraten ebenfalls den Raum. Alcarasán stockte der Atem, als ihn die Erinnerung überfiel. Er musste nicht geschützt durch seinen Zauber hinter dem Stoff hervorlugen, um zu wissen, wer da sein jüngeres Selbst zu dieser fortgeschrittenen Stunde begleitet hatte. Er kannte jedes einzelne ihrer Gesichter, als hätten sie sich ihm mit Messern in die Seele geschnitzt.
    »Völlig verlässlich. Ich glaube nicht, dass er im Wahn geredet hat, bevor ihn das Leben verließ.«
    Vendaras. Seine Rechte Hand aus dem Haus des Lukianis. Der Schmerz traf Alcarasán wie ein unerwarteter Fausthieb. Die Tarnung seines Geistes flackerte und verschwand für einen winzigen Moment. Ohne es zu sehen wusste er, dass der Serephin, der seinem jüngeren Selbst geantwortet hatte, innehielt und sich umblickte, als erwartete er noch eine weitere Person im Türrahmen stehen zu sehen. So ruhig es ihm möglich war, atmete Alcarasán in seinem Versteck ein und aus, während er den Tarnungszauber erneut stärkte.
    Sein anderes Ich inmitten des Raumes wandte sich Vendaras zu, und dieser schob beiseite, was ihn eben noch kurz durcheinander gebracht hatte. »Wenn er es sich nicht eingebildet hat, dann sind wir in großen Schwierigkeiten.«
    Jemand ließ ein bitteres Lachen hören, das eher wie ein Schnauben klang. »Milde ausgedrückt.«
    Das war Onduria. Treue alte Seele! Düster und schlechtgelaunt, aber man hatte sich immer auf ihn verlassen können. Sofort tauchte sein breites Gesicht mit den stets halb zusammengekniffenen Augen in Alcarasáns Geist auf. Irgendwie hatte er ständig ausgesehen, als brüte er über etwas entsetzlich Unangenehmes nach.
    Während seine Magenschmerzen zunahmen, fragte sich Alcarasán, wie lange es wohl noch dauern mochte, bis er die beiden Stimmen vernehmen würde, vor denen er sich am meisten fürchtete. Auch sie waren in jener Nacht hier in diesem Raum gewesen, als das Schicksal von Mehanúr entschieden worden war.
    »Ein Heer

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