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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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funkelnden Sternen, der sich mit den dunkleren Umrissen der großen, breiten Blätter vermengte. Der Stamm des Baumes an dem er lehnte, wuchs in seinen Körper hinein, verband sich mit seinem Rückgrat und schenkte ihm von seiner Lebenskraft. Er fühlte sich wieder hellwach. Ein Rauschen erschütterte seinen Geist.
    Nerias beruhigende Stimme war nicht nur außerhalb von ihm, es war, als ob sie gleichzeitig auch seine eigene wäre. In einer Welt, die so im Fluss war, wie er es gerade empfand, musste es ein Kinderspiel sein, die Gestalt zu wechseln. Er konnte es, er musste sich nur genau vorstellen, was für eine Form er wählen wollte.
    Das einzig Feste und Beständige um ihn herum war Nerias beruhigender Händedruck. Selbst als die ersten Krämpfe sie schüttelten, ließ sie ihn nicht los. Die Wellen aus roher magischer Kraft, die ihren Körper durchfuhren, pflanzten sich zu ihm fort. Völlig unvermittelt fing sein Körper ebenfalls zu zucken an. Da er den Schmerz nicht gewöhnt war, erschreckte ihn dieser, aber gleichzeitig vernahm er Nerias gepresste Stimme in seinem Geist, die ihn ermahnte, ruhig zu bleiben und sich nicht zu wehren.
    Enris war, als würde ihn die stürmischste Brandung, die er jemals in seinem Leben am Meer erlebt hatte, von den Füßen reißen. Ohne nachzudenken versuchte er, sich erschrocken gegen diese Gewalt zu stemmen, die da auf ihn eindrang. Doch sofort herrschte Neria ihn in Gedanken an: Wehr dich nicht! Schwimm auf der Welle! Schwimm auf der Welle! Schwimm ...
    Der Rest ihrer Worte ertrank in einem ohrenbetäubenden, grollenden Brüllen, das ihrem weit aufgerissenen Mund entkam, und das nichts Menschliches mehr an sich hatte. Sie sackte zusammen und ließ Enris’ Hand los. Gleichzeitig gab Enris der Magie nach, die seinen Körper schüttelte. In seinem Geist sprang er in die Luft, als die nächste Welle aus Krämpfen ihn erfasste, tauchte tief in sie hinein und ließ sich von ihr tragen.
    Die Welle verwandelte sich in das dumpfe Pulsieren des Blutes in seinen Schläfen. Sein Körper schien in Flammen zu stehen, von den Haarspitzen bis zu den Fußsohlen brannte und juckte es entsetzlich. Er öffnete seinen Mund und schrie, heulte laut auf, ohne zu erkennen, dass er es war, der diese unmenschlichen Geräusche hervorbrachte. Sein Gesichtsfeld veränderte sich, wurde enger und trüb. Dafür roch er jetzt das Wesen neben sich, das ebenfalls brüllend und um sich tretend auf dem Erdboden lag, in überwältigender Schärfe, ohne dass es ihm unangenehm gewesen wäre. Die strenge Witterung vermengte sich mit der seines Fells, das seinen Körper mit rasender Geschwindigkeit überzog. In der Fülle dieses Geruchs verschwand der junge Mann, der er bisher gewesen war.
    Sobald die Krämpfe geendet hatten, sprang der Wolf blitzartig auf seine Läufe. Mit gesträubtem Fell sah er sich misstrauisch in alle Richtungen um und schnupperte die Düfte des fremdartigen nächtlichen Wäldchens auf der Hügelkuppe. Diese Gegend roch nicht nach den Orten, die jene schwache Ahnung einer menschlichen Erinnerung tief in ihm kannte. Das einzige Vertraute war der Duft der Wölfin neben ihm, die ihn ohne jede Scheu betrachtete. Sie sprang auf ihn zu, legte ihre Vorderpfoten auf seine Schultern und leckte schnell über seine Lefzen, bevor sie sich ebenso schnell wieder zurückzog. Der Wolf schüttelte sich überrascht, bevor er ihr aufgeregt hinterherrannte. Sie blieb gerade so lange stehen, dass er kurz an ihrem Hinterteil riechen konnte, dann setzte sie sich sofort wieder in Bewegung.
    Die beiden Wölfe jagten einander eine Weile durch das Wäldchen auf dem Hügelkamm. Dies lag nicht daran, dass sie sich beide nicht längst darüber einig gewesen wären in Hitze übereinander herzufallen. Aber dies war nicht ihr Jagdgebiet, nicht ihr Zuhause. Die ungewöhnlich breiten Stämme der sich um sie herum auftürmenden Bäume knarrten und ächzten mit ihren rauen, alten Stimmen im Wind, und ihre Blätter warfen seltsame Schatten. Die durch das Dickicht eilenden Tiere erkundeten in ihrem Spiel erst gänzlich die bewaldete Anhöhe und markierten sie mit ihrem Harn, bevor sie sich schließlich einander zuwandten.
    Es gelang Enris später niemals, den Erinnerungen an jene Nacht deutliche Bilder abzuringen. Diese waren ihm ebenso verwehrt, wie noch einmal in der Gestalt eines wilden Tieres auf vier Pfoten über taunassen Waldboden zu streifen. Aber das war auch nicht notwendig. Es gab andere Eindrücke, die ihm blieben, oft

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